Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Friedewünschenden Teutschlandes
Reue und Buhsse bei der unendlichen Barm-
hertzigkeit Gottes gnädige Verzeihung dei-
ner so vielfältigen Sünde.
Teutschland etlicher mahssen zur Erkäntnisse kom-
mend/ fället gantz demühtig nieder auff Jhre Knie
und fähet an mit kläglicher Stimme und sehr jäm-
merlichen Gebehrden folgender gestalt zu reden:

Ach Jch armes/ elendes und hochbetrübtes
Weib/ nunmehr erkenne Jch erstlich meine
überaus grosse Unwürdigkeit. Ach/ wie ha-
be Jch so bößlich bißhero gelebet/ so übel ge-
handelt/ so schändlich gehauset/ so vielfältig ge-
sündiget und den aller gerechtesten Gott durch
solchen meinen unchristlichen Wandel zu bil-
lichem Zorn erreget. Ach/ meiner Sünde ist
viel mehr/ als des Sandes am Meer/ wie eine
schwere Last sind sie mir zu schwehr worden/
Jch eitere und stinke vor meiner Bößheit/ Jch
bin nicht wehrt/ daß Jch ein Mensch/ Jch ge-
schweige denn ein Kind Gottes sol heissen/ Ach
Gott/ sei mir armen/ elenden/ hochbetrübten
Sünderinnen gnädig und barmhertzig!
Merkurius. O Teutschland/ daß waren et-
licher mahssen demühtige und buhßfertige
Wohrte einer leidtragenden Sunderinn/ wolte
Gott/ daß sie dir nur recht von Hertzen gehen
müchten!
Friede.
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Reue und Buhſſe bei der unendlichen Barm-
hertzigkeit Gottes gnaͤdige Verzeihung dei-
ner ſo vielfaͤltigen Suͤnde.
Teutſchland etlicher mahſſen zur Erkaͤntniſſe kom-
mend/ faͤllet gantz demuͤhtig nieder auff Jhre Knie
und faͤhet an mit klaͤglicher Stimme und ſehr jaͤm-
merlichen Gebehrden folgender geſtalt zu reden:

Ach Jch armes/ elendes und hochbetruͤbtes
Weib/ nunmehr erkenne Jch erſtlich meine
uͤberaus groſſe Unwuͤrdigkeit. Ach/ wie ha-
be Jch ſo boͤßlich bißhero gelebet/ ſo uͤbel ge-
handelt/ ſo ſchaͤndlich gehauſet/ ſo vielfaͤltig ge-
ſuͤndiget und den aller gerechteſten Gott durch
ſolchen meinen unchriſtlichen Wandel zu bil-
lichem Zorn erreget. Ach/ meiner Suͤnde iſt
viel mehr/ als des Sandes am Meer/ wie eine
ſchwere Laſt ſind ſie mir zu ſchwehr worden/
Jch eitere und ſtinke vor meiner Boͤßheit/ Jch
bin nicht wehrt/ daß Jch ein Menſch/ Jch ge-
ſchweige denn ein Kind Gottes ſol heiſſen/ Ach
Gott/ ſei mir armen/ elenden/ hochbetruͤbten
Suͤnderinnen gnaͤdig und barmhertzig!
Merkurius. O Teutſchland/ daß waren et-
licher mahſſen demuͤhtige und buhßfertige
Wohrte einer leidtragenden Sůnderiñ/ wolte
Gott/ daß ſie dir nur recht von Hertzen gehen
muͤchten!
