Sanct Paulus übern Haufen geworfen ward. Das heißt auch aus der Schrift gesprochen! Kurz, das Licht, das er sahe, ist zu hell, als daß man es ertragen könnte.
O! braucht es denn Umstände mit ih- nen, wenn man sie zur Busse und zu ih- rer Rettung bringen will? Und sagen sie mir doch, Herr Lovelace, denken sie überall etwas dabei, wenn sie so oft bei ihrer Seele schwören, oder etwas mit den Worten: So wahr sie seelig zu werden hoffen, bekräf- tigen?
Ach liebste Fräulein! (er veränderte seinen Stuhl) Lassen sie uns von andern Sachen reden!
Wie, mache ich etwa nicht auch Umstän- de genug mit ihnen?
Allerliebste Fräulein! Lassen sie mich nur jetzo. Jch bin nur noch in meinen Lehrlings- Jahren. Jhr Grund muß Stein vor Stein gelegt werden. Sie werden in dem guten Werke, das sie bei mir fördern wollen, den Fortgang hindern, wenn sie auf einmal mit ei- nem beladenen Wagen über mich herfallen.
Hilf GOtt! dachte ich, was für ein Mensch ist doch ein Freigeist! - - Was bin ich, die ich das, was ich gewagt habe, mit einem solchen Menschen gewagt habe! - - Welch ein grosses Werk habe ich vor mir, wenn ich ferner hof- fen darf, einen so wilden Jndianer zu be- kehren, als dieser ist! - - Ja, noch ärger als
ein
Sanct Paulus uͤbern Haufen geworfen ward. Das heißt auch aus der Schrift geſprochen! Kurz, das Licht, das er ſahe, iſt zu hell, als daß man es ertragen koͤnnte.
O! braucht es denn Umſtaͤnde mit ih- nen, wenn man ſie zur Buſſe und zu ih- rer Rettung bringen will? Und ſagen ſie mir doch, Herr Lovelace, denken ſie uͤberall etwas dabei, wenn ſie ſo oft bei ihrer Seele ſchwoͤren, oder etwas mit den Worten: So wahr ſie ſeelig zu werden hoffen, bekraͤf- tigen?
Ach liebſte Fraͤulein! (er veraͤnderte ſeinen Stuhl) Laſſen ſie uns von andern Sachen reden!
Wie, mache ich etwa nicht auch Umſtaͤn- de genug mit ihnen?
Allerliebſte Fraͤulein! Laſſen ſie mich nur jetzo. Jch bin nur noch in meinen Lehrlings- Jahren. Jhr Grund muß Stein vor Stein gelegt werden. Sie werden in dem guten Werke, das ſie bei mir foͤrdern wollen, den Fortgang hindern, wenn ſie auf einmal mit ei- nem beladenen Wagen uͤber mich herfallen.
Hilf GOtt! dachte ich, was fuͤr ein Menſch iſt doch ein Freigeiſt! ‒ ‒ Was bin ich, die ich das, was ich gewagt habe, mit einem ſolchen Menſchen gewagt habe! ‒ ‒ Welch ein groſſes Werk habe ich vor mir, wenn ich ferner hof- fen darf, einen ſo wilden Jndianer zu be- kehren, als dieſer iſt! ‒ ‒ Ja, noch aͤrger als
ein
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Sanct Paulus uͤbern Haufen geworfen ward.
Das heißt auch aus der Schrift geſprochen!
Kurz, das Licht, das er ſahe, iſt zu hell, als
daß man es ertragen koͤnnte.
O! braucht es denn Umſtaͤnde mit ih-
nen, wenn man ſie zur Buſſe und zu ih-
rer Rettung bringen will? Und ſagen ſie
mir doch, Herr Lovelace, denken ſie uͤberall
etwas dabei, wenn ſie ſo oft bei ihrer Seele
ſchwoͤren, oder etwas mit den Worten: So
wahr ſie ſeelig zu werden hoffen, bekraͤf-
tigen?
Ach liebſte Fraͤulein! (er veraͤnderte ſeinen
Stuhl) Laſſen ſie uns von andern Sachen
reden!
Wie, mache ich etwa nicht auch Umſtaͤn-
de genug mit ihnen?
Allerliebſte Fraͤulein! Laſſen ſie mich nur
jetzo. Jch bin nur noch in meinen Lehrlings-
Jahren. Jhr Grund muß Stein vor Stein
gelegt werden. Sie werden in dem guten
Werke, das ſie bei mir foͤrdern wollen, den
Fortgang hindern, wenn ſie auf einmal mit ei-
nem beladenen Wagen uͤber mich herfallen.
Hilf GOtt! dachte ich, was fuͤr ein Menſch
iſt doch ein Freigeiſt! ‒ ‒ Was bin ich, die ich
das, was ich gewagt habe, mit einem ſolchen
Menſchen gewagt habe! ‒ ‒ Welch ein groſſes
Werk habe ich vor mir, wenn ich ferner hof-
fen darf, einen ſo wilden Jndianer zu be-
kehren, als dieſer iſt! ‒ ‒ Ja, noch aͤrger als
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/71>, abgerufen am 18.07.2024.
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