Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



tige Unterredung (*) mit der Fr. Smithinn, ih-
rer Wirthinn. Diese fand ich so sehr zu ihrem
Vortheil eingenommen,
daß ich wohl sahe, es
würde Jhrem Verlangen nicht Genüge thun, wenn
ich alle meine Nachrichten von ihr einziehen woll-
te. Jch ward auch genöthigt, meinem Gönner
aufzuwarten, der, wie ich zu meinem großen Leid-
wesen finde;

Miserum est, aliena viuere quadra;

sehr viele Aufwartung haben will, und ein ganz
anderer Mann ist als er auf Schulen war: denn,
mein Herr, inter nos, mit den Ehren verän-
dern sich die Arten zu handeln.
Der vor-
herbenannten Ursachen
wegen dachte ich, es
würde den Endzweck des Befehls, womit Sie
mich beehret haben, am besten zu erreichen die-
nen, daß ich die Ausforschung der verlangten
Nachrichten der Frauen eines besonderen Freun-
des
auftrüge, die beynahe der Fräulein gegen über
wohnet, und eine ansehnliche Frau von gutem
Gemüth
und ordentlicher Lebensart ist, selbst
Kinder hat, und die Welt wohl kennet.

An diese wandte ich mich also und gab ihr ei-
ne kurze Nachricht von der Beschaffenheit der
Sache. Jch ersuchte sie hierauf sich nach der
Aufführung der unglücklichen Fräulein, nach
ihrer gegenwärtigen Lebensart und Ver-
pflegung,
nach den Personen, die bey ihr Be-
such
ablegten, nach ihren Beschäfftigungen

und
(*) Man sehe den VI Theil, S. 727.



tige Unterredung (*) mit der Fr. Smithinn, ih-
rer Wirthinn. Dieſe fand ich ſo ſehr zu ihrem
Vortheil eingenommen,
daß ich wohl ſahe, es
wuͤrde Jhrem Verlangen nicht Genuͤge thun, wenn
ich alle meine Nachrichten von ihr einziehen woll-
te. Jch ward auch genoͤthigt, meinem Goͤnner
aufzuwarten, der, wie ich zu meinem großen Leid-
weſen finde;

Miſerum eſt, aliena viuere quadra;

ſehr viele Aufwartung haben will, und ein ganz
anderer Mann iſt als er auf Schulen war: denn,
mein Herr, inter nos, mit den Ehren veraͤn-
dern ſich die Arten zu handeln.
Der vor-
herbenannten Urſachen
wegen dachte ich, es
wuͤrde den Endzweck des Befehls, womit Sie
mich beehret haben, am beſten zu erreichen die-
nen, daß ich die Ausforſchung der verlangten
Nachrichten der Frauen eines beſonderen Freun-
des
auftruͤge, die beynahe der Fraͤulein gegen uͤber
wohnet, und eine anſehnliche Frau von gutem
Gemuͤth
und ordentlicher Lebensart iſt, ſelbſt
Kinder hat, und die Welt wohl kennet.

An dieſe wandte ich mich alſo und gab ihr ei-
ne kurze Nachricht von der Beſchaffenheit der
Sache. Jch erſuchte ſie hierauf ſich nach der
Auffuͤhrung der ungluͤcklichen Fraͤulein, nach
ihrer gegenwaͤrtigen Lebensart und Ver-
pflegung,
nach den Perſonen, die bey ihr Be-
ſuch
ablegten, nach ihren Beſchaͤfftigungen

