Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

unsichere Lage. Diese ihnen zu benehmen, müßte
man wieder viel auszwicken, welches mit vielen
kleinen Steinchen geschieht. Man muß aber bei
jeder Mauer, der Fugen so wenig zu machen su-
chen, als sich es will thun lassen; eine ganz feste
Verbindung hat man also, ohnerachtet des Ver-
zwickens nicht zu hoffen, zumal da leider, wie
man bald gewahr werden kann, der guten Arbei-
ter so wenige sind.

Ob man nun gleich dahin sehen muß, daß
des Auszwickens so wenig gemacht werde, als mög-
lich ist, so ist doch das Obige keinesweges so zu
deuten, als wenn das Auszwicken ganz unnütz und
verwerflich sey. Es ist allerdings nöthig, die offen
bleibenden Ritzen durch dieses Mittel zu verstopfen,
welches das geschickteste ist, die Löcher dicht zu ver-
schließen; nur seine Anwendung soll daher
zu vermindern gesucht werden. Hiezu dient denn
vorzüglich, erstlich, daß die Steine nicht zu klein,
sondern von mäßiger Größe sind, zweitens, daß sie
viel glatte ebne Bahnen haben. Diejenigen Steine,
welche der Keilfigur, und länglichen Vierecken am
nächsten kommen, sind die besten. Fehlt ihnen
aber die richtige Gestalt, so muß man ihnen durch
das Behauen zu Hülfe kommen. Hierzu müssen
die Maurer besonders angehalten werden, da sie
gewohnt sind, sich die Arbeit leicht und bestmög-
lichst bequem zu machen, ohne daß ihnen eben der
Vortheil des Bauherrn sehr am Herzen läge.


§. 144.

unſichere Lage. Dieſe ihnen zu benehmen, muͤßte
man wieder viel auszwicken, welches mit vielen
kleinen Steinchen geſchieht. Man muß aber bei
jeder Mauer, der Fugen ſo wenig zu machen ſu-
chen, als ſich es will thun laſſen; eine ganz feſte
Verbindung hat man alſo, ohnerachtet des Ver-
zwickens nicht zu hoffen, zumal da leider, wie
man bald gewahr werden kann, der guten Arbei-
ter ſo wenige ſind.

Ob man nun gleich dahin ſehen muß, daß
des Auszwickens ſo wenig gemacht werde, als moͤg-
lich iſt, ſo iſt doch das Obige keinesweges ſo zu
deuten, als wenn das Auszwicken ganz unnuͤtz und
verwerflich ſey. Es iſt allerdings noͤthig, die offen
bleibenden Ritzen durch dieſes Mittel zu verſtopfen,
welches das geſchickteſte iſt, die Loͤcher dicht zu ver-
ſchließen; nur ſeine Anwendung ſoll daher
zu vermindern geſucht werden. Hiezu dient denn
vorzuͤglich, erſtlich, daß die Steine nicht zu klein,
ſondern von maͤßiger Groͤße ſind, zweitens, daß ſie
viel glatte ebne Bahnen haben. Diejenigen Steine,
welche der Keilfigur, und laͤnglichen Vierecken am
naͤchſten kommen, ſind die beſten. Fehlt ihnen
aber die richtige Geſtalt, ſo muß man ihnen durch
das Behauen zu Huͤlfe kommen. Hierzu muͤſſen
die Maurer beſonders angehalten werden, da ſie
gewohnt ſind, ſich die Arbeit leicht und beſtmoͤg-
lichſt bequem zu machen, ohne daß ihnen eben der
Vortheil des Bauherrn ſehr am Herzen laͤge.


