Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Friedewünschenden Teutschlandes.
Allerhöhesten/ dir die Wahrheit sol sagen und
dich vor dem bevorstehendem Unglükke ge-
treulich warnen: Darüm höre mir zu: Bist
du nicht eine rechte Epikurische Verächterinn
Gottes und seines heiligen Wohrtes? Deine
Zunge hast du gewohnet zuem Fluchen und
deine Lippen zu Schmähen/ du gehorchest kei-
nem wolgemeintem Raht mehr: Ja Teütsch-
land/ du bist auffrührisch/ streitest wieder dein
eigenes Haubt mit unmessigen fressen und
sauffen Tag und Nacht/ und verdirbest da-
durch jämmerlich deine eigne Glieder/ deine
Hände wäschest du im Bluhte und hast nich-
tes anders als Krieg im Sinne/ der unschül-
dige muß leiden und die Frommen müssen
gequählet werden. Du führest ein üppiges
und unzüchtiges schandwesen: Deine Huri-
sche Geilheit ist nicht zuersättigen/ du raubest
und stielest heimlich und öffentlich/ dein Geitz
ist unermäslich/ du unterdrukkest die Armen
und schaffest recht den Gottlosen: O
Teütschland/ Teütschland/ alle Treu und Red-
lichkeit hast du hinweg getrieben und befleissi-
gest dich deß Liegens/ verleümdens und be-
triegens/ Ja Teütschland/ deiner Sünde und
Untugend ist so viel/ daß sie auch den Sand
am
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes.
Allerhoͤheſten/ dir die Wahrheit ſol ſagen und
dich vor dem bevorſtehendem Ungluͤkke ge-
treulich warnen: Daruͤm hoͤre mir zu: Biſt
du nicht eine rechte Epikuriſche Veraͤchterinn
Gottes und ſeines heiligen Wohrtes? Deine
Zunge haſt du gewohnet zuem Fluchen und
deine Lippen zu Schmaͤhen/ du gehorcheſt kei-
nem wolgemeintem Raht mehr: Ja Teuͤtſch-
land/ du biſt auffruͤhriſch/ ſtreiteſt wieder dein
eigenes Haubt mit unmeſſigen freſſen und
ſauffen Tag und Nacht/ und verdirbeſt da-
durch jaͤmmerlich deine eigne Glieder/ deine
Haͤnde waͤſcheſt du im Bluhte und haſt nich-
tes anders als Krieg im Sinne/ der unſchuͤl-
dige muß leiden und die Frommen muͤſſen
gequaͤhlet werden. Du fuͤhreſt ein uͤppiges
und unzuͤchtiges ſchandweſen: Deine Huri-
ſche Geilheit iſt nicht zuerſaͤttigen/ du raubeſt
und ſtieleſt heimlich und oͤffentlich/ dein Geitz
iſt unermaͤſlich/ du unterdrukkeſt die Armen
und ſchaffeſt recht den Gottloſen: O
Teuͤtſchland/ Teuͤtſchland/ alle Treu und Red-
lichkeit haſt du hinweg getrieben und befleiſſi-
geſt dich deß Liegens/ verleuͤmdens und be-
triegens/ Ja Teuͤtſchland/ deiner Suͤnde und
Untugend iſt ſo viel/ daß ſie auch den Sand
am
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MER">
            <p><pb facs="#f0108" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Friedewu&#x0364;n&#x017F;chenden Teut&#x017F;chlandes.</hi></fw><lb/>
Allerho&#x0364;he&#x017F;ten/ dir die Wahrheit &#x017F;ol &#x017F;agen und<lb/>
dich vor dem bevor&#x017F;tehendem Unglu&#x0364;kke ge-<lb/>
treulich warnen: Daru&#x0364;m ho&#x0364;re mir zu: Bi&#x017F;t<lb/>
du nicht eine rechte Epikuri&#x017F;che Vera&#x0364;chterinn<lb/>
Gottes und &#x017F;eines heiligen Wohrtes? Deine<lb/>
