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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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Gall. S. 628 Nr. 113--115. Klein A. d. I. 1877 p. 261
n. 1.
C) Aias und Kassandra. Overbeck S. 635 Nr. 124--132.
Heydemann a. a. O. S. 29, Anm. 4. Klein, A. d. I.
1877 p. 251.
D) Fortführung der Polyxena zum Grabhügel des Achilleus:
bis jetzt nur auf einer Hydria des Berliner Museums
Nr. 1694. Gerhard Trinkschalen und Gefässe II, 16.
Overbeck XXVII, 17.
E) Flucht des Aineias. Overbeck S. 655. Heydemann
S. 31 n. 1. Luckenbach S. 630.

Hierzu kommt im fünften Jahrhundert die erst auf rot-
figurigen Vasen bildlich dargestellte attische Sage von der Auffin-
dung der Aithra durch Akamas und Demophon (s. S. 58).

Der erste Schritt zu einer grösseren Komposition geschieht
durch die Vereinigung von zunächst nur zwei Scenen; eine solche
liegt vollzogen vor auf der schwarzfigurigen Amphora des Ber-
liner Museums (Gerhard Etrusk. u. campan. Vasenb. T. 21,
Overbeck Her. Gall. XXXVI 18.), auf welcher die beiden
wichtigsten, gewissermassen den Abschluss des troischen Krieges
bedeutenden Scenen A und B, also der Tod des Priamos und
die Wiedergewinnung der Helena, zu einem einheitlichen Bilde
zusammengefasst sind. Ausser zwei jammernden und flehenden
Frauen, die auch sonst auf A vorkommen und zweifellos als Töchter
des Priamos zu deuten sind, ist vor Allem die Leiche eines
bärtigen Mannes hinzugefügt, dessen Oberkörper zwischen den
Füssen des Neoptolemos sichtbar wird. Die gewöhnliche An-
nahme erklärt ihn für einen eben von Neoptolemos getöteten
Troer, der dann von den Einen nach Vergil Polites, von den
Andern nach Lesches und Arktinos Agenor benannt wird.
Letzteres ist an sich möglich; aber für Polites Tod besitzen wir
kein altes Zeugnis, und der sinnreiche Einfall, dass dieser
Priamide, der treue Wächter der Burg und Stadt (vgl. oben
S. 16 Anm. 11,), zuletzt allein von seinen Brüdern übrig ist und
allein den greisen Vater noch zu schützen sucht, darf mit hoher
Wahrscheinlichkeit der alexandrinischen Periode zugeschrieben

Gall. S. 628 Nr. 113—115. Klein A. d. I. 1877 p. 261
n. 1.
C) Aias und Kassandra. Overbeck S. 635 Nr. 124—132.
Heydemann a. a. O. S. 29, Anm. 4. Klein, A. d. I.
1877 p. 251.
D) Fortführung der Polyxena zum Grabhügel des Achilleus:
bis jetzt nur auf einer Hydria des Berliner Museums
Nr. 1694. Gerhard Trinkschalen und Gefässe II, 16.
Overbeck XXVII, 17.
E) Flucht des Aineias. Overbeck S. 655. Heydemann
S. 31 n. 1. Luckenbach S. 630.

Hierzu kommt im fünften Jahrhundert die erst auf rot-
figurigen Vasen bildlich dargestellte attische Sage von der Auffin-
dung der Aithra durch Akamas und Demophon (s. S. 58).

Der erste Schritt zu einer gröſseren Komposition geschieht
durch die Vereinigung von zunächst nur zwei Scenen; eine solche
liegt vollzogen vor auf der schwarzfigurigen Amphora des Ber-
liner Museums (Gerhard Etrusk. u. campan. Vasenb. T. 21,
Overbeck Her. Gall. XXXVI 18.), auf welcher die beiden
wichtigsten, gewissermaſsen den Abschluſs des troischen Krieges
bedeutenden Scenen A und B, also der Tod des Priamos und
die Wiedergewinnung der Helena, zu einem einheitlichen Bilde
zusammengefaſst sind. Auſser zwei jammernden und flehenden
Frauen, die auch sonst auf A vorkommen und zweifellos als Töchter
des Priamos zu deuten sind, ist vor Allem die Leiche eines
bärtigen Mannes hinzugefügt, dessen Oberkörper zwischen den
Füſsen des Neoptolemos sichtbar wird. Die gewöhnliche An-
nahme erklärt ihn für einen eben von Neoptolemos getöteten
Troer, der dann von den Einen nach Vergil Polites, von den
Andern nach Lesches und Arktinos Agenor benannt wird.
Letzteres ist an sich möglich; aber für Polites Tod besitzen wir
kein altes Zeugnis, und der sinnreiche Einfall, daſs dieser
Priamide, der treue Wächter der Burg und Stadt (vgl. oben
S. 16 Anm. 11,), zuletzt allein von seinen Brüdern übrig ist und
allein den greisen Vater noch zu schützen sucht, darf mit hoher
Wahrscheinlichkeit der alexandrinischen Periode zugeschrieben

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[60/0074] Gall. S. 628 Nr. 113—115. Klein A. d. I. 1877 p. 261 n. 1. C) Aias und Kassandra. Overbeck S. 635 Nr. 124—132. Heydemann a. a. O. S. 29, Anm. 4. Klein, A. d. I. 1877 p. 251. D) Fortführung der Polyxena zum Grabhügel des Achilleus: bis jetzt nur auf einer Hydria des Berliner Museums Nr. 1694. Gerhard Trinkschalen und Gefässe II, 16. Overbeck XXVII, 17. E) Flucht des Aineias. Overbeck S. 655. Heydemann S. 31 n. 1. Luckenbach S. 630. Hierzu kommt im fünften Jahrhundert die erst auf rot- figurigen Vasen bildlich dargestellte attische Sage von der Auffin- dung der Aithra durch Akamas und Demophon (s. S. 58). Der erste Schritt zu einer gröſseren Komposition geschieht durch die Vereinigung von zunächst nur zwei Scenen; eine solche liegt vollzogen vor auf der schwarzfigurigen Amphora des Ber- liner Museums (Gerhard Etrusk. u. campan. Vasenb. T. 21, Overbeck Her. Gall. XXXVI 18.), auf welcher die beiden wichtigsten, gewissermaſsen den Abschluſs des troischen Krieges bedeutenden Scenen A und B, also der Tod des Priamos und die Wiedergewinnung der Helena, zu einem einheitlichen Bilde zusammengefaſst sind. Auſser zwei jammernden und flehenden Frauen, die auch sonst auf A vorkommen und zweifellos als Töchter des Priamos zu deuten sind, ist vor Allem die Leiche eines bärtigen Mannes hinzugefügt, dessen Oberkörper zwischen den Füſsen des Neoptolemos sichtbar wird. Die gewöhnliche An- nahme erklärt ihn für einen eben von Neoptolemos getöteten Troer, der dann von den Einen nach Vergil Polites, von den Andern nach Lesches und Arktinos Agenor benannt wird. Letzteres ist an sich möglich; aber für Polites Tod besitzen wir kein altes Zeugnis, und der sinnreiche Einfall, daſs dieser Priamide, der treue Wächter der Burg und Stadt (vgl. oben S. 16 Anm. 11,), zuletzt allein von seinen Brüdern übrig ist und allein den greisen Vater noch zu schützen sucht, darf mit hoher Wahrscheinlichkeit der alexandrinischen Periode zugeschrieben

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/74>, abgerufen am 03.05.2024.