"Jhnen denselben zeigen sollte: und zwar um so "viel mehr, da es unmöglich ist, daß Jhnen des- "wegen bey ihr ein Nachtheil zuwachsen möchte." Darauf entschuldigt er den Herrn Lovelace als ei- nen nicht übelgesinnten Menschen bey allen seinen Fehlern, und führet Beyspiele an, daß er noch weit freyer gegen sich selbst verfahre.
Dieß beantwortet Herr Hickmann in seinem Briefe vom 18ten also:
"Was des Herrn Lovelacens Betragen gegen "mich in dem Briefe, dessen Sie Erwähnung zu "thun belieben, anlanget: so werde ich mich dar- "um nicht bekümmern, es mag seyn, wie es will. "Jch ging so zu ihm, daß ich mich auf eine wun- "derliche Begegnung gefaßt gemacht hatte: und "war in meiner Vermuthung nicht betrogen. Jch "schließe in allen solchen Fällen, wie dieser ist, eben "so bey mir, wie die Fräulein Howe, nach Maaß- "gebung ihrer allezeit werthen Freundinn, schlies- "set: Wo die widrigen Anmerkungen über "mich gerecht sind: so muß ich sie nicht al- "lein dem, der sie macht, vergeben, sondern "mich auch dadurch zu bessern suchen. "Sind sie aber ungerecht: so muß ich sie, und "ihren Urheber dazu, billig verachten; in- "dem es nicht zu entschuldigen seyn würde, "einen Feind, dessen Bosheit durch Verach- "tung entwaffnet werden könnte, durch "Zorn darinn zu bestärken. Und über dieß "würde es mir fast leid seyn, wenn ich finden soll- "te, daß ein Mensch, der mit einem Frauenzim-
"mer,
„Jhnen denſelben zeigen ſollte: und zwar um ſo „viel mehr, da es unmoͤglich iſt, daß Jhnen des- „wegen bey ihr ein Nachtheil zuwachſen moͤchte.“ Darauf entſchuldigt er den Herrn Lovelace als ei- nen nicht uͤbelgeſinnten Menſchen bey allen ſeinen Fehlern, und fuͤhret Beyſpiele an, daß er noch weit freyer gegen ſich ſelbſt verfahre.
Dieß beantwortet Herr Hickmann in ſeinem Briefe vom 18ten alſo:
„Was des Herrn Lovelacens Betragen gegen „mich in dem Briefe, deſſen Sie Erwaͤhnung zu „thun belieben, anlanget: ſo werde ich mich dar- „um nicht bekuͤmmern, es mag ſeyn, wie es will. „Jch ging ſo zu ihm, daß ich mich auf eine wun- „derliche Begegnung gefaßt gemacht hatte: und „war in meiner Vermuthung nicht betrogen. Jch „ſchließe in allen ſolchen Faͤllen, wie dieſer iſt, eben „ſo bey mir, wie die Fraͤulein Howe, nach Maaß- „gebung ihrer allezeit werthen Freundinn, ſchlieſ- „ſet: Wo die widrigen Anmerkungen uͤber „mich gerecht ſind: ſo muß ich ſie nicht al- „lein dem, der ſie macht, vergeben, ſondern „mich auch dadurch zu beſſern ſuchen. „Sind ſie aber ungerecht: ſo muß ich ſie, und „ihren Urheber dazu, billig verachten; in- „dem es nicht zu entſchuldigen ſeyn wuͤrde, „einen Feind, deſſen Bosheit durch Verach- „tung entwaffnet werden koͤnnte, durch „Zorn darinn zu beſtaͤrken. Und uͤber dieß „wuͤrde es mir faſt leid ſeyn, wenn ich finden ſoll- „te, daß ein Menſch, der mit einem Frauenzim-
„mer,
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„Jhnen denſelben zeigen ſollte: und zwar um ſo
„viel mehr, da es unmoͤglich iſt, daß Jhnen des-
„wegen bey ihr ein Nachtheil zuwachſen moͤchte.“
Darauf entſchuldigt er den Herrn Lovelace als ei-
nen nicht uͤbelgeſinnten Menſchen bey allen ſeinen
Fehlern, und fuͤhret Beyſpiele an, daß er noch weit
freyer gegen ſich ſelbſt verfahre.
Dieß beantwortet Herr Hickmann in ſeinem
Briefe vom 18ten alſo:
„Was des Herrn Lovelacens Betragen gegen
„mich in dem Briefe, deſſen Sie Erwaͤhnung zu
„thun belieben, anlanget: ſo werde ich mich dar-
„um nicht bekuͤmmern, es mag ſeyn, wie es will.
„Jch ging ſo zu ihm, daß ich mich auf eine wun-
„derliche Begegnung gefaßt gemacht hatte: und
„war in meiner Vermuthung nicht betrogen. Jch
„ſchließe in allen ſolchen Faͤllen, wie dieſer iſt, eben
„ſo bey mir, wie die Fraͤulein Howe, nach Maaß-
„gebung ihrer allezeit werthen Freundinn, ſchlieſ-
„ſet: Wo die widrigen Anmerkungen uͤber
„mich gerecht ſind: ſo muß ich ſie nicht al-
„lein dem, der ſie macht, vergeben, ſondern
„mich auch dadurch zu beſſern ſuchen.
„Sind ſie aber ungerecht: ſo muß ich ſie, und
„ihren Urheber dazu, billig verachten; in-
„dem es nicht zu entſchuldigen ſeyn wuͤrde,
„einen Feind, deſſen Bosheit durch Verach-
„tung entwaffnet werden koͤnnte, durch
„Zorn darinn zu beſtaͤrken. Und uͤber dieß
„wuͤrde es mir faſt leid ſeyn, wenn ich finden ſoll-
„te, daß ein Menſch, der mit einem Frauenzim-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/673>, abgerufen am 22.11.2024.
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