Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



Eltern gegen sie zu unterhalten suchen. Allein
ich werde hievon besser zu urtheilen wissen, wenn
mein Vetter Jakob von Edinburg kommt. Man
erwartet ihn alle Stunden.

Erlauben sie mir aber zu fragen, Herr Love-
lace: Wie heißt ihr Freund, der einen so freyen
Zutritt zu meiner Base hat? Heißt er nicht
Belford?

Lovel. Ja, mein Herr: ein Mann, der auf
seine Ehre hält, und ein großer Bewunderer ih-
rer schönen Base ist.

Hatte ich Recht in dem ersten Stück, Bru-
der? Von dem letzten habe ich so starken Be-
weis, daß ich deswegen an dem ersten zweifele:
indem sie meinem Besuche, den ich ihr zugedacht
hatte, nicht entgangen seyn würde, wenn du nicht
gewesen wärest.

Obr. Sind sie versichert, mein Herr, daß
Herr Belford ein Mann ist, der auf Ehre hält?

Lovel. Jch kann für ihn schwören, Herr
Obrist. Was haben sie aber für Ursache, diese
Frage zu thun?

Obr. Bloß diese: Es ist ein dienstfertiger
und unerfahrner Mensch, der sich gern in fremde
Dinge mischt, nach London hinaufgesandt, sich
nach der Lebensart und Aufführung meiner Base
zu erkundigen: und, wollten sie es wohl glauben!
die öftern Besuche dieses Cavalliers sind auf eine
niederträchtige Art zu ihrem Nachtheil ausgedeu-
tet worden. - - Lesen sie diesen Brief, Herr Lo-

velace:



Eltern gegen ſie zu unterhalten ſuchen. Allein
ich werde hievon beſſer zu urtheilen wiſſen, wenn
mein Vetter Jakob von Edinburg kommt. Man
erwartet ihn alle Stunden.

Erlauben ſie mir aber zu fragen, Herr Love-
lace: Wie heißt ihr Freund, der einen ſo freyen
Zutritt zu meiner Baſe hat? Heißt er nicht
Belford?

Lovel. Ja, mein Herr: ein Mann, der auf
ſeine Ehre haͤlt, und ein großer Bewunderer ih-
rer ſchoͤnen Baſe iſt.

Hatte ich Recht in dem erſten Stuͤck, Bru-
der? Von dem letzten habe ich ſo ſtarken Be-
weis, daß ich deswegen an dem erſten zweifele:
indem ſie meinem Beſuche, den ich ihr zugedacht
hatte, nicht entgangen ſeyn wuͤrde, wenn du nicht
geweſen waͤreſt.

Obr. Sind ſie verſichert, mein Herr, daß
Herr Belford ein Mann iſt, der auf Ehre haͤlt?

Lovel. Jch kann fuͤr ihn ſchwoͤren, Herr
Obriſt. Was haben ſie aber fuͤr Urſache, dieſe
Frage zu thun?

Obr. Bloß dieſe: Es iſt ein dienſtfertiger
und unerfahrner Menſch, der ſich gern in fremde
Dinge miſcht, nach London hinaufgeſandt, ſich
nach der Lebensart und Auffuͤhrung meiner Baſe
zu erkundigen: und, wollten ſie es wohl glauben!
die oͤftern Beſuche dieſes Cavalliers ſind auf eine
niedertraͤchtige Art zu ihrem Nachtheil ausgedeu-
tet worden. ‒ ‒ Leſen ſie dieſen Brief, Herr Lo-

