person wäre, ich würde nicht halb das Herze ha- ben. Jch denke, ich muß mich billig entschließen, ihn für seine verkehrte Beständigkeit und anhal- tende Verfolgung, wie viele andere Leute gestraft werden, mit der Gewährung seiner Wünsche zu strafen: als welches der einzige Weg ist, wie ich es mit wirklichen Erfolg thun kann.
Erlauben Sie mir dann, mein Herr, Sie zu versichern, daß, wenn ich, nach den Worten mei- ner reizenden Freundinn in ihrem Testament, wo sie von ihrer Base Hervey schreibet, finden kann, daß meine Betrübniß um sie, durch die Zeit gemildert, zu einem mehr angenehmen als kummervollen Angedenken geworden ist, damit ich der Liebe, die ein Mann von einigen Verdiensten für mich heget, nicht äußerst unwür- dig seyn möge, ich der Bitte meiner werthen Freundinn, die so oft wiederhohlet, und so ernst- lich vorgestellt ist, Genüge thun wolle. Hr. Hick- mann soll finden, wo er meine Dankbarkeit zu verdienen fortfähret, daß es an meinen Bemü- hungen nicht fehlen wird, ihm die Gedult, welche er mit mir gehabt hat, und noch eine kleine Wei- le länger haben muß, zu vergelten. Alsdenn wird es seine eigne, ich hoffe, nicht meine, Schuld seyn: wenn unsere Ehe den glücklichen Ahndun- gen nicht gemäß ist, welche, wie sie mir einstens zu meiner Ermunterung und um mich zu bewe- gen, daß ich ihm Hoffnung machte, eröffnete, ihr edelgesinntes prophetisches Gemüth in dieser Betrachtung erfülleten.
So,
perſon waͤre, ich wuͤrde nicht halb das Herze ha- ben. Jch denke, ich muß mich billig entſchließen, ihn fuͤr ſeine verkehrte Beſtaͤndigkeit und anhal- tende Verfolgung, wie viele andere Leute geſtraft werden, mit der Gewaͤhrung ſeiner Wuͤnſche zu ſtrafen: als welches der einzige Weg iſt, wie ich es mit wirklichen Erfolg thun kann.
Erlauben Sie mir dann, mein Herr, Sie zu verſichern, daß, wenn ich, nach den Worten mei- ner reizenden Freundinn in ihrem Teſtament, wo ſie von ihrer Baſe Hervey ſchreibet, finden kann, daß meine Betruͤbniß um ſie, durch die Zeit gemildert, zu einem mehr angenehmen als kummervollen Angedenken geworden iſt, damit ich der Liebe, die ein Mann von einigen Verdienſten fuͤr mich heget, nicht aͤußerſt unwuͤr- dig ſeyn moͤge, ich der Bitte meiner werthen Freundinn, die ſo oft wiederhohlet, und ſo ernſt- lich vorgeſtellt iſt, Genuͤge thun wolle. Hr. Hick- mann ſoll finden, wo er meine Dankbarkeit zu verdienen fortfaͤhret, daß es an meinen Bemuͤ- hungen nicht fehlen wird, ihm die Gedult, welche er mit mir gehabt hat, und noch eine kleine Wei- le laͤnger haben muß, zu vergelten. Alsdenn wird es ſeine eigne, ich hoffe, nicht meine, Schuld ſeyn: wenn unſere Ehe den gluͤcklichen Ahndun- gen nicht gemaͤß iſt, welche, wie ſie mir einſtens zu meiner Ermunterung und um mich zu bewe- gen, daß ich ihm Hoffnung machte, eroͤffnete, ihr edelgeſinntes prophetiſches Gemuͤth in dieſer Betrachtung erfuͤlleten.