und
(*) Man ſehe den VI Theil, S. 727.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0236" n="230"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
tige Unterredung <note place="foot" n="(*)">Man &#x017F;ehe den <hi rendition="#aq">VI</hi> Theil, S. 727.</note> mit der Fr. Smithinn, ih-<lb/>
rer Wirthinn. Die&#x017F;e fand ich &#x017F;o <hi rendition="#fr">&#x017F;ehr</hi> zu <hi rendition="#fr">ihrem<lb/>
Vortheil eingenommen,</hi> daß ich wohl &#x017F;ahe, es<lb/>
wu&#x0364;rde Jhrem Verlangen nicht Genu&#x0364;ge thun, wenn<lb/>
ich <hi rendition="#fr">alle</hi> meine Nachrichten von ihr einziehen woll-<lb/>
te. Jch ward auch geno&#x0364;thigt, meinem Go&#x0364;nner<lb/>
aufzuwarten, der, wie ich zu meinem großen Leid-<lb/>
we&#x017F;en finde;</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">Mi&#x017F;erum e&#x017F;t, aliena viuere quadra;</hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>&#x017F;ehr viele Aufwartung haben will, und ein ganz<lb/>
anderer Mann i&#x017F;t als er auf Schulen war: denn,<lb/>
mein Herr, <hi rendition="#aq">inter nos,</hi> <hi rendition="#fr">mit den Ehren vera&#x0364;n-<lb/>
dern &#x017F;ich die Arten zu handeln.</hi> Der <hi rendition="#fr">vor-<lb/>
herbenannten Ur&#x017F;achen</hi> wegen dachte ich, es<lb/>
wu&#x0364;rde den Endzweck des Befehls, womit Sie<lb/>
mich beehret haben, am be&#x017F;ten zu erreichen die-<lb/>
nen, daß ich die Ausfor&#x017F;chung der verlangten<lb/>
Nachrichten der Frauen eines <hi rendition="#fr">be&#x017F;onderen Freun-<lb/>
des</hi> auftru&#x0364;ge, die beynahe der Fra&#x0364;ulein gegen u&#x0364;ber<lb/>
wohnet, und eine an&#x017F;ehnliche Frau <hi rendition="#fr">von gutem<lb/>
Gemu&#x0364;th</hi> und <hi rendition="#fr">ordentlicher Lebensart</hi> i&#x017F;t, &#x017F;elb&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">Kinder</hi> hat, und die <hi rendition="#fr">Welt</hi> wohl <hi rendition="#fr">kennet.</hi></p><lb/>
          <p>An die&#x017F;e wandte ich mich al&#x017F;o und gab ihr ei-<lb/>
ne kurze Nachricht von der Be&#x017F;chaffenheit der<lb/>
Sache. Jch er&#x017F;uchte &#x017F;ie hierauf &#x017F;ich nach der<lb/><hi rendition="#fr">Auffu&#x0364;hrung</hi> der unglu&#x0364;cklichen Fra&#x0364;ulein, nach<lb/>
ihrer <hi rendition="#fr">gegenwa&#x0364;rtigen Lebensart</hi> und <hi rendition="#fr">Ver-<lb/>
pflegung,</hi> nach den <hi rendition="#fr">Per&#x017F;onen,</hi> die bey ihr <hi rendition="#fr">Be-<lb/>
&#x017F;uch</hi> ablegten, nach ihren <hi rendition="#fr">Be&#x017F;cha&#x0364;fftigungen</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0236] tige Unterredung (*) mit der Fr. Smithinn, ih- rer Wirthinn. Dieſe fand ich ſo ſehr zu ihrem Vortheil eingenommen, daß ich wohl ſahe, es wuͤrde Jhrem Verlangen nicht Genuͤge thun, wenn ich alle meine Nachrichten von ihr einziehen woll- te. Jch ward auch genoͤthigt, meinem Goͤnner aufzuwarten, der, wie ich zu meinem großen Leid- weſen finde; Miſerum eſt, aliena viuere quadra; ſehr viele Aufwartung haben will, und ein ganz anderer Mann iſt als er auf Schulen war: denn, mein Herr, inter nos, mit den Ehren veraͤn- dern ſich die Arten zu handeln. Der vor- herbenannten Urſachen wegen dachte ich, es wuͤrde den Endzweck des Befehls, womit Sie mich beehret haben, am beſten zu erreichen die- nen, daß ich die Ausforſchung der verlangten Nachrichten der Frauen eines beſonderen Freun- des auftruͤge, die beynahe der Fraͤulein gegen uͤber wohnet, und eine anſehnliche Frau von gutem Gemuͤth und ordentlicher Lebensart iſt, ſelbſt Kinder hat, und die Welt wohl kennet. An dieſe wandte ich mich alſo und gab ihr ei- ne kurze Nachricht von der Beſchaffenheit der Sache. Jch erſuchte ſie hierauf ſich nach der Auffuͤhrung der ungluͤcklichen Fraͤulein, nach ihrer gegenwaͤrtigen Lebensart und Ver- pflegung, nach den Perſonen, die bey ihr Be- ſuch ablegten, nach ihren Beſchaͤfftigungen und (*) Man ſehe den VI Theil, S. 727.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/236
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/236>, abgerufen am 03.05.2024.