Friede.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FRI">
            <p><pb facs="#f0246" n="179[178]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Friedewu&#x0364;n&#x017F;chenden Teut&#x017F;chlandes</hi></fw><lb/>
Reue und Buh&#x017F;&#x017F;e bei der unendlichen Barm-<lb/>
hertzigkeit Gottes gna&#x0364;dige Verzeihung dei-<lb/>
ner &#x017F;o vielfa&#x0364;ltigen Su&#x0364;nde.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland</hi> </speaker>
            <stage> <hi rendition="#fr">etlicher mah&#x017F;&#x017F;en zur Erka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;e kom-<lb/>
mend/ fa&#x0364;llet gantz demu&#x0364;htig nieder auff Jhre Knie<lb/>
und fa&#x0364;het an mit kla&#x0364;glicher Stimme und &#x017F;ehr ja&#x0364;m-<lb/>
merlichen Gebehrden folgender ge&#x017F;talt zu reden:</hi> </stage><lb/>
            <p>Ach Jch armes/ elendes und hochbetru&#x0364;btes<lb/>
Weib/ nunmehr erkenne Jch er&#x017F;tlich meine<lb/>
u&#x0364;beraus gro&#x017F;&#x017F;e Unwu&#x0364;rdigkeit. Ach/ wie ha-<lb/>
be Jch &#x017F;o bo&#x0364;ßlich bißhero gelebet/ &#x017F;o u&#x0364;bel ge-<lb/>
handelt/ &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich gehau&#x017F;et/ &#x017F;o vielfa&#x0364;ltig ge-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ndiget und den aller gerechte&#x017F;ten Gott durch<lb/>
&#x017F;olchen meinen unchri&#x017F;tlichen Wandel zu bil-<lb/>
lichem Zorn erreget. Ach/ meiner Su&#x0364;nde i&#x017F;t<lb/>
viel mehr/ als des Sandes am Meer/ wie eine<lb/>
&#x017F;chwere La&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;ie mir zu &#x017F;chwehr worden/<lb/>
Jch eitere und &#x017F;tinke vor meiner Bo&#x0364;ßheit/ Jch<lb/>
bin nicht wehrt/ daß Jch ein Men&#x017F;ch/ Jch ge-<lb/>
&#x017F;chweige denn ein Kind Gottes &#x017F;ol hei&#x017F;&#x017F;en/ Ach<lb/>
Gott/ &#x017F;ei mir armen/ elenden/ hochbetru&#x0364;bten<lb/>
Su&#x0364;nderinnen gna&#x0364;dig und barmhertzig!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Merkurius.</hi> </speaker>
            <p>O Teut&#x017F;chland/ daß waren et-<lb/>
licher mah&#x017F;&#x017F;en demu&#x0364;htige und buhßfertige<lb/>
Wohrte einer leidtragenden S&#x016F;nderin&#x0303;/ wolte<lb/>
Gott/ daß &#x017F;ie dir nur recht von Hertzen gehen<lb/>
mu&#x0364;chten!</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Friede.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179[178]/0246] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes Reue und Buhſſe bei der unendlichen Barm- hertzigkeit Gottes gnaͤdige Verzeihung dei- ner ſo vielfaͤltigen Suͤnde. Teutſchland etlicher mahſſen zur Erkaͤntniſſe kom- mend/ faͤllet gantz demuͤhtig nieder auff Jhre Knie und faͤhet an mit klaͤglicher Stimme und ſehr jaͤm- merlichen Gebehrden folgender geſtalt zu reden: Ach Jch armes/ elendes und hochbetruͤbtes Weib/ nunmehr erkenne Jch erſtlich meine uͤberaus groſſe Unwuͤrdigkeit. Ach/ wie ha- be Jch ſo boͤßlich bißhero gelebet/ ſo uͤbel ge- handelt/ ſo ſchaͤndlich gehauſet/ ſo vielfaͤltig ge- ſuͤndiget und den aller gerechteſten Gott durch ſolchen meinen unchriſtlichen Wandel zu bil- lichem Zorn erreget. Ach/ meiner Suͤnde iſt viel mehr/ als des Sandes am Meer/ wie eine ſchwere Laſt ſind ſie mir zu ſchwehr worden/ Jch eitere und ſtinke vor meiner Boͤßheit/ Jch bin nicht wehrt/ daß Jch ein Menſch/ Jch ge- ſchweige denn ein Kind Gottes ſol heiſſen/ Ach Gott/ ſei mir armen/ elenden/ hochbetruͤbten Suͤnderinnen gnaͤdig und barmhertzig! Merkurius. O Teutſchland/ daß waren et- licher mahſſen demuͤhtige und buhßfertige Wohrte einer leidtragenden Sůnderiñ/ wolte Gott/ daß ſie dir nur recht von Hertzen gehen muͤchten! Friede.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/246
Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 179[178]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/246>, abgerufen am 03.05.2024.