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Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.

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Die Arabeske.
die Römer auch in der Bänderführung im Wesentlichen bei der
Kreisform stehen geblieben; die Saracenen haben dagegen ihre Bänder
skrupellos gebrochen und geknickt. So wie Fig. 145 lehrt, dass die
Byzantiner in Bezug auf die Emancipation der Rankenführung von
der Kreisform die unmittelbaren Vorläufer der Saracenen gewesen sind,
so ergiebt sich aus den Verzierungen des Kapitäls Fig. 146 26), dass
auch der Uebergang von der kreisförmigen zur geknickten
Bandverschlingung sich bereits im vorsaracenischen Byzanz
vollzogen hat
.

Zur weiteren Bekräftigung des Gesagten mögen noch einige
Details folgen, die den latenten saracenischen Zug in der byzantinischen

[Abbildung] Fig. 146.

Kapitäl mit Gebälkstück, von der Sophienkirche zu Konstantinopel.

Kunst der Justinianischen Zeit des Weiteren zu demonstriren geeignet
sind. Fig. 147 von St. Sergius und Bacchus 27) giebt ein Beispiel für die
Freiheit, mit der man in der Verwendung der vom Akanthusblatt los-
gelösten Theilglieder verfuhr. Wir gewahren da ein reducirtes Akanthus-
halbblatt, das in dem uns nunmehr wohlvertrauten Kelch aus zwei Spitz-
blättern steckt. Demselben Motiv in lappig-akanthisirender Ausführung
begegnet man später in der saracenischen Kunst überaus häufig.

Fig. 148 28) zeigt eine Art von Palmettenstilisirung, die der byzan-
tinischen wie der früh saracenischen Kunst gleich geläufig gewesen
ist. Man vergleiche damit den pompejanischen Vorläufer dieses Motivs

26) Salzenberg XVII. 4, von der Hagia Sophia.
27) Salzenberg V. 3.
28) Salzenberg V. 7, von San Sergius und Bacchus.

Die Arabeske.
die Römer auch in der Bänderführung im Wesentlichen bei der
Kreisform stehen geblieben; die Saracenen haben dagegen ihre Bänder
skrupellos gebrochen und geknickt. So wie Fig. 145 lehrt, dass die
Byzantiner in Bezug auf die Emancipation der Rankenführung von
der Kreisform die unmittelbaren Vorläufer der Saracenen gewesen sind,
so ergiebt sich aus den Verzierungen des Kapitäls Fig. 146 26), dass
auch der Uebergang von der kreisförmigen zur geknickten
Bandverschlingung sich bereits im vorsaracenischen Byzanz
vollzogen hat
.

Zur weiteren Bekräftigung des Gesagten mögen noch einige
Details folgen, die den latenten saracenischen Zug in der byzantinischen

[Abbildung] Fig. 146.

Kapitäl mit Gebälkstück, von der Sophienkirche zu Konstantinopel.

Kunst der Justinianischen Zeit des Weiteren zu demonstriren geeignet
sind. Fig. 147 von St. Sergius und Bacchus 27) giebt ein Beispiel für die
Freiheit, mit der man in der Verwendung der vom Akanthusblatt los-
gelösten Theilglieder verfuhr. Wir gewahren da ein reducirtes Akanthus-
halbblatt, das in dem uns nunmehr wohlvertrauten Kelch aus zwei Spitz-
blättern steckt. Demselben Motiv in lappig-akanthisirender Ausführung
begegnet man später in der saracenischen Kunst überaus häufig.

Fig. 148 28) zeigt eine Art von Palmettenstilisirung, die der byzan-
tinischen wie der früh saracenischen Kunst gleich geläufig gewesen
ist. Man vergleiche damit den pompejanischen Vorläufer dieses Motivs

26) Salzenberg XVII. 4, von der Hagia Sophia.
27) Salzenberg V. 3.
28) Salzenberg V. 7, von San Sergius und Bacchus.
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[286/0312] Die Arabeske. die Römer auch in der Bänderführung im Wesentlichen bei der Kreisform stehen geblieben; die Saracenen haben dagegen ihre Bänder skrupellos gebrochen und geknickt. So wie Fig. 145 lehrt, dass die Byzantiner in Bezug auf die Emancipation der Rankenführung von der Kreisform die unmittelbaren Vorläufer der Saracenen gewesen sind, so ergiebt sich aus den Verzierungen des Kapitäls Fig. 146 26), dass auch der Uebergang von der kreisförmigen zur geknickten Bandverschlingung sich bereits im vorsaracenischen Byzanz vollzogen hat. Zur weiteren Bekräftigung des Gesagten mögen noch einige Details folgen, die den latenten saracenischen Zug in der byzantinischen [Abbildung Fig. 146. Kapitäl mit Gebälkstück, von der Sophienkirche zu Konstantinopel.] Kunst der Justinianischen Zeit des Weiteren zu demonstriren geeignet sind. Fig. 147 von St. Sergius und Bacchus 27) giebt ein Beispiel für die Freiheit, mit der man in der Verwendung der vom Akanthusblatt los- gelösten Theilglieder verfuhr. Wir gewahren da ein reducirtes Akanthus- halbblatt, das in dem uns nunmehr wohlvertrauten Kelch aus zwei Spitz- blättern steckt. Demselben Motiv in lappig-akanthisirender Ausführung begegnet man später in der saracenischen Kunst überaus häufig. Fig. 148 28) zeigt eine Art von Palmettenstilisirung, die der byzan- tinischen wie der früh saracenischen Kunst gleich geläufig gewesen ist. Man vergleiche damit den pompejanischen Vorläufer dieses Motivs 26) Salzenberg XVII. 4, von der Hagia Sophia. 27) Salzenberg V. 3. 28) Salzenberg V. 7, von San Sergius und Bacchus.

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Zitationshilfe: Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/312>, abgerufen am 29.11.2024.