Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite


Weil Armuth überhaupt verdächtig ist, muß
alles bei der Witwe hübsch eingerichtet seyn, und
ihr könnt denken, daß ich dafür gesorget habe.
Die Nettigkeit ihres Hauses und Hausraths,
und die geschwinde Bezahlung aller Waren,
die sie nimmt, welches sie ziemlich pralerisch
bewerkstelliget, und welches macht, daß alle ih-
re Nachbaren, wie ich voraus setze, sie deswe-
gen lieber zu leiden haben, werden dies bewei-
sen. Sie wird sagen, daß sie an ihren bei-
den Schwester-Töchtern wol thun will. Sal-
ly
wird bald verheirathet werden - - an einen
wolhabenden Tuchmacher im Strande, wenn
es euch so gefällt, denn dort sind wol fünf bis
sechs dergleichen Leute.

Nach den beiden Schwester-Töchtern könnt
ihr, Mowbray und Tourville, fragen, weil
sie abwesend seyn werden, als nach Personen,
die ihr um ihres seeligen Oneles, des würdigen
Mannes, willen hoch schätzet.

Gebet sorgfältig auf jede Wendung meines
Körpers, auf jede Bewegung meiner Augen,
Acht; denn in meinen Augen, und in meiner
Stellung, werdet ihr eine vollkommene Vor-
schrift finden. Jch brauche euch nicht zu be-
fehlen, daß ihr gegen mich sehr demüthig thun
müsset. Euer Eid der Treue verbindet euch da-
zu. Und wer kann mich endlich ansehen, oh-
ne ehrerbietig gegen mich zu seyn?

Priscilla Partington, (weil sie so un-
schuldig aussiehet, und bei ihrem sanften We-

sen


Weil Armuth uͤberhaupt verdaͤchtig iſt, muß
alles bei der Witwe huͤbſch eingerichtet ſeyn, und
ihr koͤnnt denken, daß ich dafuͤr geſorget habe.
Die Nettigkeit ihres Hauſes und Hausraths,
und die geſchwinde Bezahlung aller Waren,
die ſie nimmt, welches ſie ziemlich praleriſch
bewerkſtelliget, und welches macht, daß alle ih-
re Nachbaren, wie ich voraus ſetze, ſie deswe-
gen lieber zu leiden haben, werden dies bewei-
ſen. Sie wird ſagen, daß ſie an ihren bei-
den Schweſter-Toͤchtern wol thun will. Sal-
ly
wird bald verheirathet werden ‒ ‒ an einen
wolhabenden Tuchmacher im Strande, wenn
es euch ſo gefaͤllt, denn dort ſind wol fuͤnf bis
ſechs dergleichen Leute.

Nach den beiden Schweſter-Toͤchtern koͤnnt
ihr, Mowbray und Tourville, fragen, weil
ſie abweſend ſeyn werden, als nach Perſonen,
die ihr um ihres ſeeligen Oneles, des wuͤrdigen
Mannes, willen hoch ſchaͤtzet.

Gebet ſorgfaͤltig auf jede Wendung meines
Koͤrpers, auf jede Bewegung meiner Augen,
Acht; denn in meinen Augen, und in meiner
Stellung, werdet ihr eine vollkommene Vor-
ſchrift finden. Jch brauche euch nicht zu be-
fehlen, daß ihr gegen mich ſehr demuͤthig thun
muͤſſet. Euer Eid der Treue verbindet euch da-
zu. Und wer kann mich endlich anſehen, oh-
ne ehrerbietig gegen mich zu ſeyn?

