Weil dieß Mowbrayen, der schon vorher fertig war, sich zu dir auf den Weg zu machen, aufhiel- te; indem ich einige wenige Zeilen zur Antwort darauf schreibe: so fügte dieser wilde Kerl, der sich voll Ungedult die Gesellschaft eines sterbenden Beltons mit der Gesellschaft eines allzulebendigen Lovelacens zu verwechseln sehnet, noch einen An- hang von Flüchen wider den starräugichten Kerl hinzu, welcher länger war als mein ganzes Buch. - - Jch suchte auch den Bär von einem solchen Unthier nicht abzuhalten: weil er bey die- ser Gelegenheit den Schutz von mir nicht verdien- te, welchen ein jeder Herr einem guten Bedienten schuldig ist.
Er hat noch nicht aufgehört, auf ihn zu flu- chen. Denn er schleicht in seinen Stiefeln im Hofe herum, wo der arme Kerl das Pferd für ihn sattelt und seiner nicht los werden kann. Er bleibt ihm ohne Gnade auf dem Halse: und ich will seine Ungedult, weil er eben unter dem Fen- ster ist, wo ich schreibe, und mich bey meiner Fe- der nicht in Ruhe lassen will, noch vermehren, indem ich dir erzähle, wie er so wohl meine, als des Kerls Ohren mit seinem Geschrey erfüllet - - Hä Herr! Der Henker hohle euch, Herr! Wärt ihr mein Vedienter, ihr Hund! Muß ich um eines solchen räudigen Hundes Besoffenheit und Nachläßigkeit willen hier warten, bis mich die Mittagssonne zu Pergament verbrennet. - - - Jhr lüget, Junge! Jhr lüget, ich sage es euch! - - Jch höre den Kerl, ob gleich nicht vernehmlich,
in
Weil dieß Mowbrayen, der ſchon vorher fertig war, ſich zu dir auf den Weg zu machen, aufhiel- te; indem ich einige wenige Zeilen zur Antwort darauf ſchreibe: ſo fuͤgte dieſer wilde Kerl, der ſich voll Ungedult die Geſellſchaft eines ſterbenden Beltons mit der Geſellſchaft eines allzulebendigen Lovelacens zu verwechſeln ſehnet, noch einen An- hang von Fluͤchen wider den ſtarraͤugichten Kerl hinzu, welcher laͤnger war als mein ganzes Buch. ‒ ‒ Jch ſuchte auch den Baͤr von einem ſolchen Unthier nicht abzuhalten: weil er bey die- ſer Gelegenheit den Schutz von mir nicht verdien- te, welchen ein jeder Herr einem guten Bedienten ſchuldig iſt.
Er hat noch nicht aufgehoͤrt, auf ihn zu flu- chen. Denn er ſchleicht in ſeinen Stiefeln im Hofe herum, wo der arme Kerl das Pferd fuͤr ihn ſattelt und ſeiner nicht los werden kann. Er bleibt ihm ohne Gnade auf dem Halſe: und ich will ſeine Ungedult, weil er eben unter dem Fen- ſter iſt, wo ich ſchreibe, und mich bey meiner Fe- der nicht in Ruhe laſſen will, noch vermehren, indem ich dir erzaͤhle, wie er ſo wohl meine, als des Kerls Ohren mit ſeinem Geſchrey erfuͤllet ‒ ‒ Haͤ Herr! Der Henker hohle euch, Herr! Waͤrt ihr mein Vedienter, ihr Hund! Muß ich um eines ſolchen raͤudigen Hundes Beſoffenheit und Nachlaͤßigkeit willen hier warten, bis mich die Mittagsſonne zu Pergament verbrennet. ‒ ‒ ‒ Jhr luͤget, Junge! Jhr luͤget, ich ſage es euch! ‒ ‒ Jch hoͤre den Kerl, ob gleich nicht vernehmlich,
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Weil dieß Mowbrayen, der ſchon vorher fertig
war, ſich zu dir auf den Weg zu machen, aufhiel-
te; indem ich einige wenige Zeilen zur Antwort
darauf ſchreibe: ſo fuͤgte dieſer wilde Kerl, der
ſich voll Ungedult die Geſellſchaft eines ſterbenden
Beltons mit der Geſellſchaft eines allzulebendigen
Lovelacens zu verwechſeln ſehnet, noch einen An-
hang von Fluͤchen wider den ſtarraͤugichten Kerl
hinzu, welcher laͤnger war als mein ganzes
Buch. ‒ ‒ Jch ſuchte auch den Baͤr von einem
ſolchen Unthier nicht abzuhalten: weil er bey die-
ſer Gelegenheit den Schutz von mir nicht verdien-
te, welchen ein jeder Herr einem guten Bedienten
ſchuldig iſt.
Er hat noch nicht aufgehoͤrt, auf ihn zu flu-
chen. Denn er ſchleicht in ſeinen Stiefeln im
Hofe herum, wo der arme Kerl das Pferd fuͤr
ihn ſattelt und ſeiner nicht los werden kann. Er
bleibt ihm ohne Gnade auf dem Halſe: und ich
will ſeine Ungedult, weil er eben unter dem Fen-
ſter iſt, wo ich ſchreibe, und mich bey meiner Fe-
der nicht in Ruhe laſſen will, noch vermehren,
indem ich dir erzaͤhle, wie er ſo wohl meine, als
des Kerls Ohren mit ſeinem Geſchrey erfuͤllet ‒ ‒
Haͤ Herr! Der Henker hohle euch, Herr! Waͤrt
ihr mein Vedienter, ihr Hund! Muß ich um
eines ſolchen raͤudigen Hundes Beſoffenheit und
Nachlaͤßigkeit willen hier warten, bis mich die
Mittagsſonne zu Pergament verbrennet. ‒ ‒ ‒
Jhr luͤget, Junge! Jhr luͤget, ich ſage es euch! ‒ ‒
Jch hoͤre den Kerl, ob gleich nicht vernehmlich,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/37>, abgerufen am 25.04.2024.
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