gangnen Woche, wozu sie mich doch gewöhnet hatte, keine starke Vorwürfe machen durfte.
Sie pflegte auf ihre gewöhnliche liebreiche Art zu sagen. "Jch halte nicht alles, was ich "thue, für einen andern zu thun nöthig, ja "nicht einmal für mich selbst. Da es mir a- "ber angenehmer ist, eine solche Rechnung zu "halten, als sie liegen zu lassen: warum sollte "ich denn nicht in meinen überflüßig guten "Werken fortfahren? - - Es kann kein Scha- "de daraus entstehen. Es erhält meine Auf- "merksamkeit auf Rechnungen; und dies kann "mir vielleicht einmal in wichtigern Fällen "Dienste thun. Diejenigen, die keine genaue "Rechnung halten wollen, halten selten lange "irgend eine Rechnung. Jch versäume kei- "ne nützlichere Beschäftigung damit, und es "lehret mich, auf die Zeit geizig zu seyn, die "einzige Sache, auf die man auf eine erlaub- "te Weise geizen kann! Denn wir leben in "dieser Welt nur einmal, und wenn wir aus "derselben gegangen sind, so sind wir auf ewig "heraus gegangen."
Sie wußte sich in die Nothwendigkeit, wel- che ihr diese Unordnungen auflegten, dann und wann ihre gewöhnlichen Beschäftigungen zu unterbrechen, allezeit zu schicken, indem sie sag- te: "Das Sprüchwort: Wer bei den Wöl- "fen ist, der muß mit ihnen heulen, litte "einen guten Verstand, und lehrete auch gute "Sitten. Jn Sachen, worin man jemand
"ge-
gangnen Woche, wozu ſie mich doch gewoͤhnet hatte, keine ſtarke Vorwuͤrfe machen durfte.
Sie pflegte auf ihre gewoͤhnliche liebreiche Art zu ſagen. „Jch halte nicht alles, was ich „thue, fuͤr einen andern zu thun noͤthig, ja „nicht einmal fuͤr mich ſelbſt. Da es mir a- „ber angenehmer iſt, eine ſolche Rechnung zu „halten, als ſie liegen zu laſſen: warum ſollte „ich denn nicht in meinen uͤberfluͤßig guten „Werken fortfahren? ‒ ‒ Es kann kein Scha- „de daraus entſtehen. Es erhaͤlt meine Auf- „merkſamkeit auf Rechnungen; und dies kann „mir vielleicht einmal in wichtigern Faͤllen „Dienſte thun. Diejenigen, die keine genaue „Rechnung halten wollen, halten ſelten lange „irgend eine Rechnung. Jch verſaͤume kei- „ne nuͤtzlichere Beſchaͤftigung damit, und es „lehret mich, auf die Zeit geizig zu ſeyn, die „einzige Sache, auf die man auf eine erlaub- „te Weiſe geizen kann! Denn wir leben in „dieſer Welt nur einmal, und wenn wir aus „derſelben gegangen ſind, ſo ſind wir auf ewig „heraus gegangen.”
Sie wußte ſich in die Nothwendigkeit, wel- che ihr dieſe Unordnungen auflegten, dann und wann ihre gewoͤhnlichen Beſchaͤftigungen zu unterbrechen, allezeit zu ſchicken, indem ſie ſag- te: „Das Spruͤchwort: Wer bei den Woͤl- „fen iſt, der muß mit ihnen heulen, litte „einen guten Verſtand, und lehrete auch gute „Sitten. Jn Sachen, worin man jemand
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gangnen Woche, wozu ſie mich doch gewoͤhnet
hatte, keine ſtarke Vorwuͤrfe machen durfte.
Sie pflegte auf ihre gewoͤhnliche liebreiche
Art zu ſagen. „Jch halte nicht alles, was ich
„thue, fuͤr einen andern zu thun noͤthig, ja
„nicht einmal fuͤr mich ſelbſt. Da es mir a-
„ber angenehmer iſt, eine ſolche Rechnung zu
„halten, als ſie liegen zu laſſen: warum ſollte
„ich denn nicht in meinen uͤberfluͤßig guten
„Werken fortfahren? ‒ ‒ Es kann kein Scha-
„de daraus entſtehen. Es erhaͤlt meine Auf-
„merkſamkeit auf Rechnungen; und dies kann
„mir vielleicht einmal in wichtigern Faͤllen
„Dienſte thun. Diejenigen, die keine genaue
„Rechnung halten wollen, halten ſelten lange
„irgend eine Rechnung. Jch verſaͤume kei-
„ne nuͤtzlichere Beſchaͤftigung damit, und es
„lehret mich, auf die Zeit geizig zu ſeyn, die
„einzige Sache, auf die man auf eine erlaub-
„te Weiſe geizen kann! Denn wir leben in
„dieſer Welt nur einmal, und wenn wir aus
„derſelben gegangen ſind, ſo ſind wir auf ewig
„heraus gegangen.”
Sie wußte ſich in die Nothwendigkeit, wel-
che ihr dieſe Unordnungen auflegten, dann und
wann ihre gewoͤhnlichen Beſchaͤftigungen zu
unterbrechen, allezeit zu ſchicken, indem ſie ſag-
te: „Das Spruͤchwort: Wer bei den Woͤl-
„fen iſt, der muß mit ihnen heulen, litte
„einen guten Verſtand, und lehrete auch gute
„Sitten. Jn Sachen, worin man jemand
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/310>, abgerufen am 23.11.2024.
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