Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



menheiten übersehen hat, werden itzo bemerkt
und weitläuftig erhoben.

So gar den Bedienten wird erlaubt, sich gegen
ihre Herrschaften über diese ruhmvolle Stücke
weitläuftig herauszulassen! Ja sie sind in ihren
Lobeserhebungen selbst beredt! - - Die un-
glücklichen Herrfchaften horchen und weinen!
Wie muß ich sie dabey bald aus Ungedult und
Gewissensangst den eifrigen Lobrednern ins
Wort fallen, ihre hülflose Hände herumwerfen
und ausrufen; bald wieder, um mehr von ih-
rem Lobe zu hören, horchen und weinen sehen
- - Sie geben gar den Bedienten Anlaß, wie-
der zu erzählen, wie sie von Fremden, die sich
nach ihr erkundiget, und von Bekannten, die
gern eine und andere neue Proben zu ihrer Eh-
re hören wollen, angehalten zu werden pfleg-
ten. - - Wie viel vergrößert dieß alles die
Sache!

Jn Träumen sehen sie die Fräulein und wün-
schen,
sie zu sehen: allezeit als einen Engel;
allezeit mit Kleidern des Lichts angethan; alle-
zeit bemüht sie zu trösten, die frey bekennen,
daß sie niemals einen Trost wieder empfinden
werden.

Was für ein gutes Beyspiel sie gab! Wie sie
schrieb! Wie sie zeichnete! Wie sie stickte!
Wie sie redete! Wie sie sang! Wie sie spielte!
Jhre Stimme, Musik! Jhren Ton! den
Wohlklang in ihrem Tone!

Wie
A a a 5



menheiten uͤberſehen hat, werden itzo bemerkt
und weitlaͤuftig erhoben.

So gar den Bedienten wird erlaubt, ſich gegen
ihre Herrſchaften uͤber dieſe ruhmvolle Stuͤcke
weitlaͤuftig herauszulaſſen! Ja ſie ſind in ihren
Lobeserhebungen ſelbſt beredt! ‒ ‒ Die un-
gluͤcklichen Herrfchaften horchen und weinen!
Wie muß ich ſie dabey bald aus Ungedult und
Gewiſſensangſt den eifrigen Lobrednern ins
Wort fallen, ihre huͤlfloſe Haͤnde herumwerfen
und ausrufen; bald wieder, um mehr von ih-
rem Lobe zu hoͤren, horchen und weinen ſehen
‒ ‒ Sie geben gar den Bedienten Anlaß, wie-
der zu erzaͤhlen, wie ſie von Fremden, die ſich
nach ihr erkundiget, und von Bekannten, die
gern eine und andere neue Proben zu ihrer Eh-
re hoͤren wollen, angehalten zu werden pfleg-
ten. ‒ ‒ Wie viel vergroͤßert dieß alles die
Sache!

Jn Traͤumen ſehen ſie die Fraͤulein und wuͤn-
ſchen,
ſie zu ſehen: allezeit als einen Engel;
allezeit mit Kleidern des Lichts angethan; alle-
zeit bemuͤht ſie zu troͤſten, die frey bekennen,
daß ſie niemals einen Troſt wieder empfinden
werden.

Was fuͤr ein gutes Beyſpiel ſie gab! Wie ſie
ſchrieb! Wie ſie zeichnete! Wie ſie ſtickte!
Wie ſie redete! Wie ſie ſang! Wie ſie ſpielte!
Jhre Stimme, Muſik! Jhren Ton! den
Wohlklang in ihrem Tone!

