Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Des Friedewünschenden Teutschlandes zeiget sich vor dem Schlosse eine gahr wunder-bare und possierliche Gesellschafft/ derer glei- chen Jch die zeit meines Lebens nicht gesehen. Teutschland. Was sind es denn vor Krea- turen? Sie werden dennoch den Menschen ähnlich sehen? Hofemeister. Ja Gnädigste Königinn/ es sind zwahr Menschen/ aber sehr seltzame Eben- theurer dabei. Sie haben einen Geleitsmann oder Führer/ dem ist sein Haubt mit einer Sturmhauben/ woran Flügel/ bedekket/ auch hat er geflügelte Füsse und führet einen Skep- ter in der Hand mit zweien Schlangen üm- wunden. Teutschland. O ho/ daß wird etwann der Heiden Poetischer Merkurius seyn/ welchen die Mahler in einem solchen Habit pflegen ab- zubilden! Aber/ sagt mir/ wovor geben sich denn die andere aus? Hofemeister. Gnädigste Frau/ itzgedachter Jhr Führer oder Geleitsmann/ saget außtrük- lich/ daß sie alte Teutsche Helden/ ja berühmte Könige und Fürsten sind; Jch aber dörffte sie viel ehender vor alte Henker ansehn/ denn sie grosse breite Schwehrter führen und wunder- seltzahm bekleidet einher gehen. Jn Sum- ma/
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes zeiget ſich vor dem Schloſſe eine gahr wunder-bare und poſſierliche Geſellſchafft/ derer glei- chen Jch die zeit meines Lebens nicht geſehen. Teutſchland. Was ſind es denn vor Krea- turen? Sie werden dennoch den Menſchen aͤhnlich ſehen? Hofemeiſter. Ja Gnaͤdigſte Koͤniginn/ es ſind zwahr Menſchen/ aber ſehr ſeltzame Eben- theurer dabei. Sie haben einen Geleitsmann oder Fuͤhrer/ dem iſt ſein Haubt mit einer Sturmhauben/ woran Fluͤgel/ bedekket/ auch hat er gefluͤgelte Fuͤſſe und fuͤhret einen Skep- ter in der Hand mit zweien Schlangen uͤm- wunden. Teutſchland. O ho/ daß wird etwann der Heiden Poetiſcher Merkurius ſeyn/ welchen die Mahler in einem ſolchen Habit pflegen ab- zubilden! Aber/ ſagt mir/ wovor geben ſich deñ die andere aus? Hofemeiſter. Gnaͤdigſte Frau/ itzgedachter Jhr Fuͤhrer oder Geleitsmañ/ ſaget außtruͤk- lich/ daß ſie alte Teutſche Helden/ ja beruͤhmte Koͤnige und Fuͤrſten ſind; Jch aber doͤrffte ſie viel ehender vor alte Henker anſehn/ denn ſie groſſe breite Schwehrter fuͤhren und wunder- ſeltzahm bekleidet einher gehen. Jn Sum- ma/
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Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
zeiget ſich vor dem Schloſſe eine gahr wunder-
bare und poſſierliche Geſellſchafft/ derer glei-
chen Jch die zeit meines Lebens nicht geſehen.
Teutſchland. Was ſind es denn vor Krea-
turen? Sie werden dennoch den Menſchen
aͤhnlich ſehen?
Hofemeiſter. Ja Gnaͤdigſte Koͤniginn/ es
ſind zwahr Menſchen/ aber ſehr ſeltzame Eben-
theurer dabei. Sie haben einen Geleitsmann
oder Fuͤhrer/ dem iſt ſein Haubt mit einer
Sturmhauben/ woran Fluͤgel/ bedekket/ auch
hat er gefluͤgelte Fuͤſſe und fuͤhret einen Skep-
ter in der Hand mit zweien Schlangen uͤm-
wunden.
Teutſchland. O ho/ daß wird etwann der
Heiden Poetiſcher Merkurius ſeyn/ welchen
die Mahler in einem ſolchen Habit pflegen ab-
zubilden! Aber/ ſagt mir/ wovor geben ſich deñ
die andere aus?
Hofemeiſter. Gnaͤdigſte Frau/ itzgedachter
Jhr Fuͤhrer oder Geleitsmañ/ ſaget außtruͤk-
lich/ daß ſie alte Teutſche Helden/ ja beruͤhmte
Koͤnige und Fuͤrſten ſind; Jch aber doͤrffte ſie
viel ehender vor alte Henker anſehn/ denn ſie
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Zitationshilfe: | Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/94>, abgerufen am 16.02.2025. |