So,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0784"n="778"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
perſon waͤre, ich wuͤrde nicht halb das Herze ha-<lb/>
ben. Jch denke, ich muß mich billig entſchließen,<lb/>
ihn fuͤr ſeine verkehrte Beſtaͤndigkeit und anhal-<lb/>
tende Verfolgung, wie viele andere Leute geſtraft<lb/>
werden, mit der Gewaͤhrung ſeiner Wuͤnſche zu<lb/>ſtrafen: als welches der einzige Weg iſt, wie ich<lb/>
es mit wirklichen Erfolg thun kann.</p><lb/><p>Erlauben Sie mir dann, mein Herr, Sie zu<lb/>
verſichern, daß, wenn ich, nach den Worten mei-<lb/>
ner reizenden Freundinn in ihrem Teſtament, wo<lb/>ſie von ihrer Baſe Hervey ſchreibet, finden kann,<lb/>
daß meine Betruͤbniß um ſie, <hirendition="#fr">durch die Zeit<lb/>
gemildert, zu einem mehr angenehmen als<lb/>
kummervollen Angedenken geworden iſt,</hi><lb/>
damit ich der Liebe, die ein Mann von einigen<lb/>
Verdienſten fuͤr mich heget, nicht aͤußerſt unwuͤr-<lb/>
dig ſeyn moͤge, ich der Bitte meiner werthen<lb/>
Freundinn, die ſo oft wiederhohlet, und ſo ernſt-<lb/>
lich vorgeſtellt iſt, Genuͤge thun wolle. Hr. Hick-<lb/>
mann ſoll finden, wo er meine Dankbarkeit zu<lb/>
verdienen fortfaͤhret, daß es an meinen Bemuͤ-<lb/>
hungen nicht fehlen wird, ihm die Gedult, welche<lb/>
er mit mir gehabt hat, und noch eine kleine Wei-<lb/>
le laͤnger haben muß, zu vergelten. Alsdenn<lb/>
wird es ſeine eigne, ich hoffe, nicht meine, Schuld<lb/>ſeyn: wenn unſere Ehe den gluͤcklichen <hirendition="#fr">Ahndun-<lb/>
gen</hi> nicht gemaͤß iſt, welche, wie ſie mir einſtens<lb/>
zu <hirendition="#fr">meiner</hi> Ermunterung und um mich zu bewe-<lb/>
gen, daß ich <hirendition="#fr">ihm</hi> Hoffnung machte, eroͤffnete, ihr<lb/>
edelgeſinntes <hirendition="#fr">prophetiſches Gemuͤth</hi> in dieſer<lb/>
Betrachtung <hirendition="#fr">erfuͤlleten.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">So,</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[778/0784]
perſon waͤre, ich wuͤrde nicht halb das Herze ha-
ben. Jch denke, ich muß mich billig entſchließen,
ihn fuͤr ſeine verkehrte Beſtaͤndigkeit und anhal-
tende Verfolgung, wie viele andere Leute geſtraft
werden, mit der Gewaͤhrung ſeiner Wuͤnſche zu
ſtrafen: als welches der einzige Weg iſt, wie ich
es mit wirklichen Erfolg thun kann.
Erlauben Sie mir dann, mein Herr, Sie zu
verſichern, daß, wenn ich, nach den Worten mei-
ner reizenden Freundinn in ihrem Teſtament, wo
ſie von ihrer Baſe Hervey ſchreibet, finden kann,
daß meine Betruͤbniß um ſie, durch die Zeit
gemildert, zu einem mehr angenehmen als
kummervollen Angedenken geworden iſt,
damit ich der Liebe, die ein Mann von einigen
Verdienſten fuͤr mich heget, nicht aͤußerſt unwuͤr-
dig ſeyn moͤge, ich der Bitte meiner werthen
Freundinn, die ſo oft wiederhohlet, und ſo ernſt-
lich vorgeſtellt iſt, Genuͤge thun wolle. Hr. Hick-
mann ſoll finden, wo er meine Dankbarkeit zu
verdienen fortfaͤhret, daß es an meinen Bemuͤ-
hungen nicht fehlen wird, ihm die Gedult, welche
er mit mir gehabt hat, und noch eine kleine Wei-
le laͤnger haben muß, zu vergelten. Alsdenn
wird es ſeine eigne, ich hoffe, nicht meine, Schuld
ſeyn: wenn unſere Ehe den gluͤcklichen Ahndun-
gen nicht gemaͤß iſt, welche, wie ſie mir einſtens
zu meiner Ermunterung und um mich zu bewe-
gen, daß ich ihm Hoffnung machte, eroͤffnete, ihr
edelgeſinntes prophetiſches Gemuͤth in dieſer
Betrachtung erfuͤlleten.
So,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/784>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.