§. 144.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0315" n="305"/>
un&#x017F;ichere Lage. Die&#x017F;e ihnen zu benehmen, mu&#x0364;ßte<lb/>
man wieder viel auszwicken, welches mit vielen<lb/>
kleinen Steinchen ge&#x017F;chieht. Man muß aber bei<lb/>
jeder Mauer, der Fugen &#x017F;o wenig zu machen &#x017F;u-<lb/>
chen, als &#x017F;ich es will thun la&#x017F;&#x017F;en; eine ganz fe&#x017F;te<lb/>
Verbindung hat man al&#x017F;o, ohnerachtet des Ver-<lb/>
zwickens nicht zu hoffen, zumal da leider, wie<lb/>
man bald gewahr werden kann, der guten Arbei-<lb/>
ter &#x017F;o wenige &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Ob man nun gleich dahin &#x017F;ehen muß, daß<lb/>
des Auszwickens &#x017F;o wenig gemacht werde, als mo&#x0364;g-<lb/>
lich i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t doch das Obige keinesweges &#x017F;o zu<lb/>
deuten, als wenn das Auszwicken ganz unnu&#x0364;tz und<lb/>
verwerflich &#x017F;ey. Es i&#x017F;t allerdings no&#x0364;thig, die offen<lb/>
bleibenden Ritzen durch die&#x017F;es Mittel zu ver&#x017F;topfen,<lb/>
welches das ge&#x017F;chickte&#x017F;te i&#x017F;t, die Lo&#x0364;cher dicht zu ver-<lb/>
&#x017F;chließen; nur <hi rendition="#g">&#x017F;eine Anwendung</hi> &#x017F;oll daher<lb/>
zu vermindern ge&#x017F;ucht werden. Hiezu dient denn<lb/>
vorzu&#x0364;glich, er&#x017F;tlich, daß die Steine nicht zu klein,<lb/>
&#x017F;ondern von ma&#x0364;ßiger Gro&#x0364;ße &#x017F;ind, zweitens, daß &#x017F;ie<lb/>
viel glatte ebne Bahnen haben. Diejenigen Steine,<lb/>
welche der Keilfigur, und la&#x0364;nglichen Vierecken am<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten kommen, &#x017F;ind die be&#x017F;ten. Fehlt ihnen<lb/>
aber die richtige Ge&#x017F;talt, &#x017F;o muß man ihnen durch<lb/>
das Behauen zu Hu&#x0364;lfe kommen. Hierzu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Maurer be&#x017F;onders angehalten werden, da &#x017F;ie<lb/>
gewohnt &#x017F;ind, &#x017F;ich die Arbeit leicht und be&#x017F;tmo&#x0364;g-<lb/>
lich&#x017F;t bequem zu machen, ohne daß ihnen eben der<lb/>
Vortheil des Bauherrn &#x017F;ehr am Herzen la&#x0364;ge.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 144.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0315] unſichere Lage. Dieſe ihnen zu benehmen, muͤßte man wieder viel auszwicken, welches mit vielen kleinen Steinchen geſchieht. Man muß aber bei jeder Mauer, der Fugen ſo wenig zu machen ſu- chen, als ſich es will thun laſſen; eine ganz feſte Verbindung hat man alſo, ohnerachtet des Ver- zwickens nicht zu hoffen, zumal da leider, wie man bald gewahr werden kann, der guten Arbei- ter ſo wenige ſind. Ob man nun gleich dahin ſehen muß, daß des Auszwickens ſo wenig gemacht werde, als moͤg- lich iſt, ſo iſt doch das Obige keinesweges ſo zu deuten, als wenn das Auszwicken ganz unnuͤtz und verwerflich ſey. Es iſt allerdings noͤthig, die offen bleibenden Ritzen durch dieſes Mittel zu verſtopfen, welches das geſchickteſte iſt, die Loͤcher dicht zu ver- ſchließen; nur ſeine Anwendung ſoll daher zu vermindern geſucht werden. Hiezu dient denn vorzuͤglich, erſtlich, daß die Steine nicht zu klein, ſondern von maͤßiger Groͤße ſind, zweitens, daß ſie viel glatte ebne Bahnen haben. Diejenigen Steine, welche der Keilfigur, und laͤnglichen Vierecken am naͤchſten kommen, ſind die beſten. Fehlt ihnen aber die richtige Geſtalt, ſo muß man ihnen durch das Behauen zu Huͤlfe kommen. Hierzu muͤſſen die Maurer beſonders angehalten werden, da ſie gewohnt ſind, ſich die Arbeit leicht und beſtmoͤg- lichſt bequem zu machen, ohne daß ihnen eben der Vortheil des Bauherrn ſehr am Herzen laͤge. §. 144.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/315
Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/315>, abgerufen am 23.11.2024.