velace:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0227" n="221"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Eltern gegen &#x017F;ie zu unterhalten &#x017F;uchen. Allein<lb/>
ich werde hievon be&#x017F;&#x017F;er zu urtheilen wi&#x017F;&#x017F;en, wenn<lb/>
mein Vetter Jakob von Edinburg kommt. Man<lb/>
erwartet ihn alle Stunden.</p><lb/>
          <p>Erlauben &#x017F;ie mir aber zu fragen, Herr Love-<lb/>
lace: Wie heißt ihr Freund, der einen &#x017F;o freyen<lb/>
Zutritt zu meiner Ba&#x017F;e hat? Heißt er nicht<lb/>
Belford?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovel.</hi> Ja, mein Herr: ein Mann, der auf<lb/>
&#x017F;eine Ehre ha&#x0364;lt, und ein großer Bewunderer ih-<lb/>
rer &#x017F;cho&#x0364;nen Ba&#x017F;e i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Hatte ich Recht in dem <hi rendition="#fr">er&#x017F;ten</hi> Stu&#x0364;ck, Bru-<lb/>
der? Von dem <hi rendition="#fr">letzten</hi> habe ich &#x017F;o &#x017F;tarken Be-<lb/>
weis, daß ich deswegen an dem <hi rendition="#fr">er&#x017F;ten</hi> zweifele:<lb/>
indem &#x017F;ie meinem Be&#x017F;uche, den ich ihr zugedacht<lb/>
hatte, nicht entgangen &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, wenn du nicht<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;re&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Obr.</hi> Sind &#x017F;ie ver&#x017F;ichert, mein Herr, daß<lb/>
Herr Belford ein Mann i&#x017F;t, der auf Ehre ha&#x0364;lt?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovel.</hi> Jch kann fu&#x0364;r ihn &#x017F;chwo&#x0364;ren, Herr<lb/>
Obri&#x017F;t. Was haben &#x017F;ie aber fu&#x0364;r Ur&#x017F;ache, die&#x017F;e<lb/>
Frage zu thun?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Obr.</hi> Bloß die&#x017F;e: Es i&#x017F;t ein dien&#x017F;tfertiger<lb/>
und unerfahrner Men&#x017F;ch, der &#x017F;ich gern in fremde<lb/>
Dinge mi&#x017F;cht, nach London hinaufge&#x017F;andt, &#x017F;ich<lb/>
nach der Lebensart und Auffu&#x0364;hrung meiner Ba&#x017F;e<lb/>
zu erkundigen: und, wollten &#x017F;ie es wohl glauben!<lb/>
die o&#x0364;ftern Be&#x017F;uche die&#x017F;es Cavalliers &#x017F;ind auf eine<lb/>
niedertra&#x0364;chtige Art zu ihrem Nachtheil ausgedeu-<lb/>
tet worden. &#x2012; &#x2012; Le&#x017F;en &#x017F;ie die&#x017F;en Brief, Herr Lo-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">velace:</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0227] Eltern gegen ſie zu unterhalten ſuchen. Allein ich werde hievon beſſer zu urtheilen wiſſen, wenn mein Vetter Jakob von Edinburg kommt. Man erwartet ihn alle Stunden. Erlauben ſie mir aber zu fragen, Herr Love- lace: Wie heißt ihr Freund, der einen ſo freyen Zutritt zu meiner Baſe hat? Heißt er nicht Belford? Lovel. Ja, mein Herr: ein Mann, der auf ſeine Ehre haͤlt, und ein großer Bewunderer ih- rer ſchoͤnen Baſe iſt. Hatte ich Recht in dem erſten Stuͤck, Bru- der? Von dem letzten habe ich ſo ſtarken Be- weis, daß ich deswegen an dem erſten zweifele: indem ſie meinem Beſuche, den ich ihr zugedacht hatte, nicht entgangen ſeyn wuͤrde, wenn du nicht geweſen waͤreſt. Obr. Sind ſie verſichert, mein Herr, daß Herr Belford ein Mann iſt, der auf Ehre haͤlt? Lovel. Jch kann fuͤr ihn ſchwoͤren, Herr Obriſt. Was haben ſie aber fuͤr Urſache, dieſe Frage zu thun? Obr. Bloß dieſe: Es iſt ein dienſtfertiger und unerfahrner Menſch, der ſich gern in fremde Dinge miſcht, nach London hinaufgeſandt, ſich nach der Lebensart und Auffuͤhrung meiner Baſe zu erkundigen: und, wollten ſie es wohl glauben! die oͤftern Beſuche dieſes Cavalliers ſind auf eine niedertraͤchtige Art zu ihrem Nachtheil ausgedeu- tet worden. ‒ ‒ Leſen ſie dieſen Brief, Herr Lo- velace:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/227
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/227>, abgerufen am 03.05.2024.