Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.1. Das Pflanzenrankenornament in der byzantinischen Kunst. Polygonbildung mit überschneidenden Ranken und füllenden Blät- [Abbildung]
Fig. 158. Friesstreifen aus Kalb Luzeh in Syrien. Von spätantiker Kunst auf egyptischem Boden hat man vor etwa Das hiemit gebotene, wider Erwarten reiche Material hat nun aller- 38) De Vogüe, Syrie centrale Taf. 129, von Kalb-Luzeh. 39) Katalog der Th. Graf'schen Funde in Egypten, Wien 1883. 40) Die egyptischen Textilfunde im k. k. österreichischen Museum,
Wien 1889. 1. Das Pflanzenrankenornament in der byzantinischen Kunst. Polygonbildung mit überschneidenden Ranken und füllenden Blät- [Abbildung]
Fig. 158. Friesstreifen aus Kalb Luzeh in Syrien. Von spätantiker Kunst auf egyptischem Boden hat man vor etwa Das hiemit gebotene, wider Erwarten reiche Material hat nun aller- 38) De Vogüé, Syrie centrale Taf. 129, von Kalb-Luzeh. 39) Katalog der Th. Graf’schen Funde in Egypten, Wien 1883. 40) Die egyptischen Textilfunde im k. k. österreichischen Museum,
Wien 1889. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0319" n="293"/> <fw place="top" type="header">1. Das Pflanzenrankenornament in der byzantinischen Kunst.</fw><lb/> <p>Polygonbildung mit überschneidenden Ranken und füllenden Blät-<lb/> tern und Blüthen, und damit eine Zwischenstufe zu einem specifisch<lb/> saracenischen Dekorationsschema, treffen wir an syrischen Bauten<lb/> wiederholt, so z. B. auf Taf. 43 bei de Vogüé. Anderseits finden sich<lb/> auch wieder frappante Parallelen mit altgriechischen Rankenbildungen,<lb/> wie Fig. 158 <note place="foot" n="38)">De Vogüé, Syrie centrale Taf. 129, von Kalb-Luzeh.</note>, womit die fortlaufende Wellenranke Fig. 96 aus dem<lb/> 5. Jahrb. v. Ch. zu vergleichen ist.</p><lb/> <figure> <head>Fig. 158.</head><lb/> <p>Friesstreifen aus Kalb Luzeh in Syrien.</p> </figure><lb/> <p>Von spätantiker Kunst auf <hi rendition="#g">egyptischem</hi> Boden hat man vor etwa<lb/> zehn Jahren so gut wie Nichts gewusst. Heute verfügen wir, wenigstens<lb/> was die Ornamentik betrifft, von dorther über ein reicheres Material als<lb/> von irgend einem anderen Kunstboden jener Zeit. Wir danken dies erst-<lb/> lich einmal den textilen Gräberfunden aus Sakkarah, Akhmîm, Fayum<lb/> u. s. w., dann den Denkmälern koptischer Skulptur, die in das Museum<lb/> von Bulak gerettet worden sind und zum grossen Theile im 3. Hefte<lb/> des 3. Bandes der <hi rendition="#i">Mémoires publiés par les membres de la mission archéologique<lb/> française au Caire</hi>, von Al. <hi rendition="#g">Gayet</hi> unter dem Titel: <hi rendition="#i">Les monuments coptes<lb/> du musée de Boulaq</hi> ihre Veröffentlichung gefunden haben.</p><lb/> <p>Das hiemit gebotene, wider Erwarten reiche Material hat nun aller-<lb/> dings schon mehrseitige Bearbeitung erfahren. Einen Theil der Textil-<lb/> funde — die ersten nach Europa gelangten dieser Art, die vom k. k. öster-<lb/> reichischen Museum in Wien erworben worden sind — hat J. Kara-<lb/> bacek hauptsächlich auf die daran zu beobachtenden Zusammenhänge<lb/> mit der persisch-sassanidischen und der späteren saracenischen Kunst<lb/> untersucht <note place="foot" n="39)">Katalog der Th. Graf’schen Funde in Egypten, Wien 1883.</note>. Das rein Ornamentale an jenen Funden in seinen Be-<lb/> ziehungen zur späten Antike wenigstens in grossen allgemeinen Zügen<lb/> klar zu stellen, hat Verfasser in dem von der Direktion des k. k. österreichi-<lb/> schen Museums herausgegebenen Kataloge der betreffenden Collektion <note place="foot" n="40)">Die egyptischen Textilfunde im k. k. österreichischen Museum,<lb/> Wien 1889.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0319]
1. Das Pflanzenrankenornament in der byzantinischen Kunst.
Polygonbildung mit überschneidenden Ranken und füllenden Blät-
tern und Blüthen, und damit eine Zwischenstufe zu einem specifisch
saracenischen Dekorationsschema, treffen wir an syrischen Bauten
wiederholt, so z. B. auf Taf. 43 bei de Vogüé. Anderseits finden sich
auch wieder frappante Parallelen mit altgriechischen Rankenbildungen,
wie Fig. 158 38), womit die fortlaufende Wellenranke Fig. 96 aus dem
5. Jahrb. v. Ch. zu vergleichen ist.
[Abbildung Fig. 158.
Friesstreifen aus Kalb Luzeh in Syrien. ]
Von spätantiker Kunst auf egyptischem Boden hat man vor etwa
zehn Jahren so gut wie Nichts gewusst. Heute verfügen wir, wenigstens
was die Ornamentik betrifft, von dorther über ein reicheres Material als
von irgend einem anderen Kunstboden jener Zeit. Wir danken dies erst-
lich einmal den textilen Gräberfunden aus Sakkarah, Akhmîm, Fayum
u. s. w., dann den Denkmälern koptischer Skulptur, die in das Museum
von Bulak gerettet worden sind und zum grossen Theile im 3. Hefte
des 3. Bandes der Mémoires publiés par les membres de la mission archéologique
française au Caire, von Al. Gayet unter dem Titel: Les monuments coptes
du musée de Boulaq ihre Veröffentlichung gefunden haben.
Das hiemit gebotene, wider Erwarten reiche Material hat nun aller-
dings schon mehrseitige Bearbeitung erfahren. Einen Theil der Textil-
funde — die ersten nach Europa gelangten dieser Art, die vom k. k. öster-
reichischen Museum in Wien erworben worden sind — hat J. Kara-
bacek hauptsächlich auf die daran zu beobachtenden Zusammenhänge
mit der persisch-sassanidischen und der späteren saracenischen Kunst
untersucht 39). Das rein Ornamentale an jenen Funden in seinen Be-
ziehungen zur späten Antike wenigstens in grossen allgemeinen Zügen
klar zu stellen, hat Verfasser in dem von der Direktion des k. k. österreichi-
schen Museums herausgegebenen Kataloge der betreffenden Collektion 40)
38) De Vogüé, Syrie centrale Taf. 129, von Kalb-Luzeh.
39) Katalog der Th. Graf’schen Funde in Egypten, Wien 1883.
40) Die egyptischen Textilfunde im k. k. österreichischen Museum,
Wien 1889.
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