Es würde mir aber lieb seyn, weil sie durch den wichtigen Umstand in so gerechte Regungen der Menschheit gesetzt sind, wenn sie in der Schreib- art und Einkleidung, welche sie so vollkommen in ihrer Gewalt haben, ihrem lustigen Freunde eine Nachricht davon hätten zuschreiben können. Wer weiß, da sie durch einen Mitgenossen und von einem Mitgenossen gekommen seyn würde, wie sie ihn gerühret haben möchte?
Jch eröffnete ihr, daß ich es wirklich gethan hätte, und zwar auf eine solche Art, die, wie ich glaubte, nicht ohne Wirkung bey euch wäre.
Seine noch so neuliche Aufführung in diesem ehrlichen Hause, antwortete sie, und seine grausa- me Verfolgung meiner Person geben nur sehr wenige Hoffnung, daß irgend etwas ernsthaftes oder wichtiges ihn rühren werde.
Wir hatten einige Unterredungen über Bel- tons Bezeigen bey dem Sterben, und ich erzählte ihr verschiedne Umstände von der Ungedult und Verzweifelung des armen Mannes. Sie war sehr aufmerksam darauf, und machte artige An- merkungen über den Aufschub der Buße.
Jndem wir noch mit einander redeten, ward ihr ein Brief und ein Packet durch einen Kerl zu Pferde von der Fräulein Howe gebracht. Sie ging hinauf, ihn zu lesen: und da ich mit Fr. Smithinn und Fr. Lovick im Gespräch begriffen war, kamen der Arzt und der Apotheker beyde zu- gleich herein. Diese bekräftigten meine Furcht wegen des gefährlichen Zustandes, in welchem sie
sich
F 2
Es wuͤrde mir aber lieb ſeyn, weil ſie durch den wichtigen Umſtand in ſo gerechte Regungen der Menſchheit geſetzt ſind, wenn ſie in der Schreib- art und Einkleidung, welche ſie ſo vollkommen in ihrer Gewalt haben, ihrem luſtigen Freunde eine Nachricht davon haͤtten zuſchreiben koͤnnen. Wer weiß, da ſie durch einen Mitgenoſſen und von einem Mitgenoſſen gekommen ſeyn wuͤrde, wie ſie ihn geruͤhret haben moͤchte?
Jch eroͤffnete ihr, daß ich es wirklich gethan haͤtte, und zwar auf eine ſolche Art, die, wie ich glaubte, nicht ohne Wirkung bey euch waͤre.
Seine noch ſo neuliche Auffuͤhrung in dieſem ehrlichen Hauſe, antwortete ſie, und ſeine grauſa- me Verfolgung meiner Perſon geben nur ſehr wenige Hoffnung, daß irgend etwas ernſthaftes oder wichtiges ihn ruͤhren werde.
Wir hatten einige Unterredungen uͤber Bel- tons Bezeigen bey dem Sterben, und ich erzaͤhlte ihr verſchiedne Umſtaͤnde von der Ungedult und Verzweifelung des armen Mannes. Sie war ſehr aufmerkſam darauf, und machte artige An- merkungen uͤber den Aufſchub der Buße.