Priscilla Partington, (weil ſie ſo un-
ſchuldig ausſiehet, und bei ihrem ſanften We-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0120" n="112"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Weil Armuth u&#x0364;berhaupt verda&#x0364;chtig i&#x017F;t, muß<lb/>
alles bei der Witwe hu&#x0364;b&#x017F;ch eingerichtet &#x017F;eyn, und<lb/>
ihr ko&#x0364;nnt denken, daß ich dafu&#x0364;r ge&#x017F;orget habe.<lb/>
Die Nettigkeit ihres Hau&#x017F;es und Hausraths,<lb/>
und die ge&#x017F;chwinde Bezahlung aller Waren,<lb/>
die &#x017F;ie nimmt, welches &#x017F;ie ziemlich praleri&#x017F;ch<lb/>
bewerk&#x017F;telliget, und welches macht, daß alle ih-<lb/>
re Nachbaren, wie ich voraus &#x017F;etze, &#x017F;ie deswe-<lb/>
gen lieber zu leiden haben, werden dies bewei-<lb/>
&#x017F;en. Sie wird &#x017F;agen, daß &#x017F;ie an ihren bei-<lb/>
den Schwe&#x017F;ter-To&#x0364;chtern wol thun will. <hi rendition="#fr">Sal-<lb/>
ly</hi> wird bald verheirathet werden &#x2012; &#x2012; an einen<lb/>
wolhabenden Tuchmacher im <hi rendition="#fr">Strande,</hi> wenn<lb/>
es euch &#x017F;o gefa&#x0364;llt, denn dort &#x017F;ind wol fu&#x0364;nf bis<lb/>
&#x017F;echs dergleichen Leute.</p><lb/>
          <p>Nach den beiden Schwe&#x017F;ter-To&#x0364;chtern ko&#x0364;nnt<lb/>
ihr, <hi rendition="#fr">Mowbray</hi> und <hi rendition="#fr">Tourville,</hi> fragen, weil<lb/>
&#x017F;ie abwe&#x017F;end &#x017F;eyn werden, als nach Per&#x017F;onen,<lb/>
die ihr um ihres &#x017F;eeligen Oneles, des wu&#x0364;rdigen<lb/>
Mannes, willen hoch &#x017F;cha&#x0364;tzet.</p><lb/>
          <p>Gebet &#x017F;orgfa&#x0364;ltig auf jede Wendung meines<lb/>
Ko&#x0364;rpers, auf jede Bewegung meiner Augen,<lb/>
Acht; denn in meinen Augen, und in meiner<lb/>
Stellung, werdet ihr eine vollkommene Vor-<lb/>
&#x017F;chrift finden. Jch brauche euch nicht zu be-<lb/>
fehlen, daß ihr gegen mich &#x017F;ehr demu&#x0364;thig thun<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Euer Eid der Treue verbindet euch da-<lb/>
zu. Und wer kann mich endlich an&#x017F;ehen, oh-<lb/>
ne ehrerbietig gegen mich zu &#x017F;eyn?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Priscilla Partington,</hi> (weil &#x017F;ie &#x017F;o un-<lb/>
&#x017F;chuldig aus&#x017F;iehet, und bei ihrem &#x017F;anften We-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0120] Weil Armuth uͤberhaupt verdaͤchtig iſt, muß alles bei der Witwe huͤbſch eingerichtet ſeyn, und ihr koͤnnt denken, daß ich dafuͤr geſorget habe. Die Nettigkeit ihres Hauſes und Hausraths, und die geſchwinde Bezahlung aller Waren, die ſie nimmt, welches ſie ziemlich praleriſch bewerkſtelliget, und welches macht, daß alle ih- re Nachbaren, wie ich voraus ſetze, ſie deswe- gen lieber zu leiden haben, werden dies bewei- ſen. Sie wird ſagen, daß ſie an ihren bei- den Schweſter-Toͤchtern wol thun will. Sal- ly wird bald verheirathet werden ‒ ‒ an einen wolhabenden Tuchmacher im Strande, wenn es euch ſo gefaͤllt, denn dort ſind wol fuͤnf bis ſechs dergleichen Leute. Nach den beiden Schweſter-Toͤchtern koͤnnt ihr, Mowbray und Tourville, fragen, weil ſie abweſend ſeyn werden, als nach Perſonen, die ihr um ihres ſeeligen Oneles, des wuͤrdigen Mannes, willen hoch ſchaͤtzet. Gebet ſorgfaͤltig auf jede Wendung meines Koͤrpers, auf jede Bewegung meiner Augen, Acht; denn in meinen Augen, und in meiner Stellung, werdet ihr eine vollkommene Vor- ſchrift finden. Jch brauche euch nicht zu be- fehlen, daß ihr gegen mich ſehr demuͤthig thun muͤſſet. Euer Eid der Treue verbindet euch da- zu. Und wer kann mich endlich anſehen, oh- ne ehrerbietig gegen mich zu ſeyn? Priscilla Partington, (weil ſie ſo un- ſchuldig ausſiehet, und bei ihrem ſanften We- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/120
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/120>, abgerufen am 27.11.2024.