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Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

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uneben und rauch gestaltet ist, so sieht man, daß
man das im vorigen §. angegebene Verhältniß, auch
bei ihnen und den Dämmen ganz sicher anwenden
könne, da die Materialien der letztern gleichfalls so
uneben zu seyn pflegen, als der Erdboden.

Würde man das Reiben der Dämme auf der
Oberfläche der Thäler viel kleiner als 1/3 des
Gewichtes, das der ganze Damm hat, annehmen,
so müßte man die Dämme zu stark machen. Da-
durch aber würden sie zu sehr in die Kosten laufen,
und das kann man doch, ohne Schaden und Be-
sorgniß zu haben, vermeiden. Gegentheils, wenn
man das Reiben viel größer als 1/3 annimmt, so
wird man dem zu folge den Damm viel schwä-
cher
machen müssen. Da würde er aber im
Grunde doch von seiner eigentlichen wahren Stär-
ke verliehren, und man dürfte ihm alsdann mehr
Kräfte zutrauen, als er in der That besäße.

Anmerkung. Aus dem bisher Angeführ-
ten ist überhaupt der Seitendruck des Wassers be-
kannt geworden; man weiß auch, wie viel Friction
ein Damm verursacht, oder wie viel Kraft nöthig
wird, ihn seitwärts wegzuschieben; Ferner kann
man wissen, wie schwer ein Damm sey, wenn man
seinen Kubikinhalt sucht; nun fragt es sich:
Wenn eher ist der Damm wirklich gegen den Sei-
tendruck des Wassers so gesichert, daß ihm dieser
nicht mehr schaden kann? Darauf dient zur Ant-
wort: Dann, wenn die Friction des
Dammes, sammt der Cohäsion
(dem Zu-

sam-

uneben und rauch geſtaltet iſt, ſo ſieht man, daß
man das im vorigen §. angegebene Verhaͤltniß, auch
bei ihnen und den Daͤmmen ganz ſicher anwenden
koͤnne, da die Materialien der letztern gleichfalls ſo
uneben zu ſeyn pflegen, als der Erdboden.

Wuͤrde man das Reiben der Daͤmme auf der
Oberflaͤche der Thaͤler viel kleiner als ⅓ des
Gewichtes, das der ganze Damm hat, annehmen,
ſo muͤßte man die Daͤmme zu ſtark machen. Da-
durch aber wuͤrden ſie zu ſehr in die Koſten laufen,
und das kann man doch, ohne Schaden und Be-
ſorgniß zu haben, vermeiden. Gegentheils, wenn
man das Reiben viel groͤßer als ⅓ annimmt, ſo
wird man dem zu folge den Damm viel ſchwaͤ-
cher
machen muͤſſen. Da wuͤrde er aber im
Grunde doch von ſeiner eigentlichen wahren Staͤr-
ke verliehren, und man duͤrfte ihm alsdann mehr
Kraͤfte zutrauen, als er in der That beſaͤße.

Anmerkung. Aus dem bisher Angefuͤhr-
ten iſt uͤberhaupt der Seitendruck des Waſſers be-
kannt geworden; man weiß auch, wie viel Friction
ein Damm verurſacht, oder wie viel Kraft noͤthig
wird, ihn ſeitwaͤrts wegzuſchieben; Ferner kann
man wiſſen, wie ſchwer ein Damm ſey, wenn man
ſeinen Kubikinhalt ſucht; nun fragt es ſich:
Wenn eher iſt der Damm wirklich gegen den Sei-
tendruck des Waſſers ſo geſichert, daß ihm dieſer
nicht mehr ſchaden kann? Darauf dient zur Ant-
wort: Dann, wenn die Friction des
Dammes, ſammt der Cohaͤſion
(dem Zu-

ſam-
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[63/0073] uneben und rauch geſtaltet iſt, ſo ſieht man, daß man das im vorigen §. angegebene Verhaͤltniß, auch bei ihnen und den Daͤmmen ganz ſicher anwenden koͤnne, da die Materialien der letztern gleichfalls ſo uneben zu ſeyn pflegen, als der Erdboden. Wuͤrde man das Reiben der Daͤmme auf der Oberflaͤche der Thaͤler viel kleiner als ⅓ des Gewichtes, das der ganze Damm hat, annehmen, ſo muͤßte man die Daͤmme zu ſtark machen. Da- durch aber wuͤrden ſie zu ſehr in die Koſten laufen, und das kann man doch, ohne Schaden und Be- ſorgniß zu haben, vermeiden. Gegentheils, wenn man das Reiben viel groͤßer als ⅓ annimmt, ſo wird man dem zu folge den Damm viel ſchwaͤ- cher machen muͤſſen. Da wuͤrde er aber im Grunde doch von ſeiner eigentlichen wahren Staͤr- ke verliehren, und man duͤrfte ihm alsdann mehr Kraͤfte zutrauen, als er in der That beſaͤße. Anmerkung. Aus dem bisher Angefuͤhr- ten iſt uͤberhaupt der Seitendruck des Waſſers be- kannt geworden; man weiß auch, wie viel Friction ein Damm verurſacht, oder wie viel Kraft noͤthig wird, ihn ſeitwaͤrts wegzuſchieben; Ferner kann man wiſſen, wie ſchwer ein Damm ſey, wenn man ſeinen Kubikinhalt ſucht; nun fragt es ſich: Wenn eher iſt der Damm wirklich gegen den Sei- tendruck des Waſſers ſo geſichert, daß ihm dieſer nicht mehr ſchaden kann? Darauf dient zur Ant- wort: Dann, wenn die Friction des Dammes, ſammt der Cohaͤſion (dem Zu- ſam-

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Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/73>, abgerufen am 03.05.2024.