wohl niemals einer verlassenen Person widerfah- ren. Jch habe aber in der That allemal bemer- ket, daß, wo sich jemand auf die Fürsehung ver- lässet, sie sich niemals entbricht, statt eines alten Freundes, der abgehet, einen neuen zu erwecken.
Dieser Cavallier - - Sie bückte sich gegen mich - - der, wie einige Leute denken, einer von den letzten hätte seyn sollen, denen ich die Vollzie- hung meines Testaments aufzutragen gedacht ha- ben sollte - - ist nichts desto weniger der einzige, den ich wählen kann; so wunderlich haben sich die Dinge geändert! Daher habe ich ihn zu diesem Liebesdienst gewählet, und er ist so gütig gewesen, ihn anzunehmen: denn so reich ich mich zu seyn rühmen mag; so bin ich es doch gegenwärtig viel- mehr dem Rechte nach, als in der That. Jch wiederhole also meine gehorsamste Danksagung ihnen allen dreyen, und bitte Gott, daß er Jhnen und den Jhrigen; sie sahe einen jeden hiebey an; die Güte und Gewogenheit, welche sie mir erzei- get haben, hundertfältig vergelte, und daß es bis an das Ende der Zeit in Jhrem und der Jhrigen Vermögen stehen möge, vielmehr Wohlthaten zu erzeigen, als genöthigt zu seyn, sie anzunehmen. Dieß ist ein der Gottheit ähnliches Vermögen, meine Herren. Jch habe mich sonst desselben in einem kleinen Maaße zu erfreuen gehabt: und noch weit mehr habe ich mich über die Hoffnung, die ich vor mir hatte, daß es bey mir vergrößert wer- den sollte, erfreuet; ob ich gleich die Kränkung gehabt habe, das Blatt gewandt zu sehen, und
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wohl niemals einer verlaſſenen Perſon widerfah- ren. Jch habe aber in der That allemal bemer- ket, daß, wo ſich jemand auf die Fuͤrſehung ver- laͤſſet, ſie ſich niemals entbricht, ſtatt eines alten Freundes, der abgehet, einen neuen zu erwecken.
Dieſer Cavallier ‒ ‒ Sie buͤckte ſich gegen mich ‒ ‒ der, wie einige Leute denken, einer von den letzten haͤtte ſeyn ſollen, denen ich die Vollzie- hung meines Teſtaments aufzutragen gedacht ha- ben ſollte ‒ ‒ iſt nichts deſto weniger der einzige, den ich waͤhlen kann; ſo wunderlich haben ſich die Dinge geaͤndert! Daher habe ich ihn zu dieſem Liebesdienſt gewaͤhlet, und er iſt ſo guͤtig geweſen, ihn anzunehmen: denn ſo reich ich mich zu ſeyn ruͤhmen mag; ſo bin ich es doch gegenwaͤrtig viel- mehr dem Rechte nach, als in der That. Jch wiederhole alſo meine gehorſamſte Dankſagung ihnen allen dreyen, und bitte Gott, daß er Jhnen und den Jhrigen; ſie ſahe einen jeden hiebey an; die Guͤte und Gewogenheit, welche ſie mir erzei- get haben, hundertfaͤltig vergelte, und daß es bis an das Ende der Zeit in Jhrem und der Jhrigen Vermoͤgen ſtehen moͤge, vielmehr Wohlthaten zu erzeigen, als genoͤthigt zu ſeyn, ſie anzunehmen. Dieß iſt ein der Gottheit aͤhnliches Vermoͤgen, meine Herren. Jch habe mich ſonſt deſſelben in einem kleinen Maaße zu erfreuen gehabt: und noch weit mehr habe ich mich uͤber die Hoffnung, die ich vor mir hatte, daß es bey mir vergroͤßert wer- den ſollte, erfreuet; ob ich gleich die Kraͤnkung gehabt habe, das Blatt gewandt zu ſehen, und
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wohl niemals einer verlaſſenen Perſon widerfah-
ren. Jch habe aber in der That allemal bemer-
ket, daß, wo ſich jemand auf die Fuͤrſehung ver-
laͤſſet, ſie ſich niemals entbricht, ſtatt eines alten
Freundes, der abgehet, einen neuen zu erwecken.
Dieſer Cavallier ‒ ‒ Sie buͤckte ſich gegen
mich ‒ ‒ der, wie einige Leute denken, einer von
den letzten haͤtte ſeyn ſollen, denen ich die Vollzie-
hung meines Teſtaments aufzutragen gedacht ha-
ben ſollte ‒ ‒ iſt nichts deſto weniger der einzige,
den ich waͤhlen kann; ſo wunderlich haben ſich die
Dinge geaͤndert! Daher habe ich ihn zu dieſem
Liebesdienſt gewaͤhlet, und er iſt ſo guͤtig geweſen,
ihn anzunehmen: denn ſo reich ich mich zu ſeyn
ruͤhmen mag; ſo bin ich es doch gegenwaͤrtig viel-
mehr dem Rechte nach, als in der That. Jch
wiederhole alſo meine gehorſamſte Dankſagung
ihnen allen dreyen, und bitte Gott, daß er Jhnen
und den Jhrigen; ſie ſahe einen jeden hiebey an;
die Guͤte und Gewogenheit, welche ſie mir erzei-
get haben, hundertfaͤltig vergelte, und daß es bis
an das Ende der Zeit in Jhrem und der Jhrigen
Vermoͤgen ſtehen moͤge, vielmehr Wohlthaten zu
erzeigen, als genoͤthigt zu ſeyn, ſie anzunehmen.
Dieß iſt ein der Gottheit aͤhnliches Vermoͤgen,
meine Herren. Jch habe mich ſonſt deſſelben in
einem kleinen Maaße zu erfreuen gehabt: und
noch weit mehr habe ich mich uͤber die Hoffnung, die
ich vor mir hatte, daß es bey mir vergroͤßert wer-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/91>, abgerufen am 22.11.2024.
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