richt von mir zu haben, ehe ihr nach Berks ab- reiset. Jch will daher mit wenigen Worten von dem einzigen Stück eures Briefes, das ich itzo berühren kann, beschließen. Dieß betrifst den Brief von der Fräulein, wovon ihr mir eine Ab- schrift gebet.
Der Mangel der Ruhe, und das betrübte Schauspiel, welches ich vor mir habe, haben mich außer Stande gesetzt, auf irgend eine Art Grund von demselben zu geben. Jhr seyd darüber ent- zückt. Jhr habt auch Ursache dazu: wofern es so ist, wie ihr gedenket. Jch möchte euch nicht gern eure Freude rauben: aber ich muß gestehen, daß ich darüber erstaunet bin.
Gewiß, Lovelace, dieser unversehene Brief kann doch wohl nicht von dir selbst geschmiedet seyn, damit du etwa eine Absicht ins Werk rich- ten und mich berücken mögest. Nach der Schreib- art, worinn er aufgesetzet ist, kann es nicht seyn: ob du gleich ein vollkommener Proteus bist, der alle Gestalten annehmen kann.
Jnzwischen will ich nicht ein Wort mehr bey- fügen, nachdem ich um die Zurücksendung dieses ersuchet, und euch versichert habe, daß ich sey
Euer getreuer und wohlmeynender Freund Joh. Belford.
Der
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richt von mir zu haben, ehe ihr nach Berks ab- reiſet. Jch will daher mit wenigen Worten von dem einzigen Stuͤck eures Briefes, das ich itzo beruͤhren kann, beſchließen. Dieß betrifſt den Brief von der Fraͤulein, wovon ihr mir eine Ab- ſchrift gebet.
Der Mangel der Ruhe, und das betruͤbte Schauſpiel, welches ich vor mir habe, haben mich außer Stande geſetzt, auf irgend eine Art Grund von demſelben zu geben. Jhr ſeyd daruͤber ent- zuͤckt. Jhr habt auch Urſache dazu: wofern es ſo iſt, wie ihr gedenket. Jch moͤchte euch nicht gern eure Freude rauben: aber ich muß geſtehen, daß ich daruͤber erſtaunet bin.
Gewiß, Lovelace, dieſer unverſehene Brief kann doch wohl nicht von dir ſelbſt geſchmiedet ſeyn, damit du etwa eine Abſicht ins Werk rich- ten und mich beruͤcken moͤgeſt. Nach der Schreib- art, worinn er aufgeſetzet iſt, kann es nicht ſeyn: ob du gleich ein vollkommener Proteus biſt, der alle Geſtalten annehmen kann.
Jnzwiſchen will ich nicht ein Wort mehr bey- fuͤgen, nachdem ich um die Zuruͤckſendung dieſes erſuchet, und euch verſichert habe, daß ich ſey
Euer getreuer und wohlmeynender Freund Joh. Belford.
Der
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richt von mir zu haben, ehe ihr nach Berks ab-
reiſet. Jch will daher mit wenigen Worten von
dem einzigen Stuͤck eures Briefes, das ich itzo
beruͤhren kann, beſchließen. Dieß betrifſt den
Brief von der Fraͤulein, wovon ihr mir eine Ab-
ſchrift gebet.
Der Mangel der Ruhe, und das betruͤbte
Schauſpiel, welches ich vor mir habe, haben mich
außer Stande geſetzt, auf irgend eine Art Grund
von demſelben zu geben. Jhr ſeyd daruͤber ent-
zuͤckt. Jhr habt auch Urſache dazu: wofern es
ſo iſt, wie ihr gedenket. Jch moͤchte euch nicht
gern eure Freude rauben: aber ich muß geſtehen,
daß ich daruͤber erſtaunet bin.
Gewiß, Lovelace, dieſer unverſehene Brief
kann doch wohl nicht von dir ſelbſt geſchmiedet
ſeyn, damit du etwa eine Abſicht ins Werk rich-
ten und mich beruͤcken moͤgeſt. Nach der Schreib-
art, worinn er aufgeſetzet iſt, kann es nicht ſeyn:
ob du gleich ein vollkommener Proteus biſt, der
alle Geſtalten annehmen kann.
Jnzwiſchen will ich nicht ein Wort mehr bey-
fuͤgen, nachdem ich um die Zuruͤckſendung dieſes
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Joh. Belford.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/75>, abgerufen am 24.11.2024.
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