Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



zogen zu sehen. Jch will auch gewiß die Vollzie-
hung, welche mir zusteht, nicht andern überlassen:
sonderlich unter den Umständen, da man sich so
deutlich merken läßt, sie sich anzumaßen, und da
alle Glieder ihrer Familie gezeiget haben, daß sie
in Absicht auf die unvergleichliche Fräulein nur
eine und eben dieselbe Gesinnung hegen.

Es hat Jhnen gefallen, sich darauf zu beru-
fen, daß sie mir empfiehlet, solche Stücke, die bloß
Familiensachen betreffen, der Ehre eines jeden
von Jhrem Hause zu überlassen. Allein, wenn
ich dieß zugebe, schließt es denn nicht zugleich ein,
daß ich Sorge tragen müsse, die übrigen Stücke
noch zu erhalten? - - Jedoch auch jene selbst
giebt sie nicht gänzlich auf; wie Sie aus dem
Testament sehen werden: und darauf berufe ich
mich.

Es ist mir leid, daß Sie sich etwas von ei-
nem Widerspruch merken lassen, in solchen Stü-
cken, wie Sie sagen, wobey keine Widerrede seyn
möchte, wofern ich mich nicht einmischte. Jch
sehe nicht, mein Herr, warum Jhre Feindseligkeit
gegen einen Menschen, der nicht zu vertheidigen
ist, so weit gegen einen, der Sie niemals im ge-
ringsten beleidigt hat, getrieben werden sollte: und
das bloß, weil er mit jenem bekannt ist. Jch
will nicht alles sagen, was ich bey dieser Gelegen-
heit sagen möchte.

Was das Vermächtniß für mich selbst be-
trifft: so versichere ich Sie, mein Herr, daß we-

der



zogen zu ſehen. Jch will auch gewiß die Vollzie-
hung, welche mir zuſteht, nicht andern uͤberlaſſen:
ſonderlich unter den Umſtaͤnden, da man ſich ſo
deutlich merken laͤßt, ſie ſich anzumaßen, und da
alle Glieder ihrer Familie gezeiget haben, daß ſie
in Abſicht auf die unvergleichliche Fraͤulein nur
eine und eben dieſelbe Geſinnung hegen.

Es hat Jhnen gefallen, ſich darauf zu beru-
fen, daß ſie mir empfiehlet, ſolche Stuͤcke, die bloß
Familienſachen betreffen, der Ehre eines jeden
von Jhrem Hauſe zu uͤberlaſſen. Allein, wenn
ich dieß zugebe, ſchließt es denn nicht zugleich ein,
daß ich Sorge tragen muͤſſe, die uͤbrigen Stuͤcke
noch zu erhalten? ‒ ‒ Jedoch auch jene ſelbſt
giebt ſie nicht gaͤnzlich auf; wie Sie aus dem
Teſtament ſehen werden: und darauf berufe ich
mich.

Es iſt mir leid, daß Sie ſich etwas von ei-
nem Widerſpruch merken laſſen, in ſolchen Stuͤ-
cken, wie Sie ſagen, wobey keine Widerrede ſeyn
moͤchte, wofern ich mich nicht einmiſchte. Jch
ſehe nicht, mein Herr, warum Jhre Feindſeligkeit
gegen einen Menſchen, der nicht zu vertheidigen
iſt, ſo weit gegen einen, der Sie niemals im ge-
ringſten beleidigt hat, getrieben werden ſollte: und
das bloß, weil er mit jenem bekannt iſt. Jch
will nicht alles ſagen, was ich bey dieſer Gelegen-
heit ſagen moͤchte.

Was das Vermaͤchtniß fuͤr mich ſelbſt be-
trifft: ſo verſichere ich Sie, mein Herr, daß we-