Zunge ha&#x017F;t du gewohnet zuem Fluchen und<lb/>
deine Lippen zu Schma&#x0364;hen/ du gehorche&#x017F;t kei-<lb/>
nem wolgemeintem Raht mehr: Ja Teu&#x0364;t&#x017F;ch-<lb/>
land/ du bi&#x017F;t auffru&#x0364;hri&#x017F;ch/ &#x017F;treite&#x017F;t wieder dein<lb/>
eigenes Haubt mit unme&#x017F;&#x017F;igen fre&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
&#x017F;auffen Tag und Nacht/ und verdirbe&#x017F;t da-<lb/>
durch ja&#x0364;mmerlich deine eigne Glieder/ deine<lb/>
Ha&#x0364;nde wa&#x0364;&#x017F;che&#x017F;t du im Bluhte und ha&#x017F;t nich-<lb/>
tes anders als Krieg im Sinne/ der un&#x017F;chu&#x0364;l-<lb/>
dige muß leiden und die Frommen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gequa&#x0364;hlet werden. Du fu&#x0364;hre&#x017F;t ein u&#x0364;ppiges<lb/>
und unzu&#x0364;chtiges &#x017F;chandwe&#x017F;en: Deine Huri-<lb/>
&#x017F;che Geilheit i&#x017F;t nicht zuer&#x017F;a&#x0364;ttigen/ du raube&#x017F;t<lb/>
und &#x017F;tiele&#x017F;t heimlich und o&#x0364;ffentlich/ dein Geitz<lb/>
i&#x017F;t unerma&#x0364;&#x017F;lich/ du unterdrukke&#x017F;t die Armen<lb/>
und &#x017F;chaffe&#x017F;t recht den Gottlo&#x017F;en: O<lb/>
Teu&#x0364;t&#x017F;chland/ Teu&#x0364;t&#x017F;chland/ alle Treu und Red-<lb/>
lichkeit ha&#x017F;t du hinweg getrieben und beflei&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
ge&#x017F;t dich deß Liegens/ verleu&#x0364;mdens und be-<lb/>
triegens/ Ja Teu&#x0364;t&#x017F;chland/ deiner Su&#x0364;nde und<lb/>
Untugend i&#x017F;t &#x017F;o viel/ daß &#x017F;ie auch den Sand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">am</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0108] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. Allerhoͤheſten/ dir die Wahrheit ſol ſagen und dich vor dem bevorſtehendem Ungluͤkke ge- treulich warnen: Daruͤm hoͤre mir zu: Biſt du nicht eine rechte Epikuriſche Veraͤchterinn Gottes und ſeines heiligen Wohrtes? Deine Zunge haſt du gewohnet zuem Fluchen und deine Lippen zu Schmaͤhen/ du gehorcheſt kei- nem wolgemeintem Raht mehr: Ja Teuͤtſch- land/ du biſt auffruͤhriſch/ ſtreiteſt wieder dein eigenes Haubt mit unmeſſigen freſſen und ſauffen Tag und Nacht/ und verdirbeſt da- durch jaͤmmerlich deine eigne Glieder/ deine Haͤnde waͤſcheſt du im Bluhte und haſt nich- tes anders als Krieg im Sinne/ der unſchuͤl- dige muß leiden und die Frommen muͤſſen gequaͤhlet werden. Du fuͤhreſt ein uͤppiges und unzuͤchtiges ſchandweſen: Deine Huri- ſche Geilheit iſt nicht zuerſaͤttigen/ du raubeſt und ſtieleſt heimlich und oͤffentlich/ dein Geitz iſt unermaͤſlich/ du unterdrukkeſt die Armen und ſchaffeſt recht den Gottloſen: O Teuͤtſchland/ Teuͤtſchland/ alle Treu und Red- lichkeit haſt du hinweg getrieben und befleiſſi- geſt dich deß Liegens/ verleuͤmdens und be- triegens/ Ja Teuͤtſchland/ deiner Suͤnde und Untugend iſt ſo viel/ daß ſie auch den Sand am

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/108
Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/108>, abgerufen am 23.11.2024.