haupt, mit der Zeit wirklich faul, wenn sie zu dicht, oder ihrer zu viel an eine Arbeit gestellt wer- den. Da fängt am Ende Einer nach dem Andern an, sich auf seine Nebenkameraden zu verlassen, und sich selbst zu schonen. Ferner bekommen sie hierdurch Anlaß zu Gesprächen oder gar zu Zänke- reien, wodurch Einer den Andern von der Arbeit ablenkt. Daher leidet denn auch die Förderung. Endlich aber kann unter obigen Umständen leicht Einer den Andern beschädigen, deswegen nehmen sie sich mehr Zeit, als sie sonst würden gebraucht haben.
Eine andere Triebfeder zur Faulheit ist das, wenn das Gewonnene nicht schnell genug wegge- schaft wird. Einmal werden die Leute dadurch in der That gehindert, zweitens glauben sie und Andere, daß schon viel geschehen wäre, oder daß sie immerfort was thäten, weil stets Vorrath ge- nug für die Fördernden da ist. Die Aufseher selbst werden leicht hiebei getäuscht.
Endlich ist noch das eine Ursache zur Faulheit, wenn man Fleißigen nicht mehr verdienen läßt als Trägen, und sie ohne Noth hofmeistert. Im er- sten Falle werden sie gleichgültig, da sie sehn, daß die Faulen sich so gut stehen als sie, die doch mehr Ernst bei der Arbeit brauchen; es entsteht also bei ihnen ein gerechtes Mißvergnügen, und daraus Nachläßigkeit.
Im letztern Falle, bei zu öfterm und unnöthi- gem Tadel, macht man sie verdrüßlich, capriciös,
und
haupt, mit der Zeit wirklich faul, wenn ſie zu dicht, oder ihrer zu viel an eine Arbeit geſtellt wer- den. Da faͤngt am Ende Einer nach dem Andern an, ſich auf ſeine Nebenkameraden zu verlaſſen, und ſich ſelbſt zu ſchonen. Ferner bekommen ſie hierdurch Anlaß zu Geſpraͤchen oder gar zu Zaͤnke- reien, wodurch Einer den Andern von der Arbeit ablenkt. Daher leidet denn auch die Foͤrderung. Endlich aber kann unter obigen Umſtaͤnden leicht Einer den Andern beſchaͤdigen, deswegen nehmen ſie ſich mehr Zeit, als ſie ſonſt wuͤrden gebraucht haben.
Eine andere Triebfeder zur Faulheit iſt das, wenn das Gewonnene nicht ſchnell genug wegge- ſchaft wird. Einmal werden die Leute dadurch in der That gehindert, zweitens glauben ſie und Andere, daß ſchon viel geſchehen waͤre, oder daß ſie immerfort was thaͤten, weil ſtets Vorrath ge- nug fuͤr die Foͤrdernden da iſt. Die Aufſeher ſelbſt werden leicht hiebei getaͤuſcht.
Endlich iſt noch das eine Urſache zur Faulheit, wenn man Fleißigen nicht mehr verdienen laͤßt als Traͤgen, und ſie ohne Noth hofmeiſtert. Im er- ſten Falle werden ſie gleichguͤltig, da ſie ſehn, daß die Faulen ſich ſo gut ſtehen als ſie, die doch mehr Ernſt bei der Arbeit brauchen; es entſteht alſo bei ihnen ein gerechtes Mißvergnuͤgen, und daraus Nachlaͤßigkeit.
Im letztern Falle, bei zu oͤfterm und unnoͤthi- gem Tadel, macht man ſie verdruͤßlich, capricioͤs,
und
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haupt, mit der Zeit wirklich faul, wenn ſie zu
dicht, oder ihrer zu viel an eine Arbeit geſtellt wer-
den. Da faͤngt am Ende Einer nach dem Andern
an, ſich auf ſeine Nebenkameraden zu verlaſſen,
und ſich ſelbſt zu ſchonen. Ferner bekommen ſie
hierdurch Anlaß zu Geſpraͤchen oder gar zu Zaͤnke-
reien, wodurch Einer den Andern von der Arbeit
ablenkt. Daher leidet denn auch die Foͤrderung.
Endlich aber kann unter obigen Umſtaͤnden leicht
Einer den Andern beſchaͤdigen, deswegen nehmen
ſie ſich mehr Zeit, als ſie ſonſt wuͤrden gebraucht
haben.
Eine andere Triebfeder zur Faulheit iſt das,
wenn das Gewonnene nicht ſchnell genug wegge-
ſchaft wird. Einmal werden die Leute dadurch
in der That gehindert, zweitens glauben ſie und
Andere, daß ſchon viel geſchehen waͤre, oder daß
ſie immerfort was thaͤten, weil ſtets Vorrath ge-
nug fuͤr die Foͤrdernden da iſt. Die Aufſeher ſelbſt
werden leicht hiebei getaͤuſcht.
Endlich iſt noch das eine Urſache zur Faulheit,
wenn man Fleißigen nicht mehr verdienen laͤßt als
Traͤgen, und ſie ohne Noth hofmeiſtert. Im er-
ſten Falle werden ſie gleichguͤltig, da ſie ſehn, daß
die Faulen ſich ſo gut ſtehen als ſie, die doch mehr
Ernſt bei der Arbeit brauchen; es entſteht alſo bei
ihnen ein gerechtes Mißvergnuͤgen, und daraus
Nachlaͤßigkeit.
Im letztern Falle, bei zu oͤfterm und unnoͤthi-
gem Tadel, macht man ſie verdruͤßlich, capricioͤs,
und
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Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/169>, abgerufen am 21.11.2024.
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