Jndem wir noch mit einander redeten, ward ihr ein Brief und ein Packet durch einen Kerl zu Pferde von der Fraͤulein Howe gebracht. Sie ging hinauf, ihn zu leſen: und da ich mit Fr. Smithinn und Fr. Lovick im Geſpraͤch begriffen war, kamen der Arzt und der Apotheker beyde zu- gleich herein. Dieſe bekraͤftigten meine Furcht wegen des gefaͤhrlichen Zuſtandes, in welchem ſie
ſich
F 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0089"n="83"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Es wuͤrde mir aber lieb ſeyn, weil ſie durch den<lb/>
wichtigen Umſtand in ſo gerechte Regungen der<lb/>
Menſchheit geſetzt ſind, wenn ſie in der Schreib-<lb/>
art und Einkleidung, welche ſie ſo vollkommen in<lb/>
ihrer Gewalt haben, ihrem luſtigen Freunde eine<lb/>
Nachricht davon haͤtten zuſchreiben koͤnnen. Wer<lb/>
weiß, da ſie <hirendition="#fr">durch</hi> einen Mitgenoſſen und <hirendition="#fr">von</hi><lb/>
einem Mitgenoſſen gekommen ſeyn wuͤrde, wie ſie<lb/>
ihn geruͤhret haben moͤchte?</p><lb/><p>Jch eroͤffnete ihr, daß ich es wirklich gethan<lb/><hirendition="#fr">haͤtte,</hi> und zwar auf eine ſolche Art, die, wie ich<lb/>
glaubte, nicht ohne Wirkung bey euch waͤre.</p><lb/><p>Seine noch ſo neuliche Auffuͤhrung in dieſem<lb/>
ehrlichen Hauſe, antwortete ſie, und ſeine grauſa-<lb/>
me Verfolgung meiner Perſon geben nur ſehr<lb/>
wenige Hoffnung, daß irgend etwas ernſthaftes<lb/>
oder wichtiges ihn ruͤhren werde.</p><lb/><p>Wir hatten einige Unterredungen uͤber Bel-<lb/>
tons Bezeigen bey dem Sterben, und ich erzaͤhlte<lb/>
ihr verſchiedne Umſtaͤnde von der Ungedult und<lb/>
Verzweifelung des armen Mannes. Sie war<lb/>ſehr aufmerkſam darauf, und machte artige An-<lb/>
merkungen uͤber den Aufſchub der Buße.</p><lb/><p>Jndem wir noch mit einander redeten, ward<lb/>
ihr ein Brief und ein Packet durch einen Kerl zu<lb/>
Pferde von der Fraͤulein Howe gebracht. Sie<lb/>
ging hinauf, ihn zu leſen: und da ich mit Fr.<lb/>
Smithinn und Fr. Lovick im Geſpraͤch begriffen<lb/>
war, kamen der Arzt und der Apotheker beyde zu-<lb/>
gleich herein. Dieſe bekraͤftigten meine Furcht<lb/>
wegen des gefaͤhrlichen Zuſtandes, in welchem ſie<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[83/0089]
Es wuͤrde mir aber lieb ſeyn, weil ſie durch den
wichtigen Umſtand in ſo gerechte Regungen der
Menſchheit geſetzt ſind, wenn ſie in der Schreib-
art und Einkleidung, welche ſie ſo vollkommen in
ihrer Gewalt haben, ihrem luſtigen Freunde eine
Nachricht davon haͤtten zuſchreiben koͤnnen. Wer
weiß, da ſie durch einen Mitgenoſſen und von
einem Mitgenoſſen gekommen ſeyn wuͤrde, wie ſie
ihn geruͤhret haben moͤchte?
Jch eroͤffnete ihr, daß ich es wirklich gethan
haͤtte, und zwar auf eine ſolche Art, die, wie ich
glaubte, nicht ohne Wirkung bey euch waͤre.
Seine noch ſo neuliche Auffuͤhrung in dieſem
ehrlichen Hauſe, antwortete ſie, und ſeine grauſa-
me Verfolgung meiner Perſon geben nur ſehr
wenige Hoffnung, daß irgend etwas ernſthaftes
oder wichtiges ihn ruͤhren werde.
Wir hatten einige Unterredungen uͤber Bel-
tons Bezeigen bey dem Sterben, und ich erzaͤhlte
ihr verſchiedne Umſtaͤnde von der Ungedult und
Verzweifelung des armen Mannes. Sie war
ſehr aufmerkſam darauf, und machte artige An-
merkungen uͤber den Aufſchub der Buße.
Jndem wir noch mit einander redeten, ward
ihr ein Brief und ein Packet durch einen Kerl zu
Pferde von der Fraͤulein Howe gebracht. Sie
ging hinauf, ihn zu leſen: und da ich mit Fr.
Smithinn und Fr. Lovick im Geſpraͤch begriffen
war, kamen der Arzt und der Apotheker beyde zu-
gleich herein. Dieſe bekraͤftigten meine Furcht
wegen des gefaͤhrlichen Zuſtandes, in welchem ſie
ſich
F 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/89>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.