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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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Anhang.

Der Verfasser des vorhergehenden Werks hat
die Ehre gehabt unter der Zeit, da dassel-
be herausgekommen; viele Briefe von Ungenann-
ten zu empfangen, in welchen die Personen, von
denen sie geschrieben sind, ihre Wünsche in Anse-
hung dessen, was sie von der Entwickelung oder
Auflösung des Knotens besorgten, auf verschied-
ne Weise
ausgedrücket haben.

Die meisten von denen, welche von dem schö-
nen Geschlechte an ihn abgelassen sind, gehen da-
hin, daß sie gern einen glücklichen Ausgang,
wie man es nennt, haben wollen: und einige von
denen Personen, die von der Hauptperson und ih-
ren Eigenschaften, wie sie gestehen, eingenommen
sind, wünschen eifrigst, sie glücklich zu sehen.

Da diese Briefe bey Durchlesung der vier
ersten Theile allein geschrieben worden; ehe man
die mannichfaltig in einander verwickelte Verbin-
dung der verschiedenen Theile mit einander sehen
oder erkennen konnte: so möchte man es itzo, da das
ganze Werk jedermann vor Augen liegt, für über-
flüßig halten, sich in diese Sache einzulassen; weil
vermuthet wird, daß die Lösung des Knotens aus
dem natürlichen Verlauf der Geschichte nothwen-
dig folge. Allein der Begriff, den man sich von der
poetischen Gerechtigkeit macht, scheint über-
haupt bey dem schönen Geschlechte die Oberhand
bekommen zu haben: und man muß gestehen, daß
er den Schein einer guten Gesinnung und Men-

schen-


Anhang.

Der Verfaſſer des vorhergehenden Werks hat
die Ehre gehabt unter der Zeit, da daſſel-
be herausgekommen; viele Briefe von Ungenann-
ten zu empfangen, in welchen die Perſonen, von
denen ſie geſchrieben ſind, ihre Wuͤnſche in Anſe-
hung deſſen, was ſie von der Entwickelung oder
Aufloͤſung des Knotens beſorgten, auf verſchied-
ne Weiſe
ausgedruͤcket haben.

Die meiſten von denen, welche von dem ſchoͤ-
nen Geſchlechte an ihn abgelaſſen ſind, gehen da-
hin, daß ſie gern einen gluͤcklichen Ausgang,
wie man es nennt, haben wollen: und einige von
denen Perſonen, die von der Hauptperſon und ih-
ren Eigenſchaften, wie ſie geſtehen, eingenommen
ſind, wuͤnſchen eifrigſt, ſie gluͤcklich zu ſehen.

Da dieſe Briefe bey Durchleſung der vier
erſten Theile allein geſchrieben worden; ehe man
die mannichfaltig in einander verwickelte Verbin-
dung der verſchiedenen Theile mit einander ſehen
oder erkennen konnte: ſo moͤchte man es itzo, da das
ganze Werk jedermann vor Augen liegt, fuͤr uͤber-
fluͤßig halten, ſich in dieſe Sache einzulaſſen; weil
vermuthet wird, daß die Loͤſung des Knotens aus
dem natuͤrlichen Verlauf der Geſchichte nothwen-
dig folge. Allein der Begriff, den man ſich von der
poetiſchen Gerechtigkeit macht, ſcheint uͤber-
haupt bey dem ſchoͤnen Geſchlechte die Oberhand
bekommen zu haben: und man muß geſtehen, daß
er den Schein einer guten Geſinnung und Men-

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[894/0900] Anhang. Der Verfaſſer des vorhergehenden Werks hat die Ehre gehabt unter der Zeit, da daſſel- be herausgekommen; viele Briefe von Ungenann- ten zu empfangen, in welchen die Perſonen, von denen ſie geſchrieben ſind, ihre Wuͤnſche in Anſe- hung deſſen, was ſie von der Entwickelung oder Aufloͤſung des Knotens beſorgten, auf verſchied- ne Weiſe ausgedruͤcket haben. Die meiſten von denen, welche von dem ſchoͤ- nen Geſchlechte an ihn abgelaſſen ſind, gehen da- hin, daß ſie gern einen gluͤcklichen Ausgang, wie man es nennt, haben wollen: und einige von denen Perſonen, die von der Hauptperſon und ih- ren Eigenſchaften, wie ſie geſtehen, eingenommen ſind, wuͤnſchen eifrigſt, ſie gluͤcklich zu ſehen. Da dieſe Briefe bey Durchleſung der vier erſten Theile allein geſchrieben worden; ehe man die mannichfaltig in einander verwickelte Verbin- dung der verſchiedenen Theile mit einander ſehen oder erkennen konnte: ſo moͤchte man es itzo, da das ganze Werk jedermann vor Augen liegt, fuͤr uͤber- fluͤßig halten, ſich in dieſe Sache einzulaſſen; weil vermuthet wird, daß die Loͤſung des Knotens aus dem natuͤrlichen Verlauf der Geſchichte nothwen- dig folge. Allein der Begriff, den man ſich von der poetiſchen Gerechtigkeit macht, ſcheint uͤber- haupt bey dem ſchoͤnen Geſchlechte die Oberhand bekommen zu haben: und man muß geſtehen, daß er den Schein einer guten Geſinnung und Men- ſchen-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/900>, abgerufen am 17.05.2024.