Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Erste Handelung. mest du dich nicht die zahrten Ohren einer somächtigen Königinnen/ deß unüberwindlich- sten Teutschlandes mit so gantz ungereimten Plaudereien zu beschwehren/ Ey sehet doch die schöne Könige und Fürsten/ welche wie die Fast- nachbutzen/ oder wie die Hechleuträger und Schornsteinfeger herein tretten: Man könte sie fürwahr ahrtig in einer Comoechen oder Mascaraden gebrauchen/ aber Jch halte gäntzlich davor/ daß sie weder ein Ballet, noch eine Courante, noch eine Gagliarda zu Tan- tzen wissen/ so gahr nichtes ist doch a Ja mode an diesen Saurtöpfen/ welche mit Jhren freündlichen Angesichtern den allersüssesten Wein in Essig solten verwandlen/ zu finden. Nein/ ümme Gottes willen/ bringet mir solche plümpe und indiscrete Kerls nicht mehr nach Hofe. Meine Teütsche Printzen/ Edelleüte und favoriten wissen sich ein weinig besser zu comportiren, ja so nettement nach der Französischen manier in Kleideren gebehr- den/ Wohrten und allem Jhrem thun und lassen zu halten/ daß man sich zum allerhöhe- sten drüber kan delectiren. Diese 4. Fanta- sten aber wollen alles auff die alte Teütsche manier haben/ plauderen zu dem ende heraus alles C iiij
Erſte Handelung. meſt du dich nicht die zahrten Ohren einer ſomaͤchtigen Koͤniginnen/ deß unuͤberwindlich- ſten Teutſchlandes mit ſo gantz ungereimten Plaudereien zu beſchwehren/ Ey ſehet doch die ſchoͤne Koͤnige und Fuͤrſten/ welche wie die Faſt- nachbutzen/ oder wie die Hechleutraͤger und Schornſteinfeger herein tretten: Man koͤnte ſie fuͤrwahr ahrtig in einer Comœchen oder Maſcaraden gebrauchen/ aber Jch halte gaͤntzlich davor/ daß ſie weder ein Ballet, noch eine Courante, noch eine Gagliarda zu Tan- tzen wiſſen/ ſo gahr nichtes iſt doch a Ja mode an dieſen Saurtoͤpfen/ welche mit Jhren freuͤndlichen Angeſichtern den allerſuͤſſeſten Wein in Eſſig ſolten verwandlen/ zu finden. Nein/ uͤmme Gottes willen/ bringet mir ſolche pluͤmpe und indiſcrete Kerls nicht mehr nach Hofe. Meine Teuͤtſche Printzen/ Edelleuͤte und favoriten wiſſen ſich ein weinig beſſer zu comportiren, ja ſo nettement nach der Franzoͤſiſchen manier in Kleideren gebehr- den/ Wohrten und allem Jhrem thun und laſſen zu halten/ daß man ſich zum allerhoͤhe- ſten druͤber kan delectiren. Dieſe 4. Fanta- ſten aber wollen alles auff die alte Teuͤtſche manier haben/ plauderen zu dem ende heraus alles C iiij
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Erſte Handelung.
meſt du dich nicht die zahrten Ohren einer ſo
maͤchtigen Koͤniginnen/ deß unuͤberwindlich-
ſten Teutſchlandes mit ſo gantz ungereimten
Plaudereien zu beſchwehren/ Ey ſehet doch die
ſchoͤne Koͤnige und Fuͤrſten/ welche wie die Faſt-
nachbutzen/ oder wie die Hechleutraͤger und
Schornſteinfeger herein tretten: Man koͤnte
ſie fuͤrwahr ahrtig in einer Comœchen oder
Maſcaraden gebrauchen/ aber Jch halte
gaͤntzlich davor/ daß ſie weder ein Ballet, noch
eine Courante, noch eine Gagliarda zu Tan-
tzen wiſſen/ ſo gahr nichtes iſt doch a Ja mode
an dieſen Saurtoͤpfen/ welche mit Jhren
freuͤndlichen Angeſichtern den allerſuͤſſeſten
Wein in Eſſig ſolten verwandlen/ zu finden.
Nein/ uͤmme Gottes willen/ bringet mir ſolche
pluͤmpe und indiſcrete Kerls nicht mehr nach
Hofe. Meine Teuͤtſche Printzen/ Edelleuͤte
und favoriten wiſſen ſich ein weinig beſſer zu
comportiren, ja ſo nettement nach der
Franzoͤſiſchen manier in Kleideren gebehr-
den/ Wohrten und allem Jhrem thun und
laſſen zu halten/ daß man ſich zum allerhoͤhe-
ſten druͤber kan delectiren. Dieſe 4. Fanta-
ſten aber wollen alles auff die alte Teuͤtſche
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