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0626" n="620"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
zogen zu &#x017F;ehen. Jch will auch gewiß die Vollzie-<lb/>
hung, welche mir zu&#x017F;teht, nicht andern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
&#x017F;onderlich unter den Um&#x017F;ta&#x0364;nden, da man &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
deutlich merken la&#x0364;ßt, &#x017F;ie &#x017F;ich anzumaßen, und da<lb/>
alle Glieder ihrer Familie gezeiget haben, daß &#x017F;ie<lb/>
in Ab&#x017F;icht auf die unvergleichliche Fra&#x0364;ulein nur<lb/>
eine und eben die&#x017F;elbe Ge&#x017F;innung hegen.</p><lb/>
            <p>Es hat Jhnen gefallen, &#x017F;ich darauf zu beru-<lb/>
fen, daß &#x017F;ie mir empfiehlet, &#x017F;olche Stu&#x0364;cke, die bloß<lb/><hi rendition="#fr">Familien&#x017F;achen</hi> betreffen, der Ehre eines jeden<lb/>
von Jhrem Hau&#x017F;e zu u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. Allein, wenn<lb/>
ich dieß zugebe, &#x017F;chließt es denn nicht zugleich ein,<lb/>
daß ich Sorge tragen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die u&#x0364;brigen Stu&#x0364;cke<lb/>
noch zu erhalten? &#x2012; &#x2012; Jedoch auch jene &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
giebt &#x017F;ie nicht ga&#x0364;nzlich auf; wie Sie aus dem<lb/>
Te&#x017F;tament &#x017F;ehen werden: und darauf berufe ich<lb/>
mich.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t mir leid, daß Sie &#x017F;ich etwas von ei-<lb/>
nem <hi rendition="#fr">Wider&#x017F;pruch</hi> merken la&#x017F;&#x017F;en, in &#x017F;olchen Stu&#x0364;-<lb/>
cken, wie Sie &#x017F;agen, wobey keine Widerrede &#x017F;eyn<lb/>
mo&#x0364;chte, wofern ich mich nicht einmi&#x017F;chte. Jch<lb/>
&#x017F;ehe nicht, mein Herr, warum Jhre Feind&#x017F;eligkeit<lb/>
gegen einen Men&#x017F;chen, der nicht zu vertheidigen<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o weit gegen einen, der Sie niemals im ge-<lb/>
ring&#x017F;ten beleidigt hat, getrieben werden &#x017F;ollte: und<lb/>
das bloß, weil er mit jenem bekannt i&#x017F;t. Jch<lb/>
will nicht alles &#x017F;agen, was ich bey die&#x017F;er Gelegen-<lb/>
heit &#x017F;agen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
            <p>Was das Verma&#x0364;chtniß fu&#x0364;r mich &#x017F;elb&#x017F;t be-<lb/>
trifft: &#x017F;o ver&#x017F;ichere ich Sie, mein Herr, daß we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[620/0626] zogen zu ſehen. Jch will auch gewiß die Vollzie- hung, welche mir zuſteht, nicht andern uͤberlaſſen: ſonderlich unter den Umſtaͤnden, da man ſich ſo deutlich merken laͤßt, ſie ſich anzumaßen, und da alle Glieder ihrer Familie gezeiget haben, daß ſie in Abſicht auf die unvergleichliche Fraͤulein nur eine und eben dieſelbe Geſinnung hegen. Es hat Jhnen gefallen, ſich darauf zu beru- fen, daß ſie mir empfiehlet, ſolche Stuͤcke, die bloß Familienſachen betreffen, der Ehre eines jeden von Jhrem Hauſe zu uͤberlaſſen. Allein, wenn ich dieß zugebe, ſchließt es denn nicht zugleich ein, daß ich Sorge tragen muͤſſe, die uͤbrigen Stuͤcke noch zu erhalten? ‒ ‒ Jedoch auch jene ſelbſt giebt ſie nicht gaͤnzlich auf; wie Sie aus dem Teſtament ſehen werden: und darauf berufe ich mich. Es iſt mir leid, daß Sie ſich etwas von ei- nem Widerſpruch merken laſſen, in ſolchen Stuͤ- cken, wie Sie ſagen, wobey keine Widerrede ſeyn moͤchte, wofern ich mich nicht einmiſchte. Jch ſehe nicht, mein Herr, warum Jhre Feindſeligkeit gegen einen Menſchen, der nicht zu vertheidigen iſt, ſo weit gegen einen, der Sie niemals im ge- ringſten beleidigt hat, getrieben werden ſollte: und das bloß, weil er mit jenem bekannt iſt. Jch will nicht alles ſagen, was ich bey dieſer Gelegen- heit ſagen moͤchte. Was das Vermaͤchtniß fuͤr mich ſelbſt be- trifft: ſo verſichere ich Sie, mein Herr, daß we- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/626
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/626>, abgerufen am 03.12.2024.