Jhr von mir bis zur ungezweifelten Gewißheit erwiesen sehet. Sie konnte es auch mit ihr selbst nicht anders machen und verordnen, als wie es mir beliebte. Also will ich verdammt seyn, wo ich mein Recht nicht gegen alle, die sich dawider setzen, behaupte.
Jhr Eingeweide soll ihren Freunden gesandt werden, wo sie sehr darum ersuchen und sehr de- müthig und bekümmert sind; selbst haben sie doch keines; - - damit es bey ihren Voreltern nieder- gelegt werde - - wofern sie es nicht anders ver- ordnet hat. Denn außer dem, daß sie der Er- de, welche ihrer nicht werth ist, nicht anvertrauet werden soll, so lange sie außer derselben erhalten werden kann, soll ihr letzter Wille in allen Stü- cken vollzogen werden.
Jch verlange mittlerweile, daß mir eine Locke von ihren Haaren geschickt werde.
Jch empfehle Euch auf das nachdrücklichste, nicht auf ein Haar in irgend einem Stücke, ohne meine ausdrückliche Verordnung, von ihrem Te- stament abzuweichen. Jch will alles selbst an- ordnen. Denn bin ich nicht ihr Mann? Und, da sie mir vergeben hat, bin ich denn nicht derje- nige, welchen sie selbst nach ihrem Herzen gewäh- let hat? Was bedeutet sonst ihre Vergebung?
Die beyden unleidlichen Buben, die ihr zu mir geschickt habt, quälen mich bis auf den Tod, u. wollen mit mit umgehen, wie mit einem kleinen Kinde in einem Gängelriem. Der Henker hohle die Kerls! Was können sie damit haben wollen? - - Je-
doch
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Jhr von mir bis zur ungezweifelten Gewißheit erwieſen ſehet. Sie konnte es auch mit ihr ſelbſt nicht anders machen und verordnen, als wie es mir beliebte. Alſo will ich verdammt ſeyn, wo ich mein Recht nicht gegen alle, die ſich dawider ſetzen, behaupte.
Jhr Eingeweide ſoll ihren Freunden geſandt werden, wo ſie ſehr darum erſuchen und ſehr de- muͤthig und bekuͤmmert ſind; ſelbſt haben ſie doch keines; ‒ ‒ damit es bey ihren Voreltern nieder- gelegt werde ‒ ‒ wofern ſie es nicht anders ver- ordnet hat. Denn außer dem, daß ſie der Er- de, welche ihrer nicht werth iſt, nicht anvertrauet werden ſoll, ſo lange ſie außer derſelben erhalten werden kann, ſoll ihr letzter Wille in allen Stuͤ- cken vollzogen werden.
Jch verlange mittlerweile, daß mir eine Locke von ihren Haaren geſchickt werde.
Jch empfehle Euch auf das nachdruͤcklichſte, nicht auf ein Haar in irgend einem Stuͤcke, ohne meine ausdruͤckliche Verordnung, von ihrem Te- ſtament abzuweichen. Jch will alles ſelbſt an- ordnen. Denn bin ich nicht ihr Mann? Und, da ſie mir vergeben hat, bin ich denn nicht derje- nige, welchen ſie ſelbſt nach ihrem Herzen gewaͤh- let hat? Was bedeutet ſonſt ihre Vergebung?
Die beyden unleidlichen Buben, die ihr zu mir geſchickt habt, quaͤlen mich bis auf den Tod, u. wollen mit mit umgehen, wie mit einem kleinen Kinde in einem Gaͤngelriem. Der Henker hohle die Kerls! Was koͤnnen ſie damit haben wollen? ‒ ‒ Je-
doch
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Jhr von mir bis zur ungezweifelten Gewißheit
erwieſen ſehet. Sie konnte es auch mit ihr ſelbſt
nicht anders machen und verordnen, als wie es
mir beliebte. Alſo will ich verdammt ſeyn, wo
ich mein Recht nicht gegen alle, die ſich dawider
ſetzen, behaupte.
Jhr Eingeweide ſoll ihren Freunden geſandt
werden, wo ſie ſehr darum erſuchen und ſehr de-
muͤthig und bekuͤmmert ſind; ſelbſt haben ſie doch
keines; ‒ ‒ damit es bey ihren Voreltern nieder-
gelegt werde ‒ ‒ wofern ſie es nicht anders ver-
ordnet hat. Denn außer dem, daß ſie der Er-
de, welche ihrer nicht werth iſt, nicht anvertrauet
werden ſoll, ſo lange ſie außer derſelben erhalten
werden kann, ſoll ihr letzter Wille in allen Stuͤ-
cken vollzogen werden.
Jch verlange mittlerweile, daß mir eine Locke
von ihren Haaren geſchickt werde.
Jch empfehle Euch auf das nachdruͤcklichſte,
nicht auf ein Haar in irgend einem Stuͤcke, ohne
meine ausdruͤckliche Verordnung, von ihrem Te-
ſtament abzuweichen. Jch will alles ſelbſt an-
ordnen. Denn bin ich nicht ihr Mann? Und,
da ſie mir vergeben hat, bin ich denn nicht derje-
nige, welchen ſie ſelbſt nach ihrem Herzen gewaͤh-
let hat? Was bedeutet ſonſt ihre Vergebung?
Die beyden unleidlichen Buben, die ihr zu mir
geſchickt habt, quaͤlen mich bis auf den Tod, u. wollen
mit mit umgehen, wie mit einem kleinen Kinde in
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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