selbst entweder in Person, oder durch Feder und Dinte zu wenden wüßte.
Wenn ihr aber von meiner Schuld; von der Handschrift an der Wand; von einer gerichtlichen Belangung, wofern er von meinen Händen bleibt; von seiner Geschicklichkeit, Gelassenheit, Herzhaf- tigkeit und dergleichen feigen Memmen Zeuge Erwähnung thut: so sagt mir, was ihr damit meynen könnt? Gewiß ihr könnt nicht glauben, daß solche Vorstellungen, als dieß sind, entweder meine Hände, oder mein Herz schwächen werden - - Nichts mehr von solchem Unsinn, ich bitte euch, in irgend einem von euren künftigen Briefen.
Er hatte keine Entschließungen gefaßt, sagt ihr, als ihr ihn das letzte mal gesehen. Er muß und wird gar bald auf eine oder die andere Art eine Entschließung fassen. Denn ich habe schon gestern an ihn geschrieben, ohne diese eure Ant- wort auf mein letztes zu erwarten. Jch konnte nicht in der Ungewißheit leben, wie ich euch in demselben meldete. Jch habe meinen Brief nach Florenz an ihn gerichtet. Jch konnte auch mei- ne Freunde, in Ansehung meiner Sicherheit, oder sonst, nicht in Ungewißheit lassen. Allein ich habe ihn in so mäßigen Ausdrückungen abgefaßt, daß er vollkommen die Wahl hat. Er wird das Herausfordern thun: wo er ihn in dem Ver- stande annimmt, in welchem er ihn auf so gute Art anzunehmen vermeiden kann. Und wo er es thut: so wird er zeigen, daß Bosheit und Rachbegier
die
ſelbſt entweder in Perſon, oder durch Feder und Dinte zu wenden wuͤßte.
Wenn ihr aber von meiner Schuld; von der Handſchrift an der Wand; von einer gerichtlichen Belangung, wofern er von meinen Haͤnden bleibt; von ſeiner Geſchicklichkeit, Gelaſſenheit, Herzhaf- tigkeit und dergleichen feigen Memmen Zeuge Erwaͤhnung thut: ſo ſagt mir, was ihr damit meynen koͤnnt? Gewiß ihr koͤnnt nicht glauben, daß ſolche Vorſtellungen, als dieß ſind, entweder meine Haͤnde, oder mein Herz ſchwaͤchen werden ‒ ‒ Nichts mehr von ſolchem Unſinn, ich bitte euch, in irgend einem von euren kuͤnftigen Briefen.
Er hatte keine Entſchließungen gefaßt, ſagt ihr, als ihr ihn das letzte mal geſehen. Er muß und wird gar bald auf eine oder die andere Art eine Entſchließung faſſen. Denn ich habe ſchon geſtern an ihn geſchrieben, ohne dieſe eure Ant- wort auf mein letztes zu erwarten. Jch konnte nicht in der Ungewißheit leben, wie ich euch in demſelben meldete. Jch habe meinen Brief nach Florenz an ihn gerichtet. Jch konnte auch mei- ne Freunde, in Anſehung meiner Sicherheit, oder ſonſt, nicht in Ungewißheit laſſen. Allein ich habe ihn in ſo maͤßigen Ausdruͤckungen abgefaßt, daß er vollkommen die Wahl hat. Er wird das Herausfordern thun: wo er ihn in dem Ver- ſtande annimmt, in welchem er ihn auf ſo gute Art anzunehmen vermeiden kann. Und wo er es thut: ſo wird er zeigen, daß Bosheit und Rachbegier
die
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ſelbſt entweder in Perſon, oder durch Feder und
Dinte zu wenden wuͤßte.
Wenn ihr aber von meiner Schuld; von der
Handſchrift an der Wand; von einer gerichtlichen
Belangung, wofern er von meinen Haͤnden bleibt;
von ſeiner Geſchicklichkeit, Gelaſſenheit, Herzhaf-
tigkeit und dergleichen feigen Memmen Zeuge
Erwaͤhnung thut: ſo ſagt mir, was ihr damit
meynen koͤnnt? Gewiß ihr koͤnnt nicht glauben,
daß ſolche Vorſtellungen, als dieß ſind, entweder
meine Haͤnde, oder mein Herz ſchwaͤchen werden
‒ ‒ Nichts mehr von ſolchem Unſinn, ich bitte
euch, in irgend einem von euren kuͤnftigen
Briefen.
Er hatte keine Entſchließungen gefaßt, ſagt
ihr, als ihr ihn das letzte mal geſehen. Er muß
und wird gar bald auf eine oder die andere Art
eine Entſchließung faſſen. Denn ich habe ſchon
geſtern an ihn geſchrieben, ohne dieſe eure Ant-
wort auf mein letztes zu erwarten. Jch konnte
nicht in der Ungewißheit leben, wie ich euch in
demſelben meldete. Jch habe meinen Brief nach
Florenz an ihn gerichtet. Jch konnte auch mei-
ne Freunde, in Anſehung meiner Sicherheit, oder
ſonſt, nicht in Ungewißheit laſſen. Allein ich
habe ihn in ſo maͤßigen Ausdruͤckungen abgefaßt,
daß er vollkommen die Wahl hat. Er wird
das Herausfordern thun: wo er ihn in dem Ver-
ſtande annimmt, in welchem er ihn auf ſo gute Art
anzunehmen vermeiden kann. Und wo er es thut:
ſo wird er zeigen, daß Bosheit und Rachbegier
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/852>, abgerufen am 22.11.2024.
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