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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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Andere Handelung.
bezwingen und überwinden.

Hie wird der in-
nere Schauplatz geöffnet und sitzet Teutschland gantz
allein in einem sehr tieffen Schlaffe/ hat keinen Men-
schen üm sich/ sind auch Tische/ Stühle/ nebenst allen
anderen Sachen schon hinweg geraumet.

Aber/
siehe da/ ist daß nicht das sichere Teutschland?
Ach ja/ eben sie ist es. Ach schläffest du noch?
Ach schlummerst du noch/ o du rasendes Weib?
Ach wie werden dich deine vielfältige Feinde
aus diesem harten Schlaffe auffwekken! Für-
wahr mich jammert deiner von Hertzen/ und
ob du mich schon nebenst denen hochgerühm-
ten alten Teutschen Helden auff das aller-
schimpflichste hast abgewiesen/ so kan Jch doch
nicht unterlassen mich deiner/ O du elendes
und jämmerlich-betrogenes Weib mitleident-
lich zu erbarmen.

Hie wird gahr sanfft auff Jn-
strumenten gespielet und nachfolgendes Liedlein/
(dessen Melodei am Ende dieses Schauspiels zu
finden/) von dem Merkurio fein hell/ klahr und
deutlich mit sonderbahrer bewegniß seiner Gebehr-
den gesungen:
1.
SJchers Teutschland schläffst du noch?
Ach wie nah' ist dir dein Joch/
Daß dich hart wird drükken/
Und dein Antlitz dürr' und bleich
Jämmerlich erstikken/
Wach'
F iij

Andere Handelung.
bezwingen und uͤberwinden.

Hie wird der in-
nere Schauplatz geoͤffnet und ſitzet Teutſchland gantz
allein in einem ſehr tieffen Schlaffe/ hat keinen Men-
ſchen uͤm ſich/ ſind auch Tiſche/ Stuͤhle/ nebenſt allen
anderen Sachen ſchon hinweg geraumet.

Aber/
ſiehe da/ iſt daß nicht das ſichere Teutſchland?
Ach ja/ eben ſie iſt es. Ach ſchlaͤffeſt du noch?
Ach ſchlum̃erſt du noch/ o du raſendes Weib?
Ach wie werden dich deine vielfaͤltige Feinde
aus dieſem harten Schlaffe auffwekken! Fuͤr-
wahr mich jammert deiner von Hertzen/ und
ob du mich ſchon nebenſt denen hochgeruͤhm-
ten alten Teutſchen Helden auff das aller-
ſchimpflichſte haſt abgewieſen/ ſo kan Jch doch
nicht unterlaſſen mich deiner/ O du elendes
und jaͤmmerlich-betrogenes Weib mitleident-
lich zu erbarmen.

Hie wird gahr ſanfft auff Jn-
ſtrumenten geſpielet und nachfolgendes Liedlein/
(deſſen Melodei am Ende dieſes Schauſpiels zu
finden/) von dem Merkurio fein hell/ klahr und
deutlich mit ſonderbahrer bewegniß ſeiner Gebehr-
den geſungen:
1.
SJchers Teutſchland ſchlaͤffſt du noch?
Ach wie nah’ iſt dir dein Joch/
Daß dich hart wird druͤkken/
Und dein Antlitz duͤrr’ und bleich
Jaͤmmerlich erſtikken/
Wach’
F iij
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[84[83]/0151] Andere Handelung. bezwingen und uͤberwinden. Hie wird der in- nere Schauplatz geoͤffnet und ſitzet Teutſchland gantz allein in einem ſehr tieffen Schlaffe/ hat keinen Men- ſchen uͤm ſich/ ſind auch Tiſche/ Stuͤhle/ nebenſt allen anderen Sachen ſchon hinweg geraumet. ☽ Aber/ ſiehe da/ iſt daß nicht das ſichere Teutſchland? Ach ja/ eben ſie iſt es. Ach ſchlaͤffeſt du noch? Ach ſchlum̃erſt du noch/ o du raſendes Weib? Ach wie werden dich deine vielfaͤltige Feinde aus dieſem harten Schlaffe auffwekken! Fuͤr- wahr mich jammert deiner von Hertzen/ und ob du mich ſchon nebenſt denen hochgeruͤhm- ten alten Teutſchen Helden auff das aller- ſchimpflichſte haſt abgewieſen/ ſo kan Jch doch nicht unterlaſſen mich deiner/ O du elendes und jaͤmmerlich-betrogenes Weib mitleident- lich zu erbarmen. Hie wird gahr ſanfft auff Jn- ſtrumenten geſpielet und nachfolgendes Liedlein/ (deſſen Melodei am Ende dieſes Schauſpiels zu finden/) von dem Merkurio fein hell/ klahr und deutlich mit ſonderbahrer bewegniß ſeiner Gebehr- den geſungen: 1. SJchers Teutſchland ſchlaͤffſt du noch? Ach wie nah’ iſt dir dein Joch/ Daß dich hart wird druͤkken/ Und dein Antlitz duͤrr’ und bleich Jaͤmmerlich erſtikken/ Wach’ F iij

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 84[83]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/151>, abgerufen am 22.11.2024.