Wie
A a a 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0751" n="745"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
menheiten u&#x0364;ber&#x017F;ehen hat, werden itzo bemerkt<lb/>
und weitla&#x0364;uftig erhoben.</p><lb/>
            <p>So gar den Bedienten wird erlaubt, &#x017F;ich gegen<lb/>
ihre Herr&#x017F;chaften u&#x0364;ber die&#x017F;e ruhmvolle Stu&#x0364;cke<lb/>
weitla&#x0364;uftig herauszula&#x017F;&#x017F;en! Ja &#x017F;ie &#x017F;ind in ihren<lb/>
Lobeserhebungen &#x017F;elb&#x017F;t beredt! &#x2012; &#x2012; Die un-<lb/>
glu&#x0364;cklichen Herrfchaften horchen und weinen!<lb/>
Wie muß ich &#x017F;ie dabey bald aus Ungedult und<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;ensang&#x017F;t den eifrigen Lobrednern ins<lb/>
Wort fallen, ihre hu&#x0364;lflo&#x017F;e Ha&#x0364;nde herumwerfen<lb/>
und ausrufen; bald wieder, um mehr von ih-<lb/>
rem Lobe zu ho&#x0364;ren, horchen und weinen &#x017F;ehen<lb/>
&#x2012; &#x2012; Sie geben gar den Bedienten Anlaß, wie-<lb/>
der zu erza&#x0364;hlen, wie &#x017F;ie von Fremden, die &#x017F;ich<lb/>
nach ihr erkundiget, und von Bekannten, die<lb/>
gern eine und andere neue Proben zu ihrer Eh-<lb/>
re ho&#x0364;ren wollen, angehalten zu werden pfleg-<lb/>
ten. &#x2012; &#x2012; Wie viel vergro&#x0364;ßert dieß alles die<lb/>
Sache!</p><lb/>
            <p>Jn <hi rendition="#fr">Tra&#x0364;umen</hi> &#x017F;ehen &#x017F;ie die Fra&#x0364;ulein und <hi rendition="#fr">wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen,</hi> &#x017F;ie zu &#x017F;ehen: allezeit als einen Engel;<lb/>
allezeit mit Kleidern des Lichts angethan; alle-<lb/>
zeit bemu&#x0364;ht <hi rendition="#fr">&#x017F;ie zu</hi> tro&#x0364;&#x017F;ten, die frey bekennen,<lb/>
daß &#x017F;ie niemals einen Tro&#x017F;t wieder empfinden<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p>Was fu&#x0364;r ein gutes Bey&#x017F;piel &#x017F;ie gab! Wie &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chrieb! Wie &#x017F;ie zeichnete! Wie &#x017F;ie &#x017F;tickte!<lb/>
Wie &#x017F;ie redete! Wie &#x017F;ie &#x017F;ang! Wie &#x017F;ie &#x017F;pielte!<lb/>
Jhre Stimme, Mu&#x017F;ik! Jhren Ton! den<lb/>
Wohlklang in ihrem Tone!</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a a 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[745/0751] menheiten uͤberſehen hat, werden itzo bemerkt und weitlaͤuftig erhoben. So gar den Bedienten wird erlaubt, ſich gegen ihre Herrſchaften uͤber dieſe ruhmvolle Stuͤcke weitlaͤuftig herauszulaſſen! Ja ſie ſind in ihren Lobeserhebungen ſelbſt beredt! ‒ ‒ Die un- gluͤcklichen Herrfchaften horchen und weinen! Wie muß ich ſie dabey bald aus Ungedult und Gewiſſensangſt den eifrigen Lobrednern ins Wort fallen, ihre huͤlfloſe Haͤnde herumwerfen und ausrufen; bald wieder, um mehr von ih- rem Lobe zu hoͤren, horchen und weinen ſehen ‒ ‒ Sie geben gar den Bedienten Anlaß, wie- der zu erzaͤhlen, wie ſie von Fremden, die ſich nach ihr erkundiget, und von Bekannten, die gern eine und andere neue Proben zu ihrer Eh- re hoͤren wollen, angehalten zu werden pfleg- ten. ‒ ‒ Wie viel vergroͤßert dieß alles die Sache! Jn Traͤumen ſehen ſie die Fraͤulein und wuͤn- ſchen, ſie zu ſehen: allezeit als einen Engel; allezeit mit Kleidern des Lichts angethan; alle- zeit bemuͤht ſie zu troͤſten, die frey bekennen, daß ſie niemals einen Troſt wieder empfinden werden. Was fuͤr ein gutes Beyſpiel ſie gab! Wie ſie ſchrieb! Wie ſie zeichnete! Wie ſie ſtickte! Wie ſie redete! Wie ſie ſang! Wie ſie ſpielte! Jhre Stimme, Muſik! Jhren Ton! den Wohlklang in ihrem Tone! Wie A a a 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/751
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/751>, abgerufen am 17.05.2024.