Der hundert und fünfte Brief von Herrn Belford an den Lord M.
London, Dienstags, Abends, den 3ten Oct.
Mein Lord.
Jch gehorche Jhrer Gnaden Befehlen mit vie- lem Vergnügen.
Gestern Nachmittags besuchte mich Herr Lo- velace in meiner Wohnung. Da ich aber zu eben der Zeit auch einen Besuch von dem Obrist Morden erwartete: so hielte ich für dienlich ihn, unter dem Vorwande, als wenn ich es halb und halb versprochen hätte, in ein Weinhaus zu füh- ren, das sonst keiner von uns besuchet hat. Jch befahl, daß man mir daselbst Nachricht bringen sollte, wenn der Obrist käme: und Herr Lovelace schickte nach Mowbrayen, Tourvillen und Herrn Dolemann von Uxbridge, der nach London gekom- men war Abschied von ihm zu nehmen, und ließ ihnen sagen, wo wir anzutreffen wären.
Herr Lovelace ist allzu wohl genesen, hätte ich bald gesagt. Jch habe ihn niemals lustiger, aufgeweckter und schöner gesehen. Wir hatten ein ziemliches Gezänke mit einander über einige Stücke der Testamentsverwesung, die ich über-
nommen
Der hundert und fuͤnfte Brief von Herrn Belford an den Lord M.
London, Dienſtags, Abends, den 3ten Oct.
Mein Lord.
Jch gehorche Jhrer Gnaden Befehlen mit vie- lem Vergnuͤgen.
Geſtern Nachmittags beſuchte mich Herr Lo- velace in meiner Wohnung. Da ich aber zu eben der Zeit auch einen Beſuch von dem Obriſt Morden erwartete: ſo hielte ich fuͤr dienlich ihn, unter dem Vorwande, als wenn ich es halb und halb verſprochen haͤtte, in ein Weinhaus zu fuͤh- ren, das ſonſt keiner von uns beſuchet hat. Jch befahl, daß man mir daſelbſt Nachricht bringen ſollte, wenn der Obriſt kaͤme: und Herr Lovelace ſchickte nach Mowbrayen, Tourvillen und Herrn Dolemann von Uxbridge, der nach London gekom- men war Abſchied von ihm zu nehmen, und ließ ihnen ſagen, wo wir anzutreffen waͤren.
Herr Lovelace iſt allzu wohl geneſen, haͤtte ich bald geſagt. Jch habe ihn niemals luſtiger, aufgeweckter und ſchoͤner geſehen. Wir hatten ein ziemliches Gezaͤnke mit einander uͤber einige Stuͤcke der Teſtamentsverweſung, die ich uͤber-
nommen
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0790"n="784"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der hundert und fuͤnfte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Herrn Belford an den Lord M.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">London, Dienſtags, Abends,<lb/>
den 3ten Oct.</hi></dateline><lb/><salute><hirendition="#b">Mein Lord.</hi></salute><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch gehorche Jhrer Gnaden Befehlen mit vie-<lb/>
lem Vergnuͤgen.</p><lb/><p>Geſtern Nachmittags beſuchte mich Herr Lo-<lb/>
velace in meiner Wohnung. Da ich aber zu<lb/>
eben der Zeit auch einen Beſuch von dem Obriſt<lb/>
Morden erwartete: ſo hielte ich fuͤr dienlich ihn,<lb/>
unter dem Vorwande, als wenn ich es halb und<lb/>
halb verſprochen haͤtte, in ein Weinhaus zu fuͤh-<lb/>
ren, das ſonſt keiner von uns beſuchet hat. Jch<lb/>
befahl, daß man mir daſelbſt Nachricht bringen<lb/>ſollte, wenn der Obriſt kaͤme: und Herr Lovelace<lb/>ſchickte nach Mowbrayen, Tourvillen und Herrn<lb/>
Dolemann von Uxbridge, der nach London gekom-<lb/>
men war Abſchied von ihm zu nehmen, und ließ<lb/>
ihnen ſagen, wo wir anzutreffen waͤren.</p><lb/><p>Herr Lovelace iſt <hirendition="#fr">allzu wohl</hi> geneſen, haͤtte<lb/>
ich bald geſagt. Jch habe ihn niemals luſtiger,<lb/>
aufgeweckter und ſchoͤner geſehen. Wir hatten<lb/>
ein ziemliches Gezaͤnke mit einander uͤber einige<lb/>
Stuͤcke der Teſtamentsverweſung, die ich uͤber-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nommen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[784/0790]
Der hundert und fuͤnfte Brief
von
Herrn Belford an den Lord M.
London, Dienſtags, Abends,
den 3ten Oct.
Mein Lord.
Jch gehorche Jhrer Gnaden Befehlen mit vie-
lem Vergnuͤgen.
Geſtern Nachmittags beſuchte mich Herr Lo-
velace in meiner Wohnung. Da ich aber zu
eben der Zeit auch einen Beſuch von dem Obriſt
Morden erwartete: ſo hielte ich fuͤr dienlich ihn,
unter dem Vorwande, als wenn ich es halb und
halb verſprochen haͤtte, in ein Weinhaus zu fuͤh-
ren, das ſonſt keiner von uns beſuchet hat. Jch
befahl, daß man mir daſelbſt Nachricht bringen
ſollte, wenn der Obriſt kaͤme: und Herr Lovelace
ſchickte nach Mowbrayen, Tourvillen und Herrn
Dolemann von Uxbridge, der nach London gekom-
men war Abſchied von ihm zu nehmen, und ließ
ihnen ſagen, wo wir anzutreffen waͤren.
Herr Lovelace iſt allzu wohl geneſen, haͤtte
ich bald geſagt. Jch habe ihn niemals luſtiger,
aufgeweckter und ſchoͤner geſehen. Wir hatten
ein ziemliches Gezaͤnke mit einander uͤber einige
Stuͤcke der Teſtamentsverweſung, die ich uͤber-
nommen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/790>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.