nach zu erkundigen; oder wäre der Fr. Norton aufgetragen worden, sie von mir in Erfahrung zu bringen: so deucht mich, hätte es sich besser geschickt; ja, ich unterstehe mich zu gedenken, es würde selbst dem Charakter eines jeden gemäßer gewesen seyn, wenn man mich vorher darnach ge- fragt hätte, ehe ein so hartes Urtheil über mich ge- sprochen wäre, als gesprochen ist.
Jch weiß, daß dieß des D. Lewins Meynung sey. Er ist so gütig gewesen, mir in einem ge- neigten Schreiben dieselbe nebst seinen Gründen vorzustellen. Jch habe seinen Brief beantwortet, und ihm solche Gegengründe angegeben, daß ich hoffe, sie werden ihm Genüge thun. Jch möch- te wünschen, daß man es der Mühe werth achte- te, sie zur Durchsicht zu verlangen (*).
Auf Euren andern Vorschlag, nach Pensyl- vanien zu gehon, ist dieß meine Antwort. - - Wofern binnen einem Monath nichts vorfällt, das meine Eltern und Freunde eben so vollkom- men von der Welt voll Sorgen, Furcht und Aer- gerniß, wovon Jhr Erwähnung thut, befreyen mag; und wofern ich alsdenn noch im Stande bin, mich ans Schiff bringen zu lassen: so will ich meinem Vater und meiner Mutter mit Freu-
den
(*) Nach diesem Briefe ward nicht gefragt: und der Tod des ehrwürdigen Mannes, welcher bald nach dem Empfang desselben erfolgte, war die Ursache, daß er der Familie nicht mitgetheilet wurde, als bis es zu spät war, die Dienste zu lei- sten, welche davon zu hoffen gewesen wären.
nach zu erkundigen; oder waͤre der Fr. Norton aufgetragen worden, ſie von mir in Erfahrung zu bringen: ſo deucht mich, haͤtte es ſich beſſer geſchickt; ja, ich unterſtehe mich zu gedenken, es wuͤrde ſelbſt dem Charakter eines jeden gemaͤßer geweſen ſeyn, wenn man mich vorher darnach ge- fragt haͤtte, ehe ein ſo hartes Urtheil uͤber mich ge- ſprochen waͤre, als geſprochen iſt.
Jch weiß, daß dieß des D. Lewins Meynung ſey. Er iſt ſo guͤtig geweſen, mir in einem ge- neigten Schreiben dieſelbe nebſt ſeinen Gruͤnden vorzuſtellen. Jch habe ſeinen Brief beantwortet, und ihm ſolche Gegengruͤnde angegeben, daß ich hoffe, ſie werden ihm Genuͤge thun. Jch moͤch- te wuͤnſchen, daß man es der Muͤhe werth achte- te, ſie zur Durchſicht zu verlangen (*).
Auf Euren andern Vorſchlag, nach Penſyl- vanien zu gehon, iſt dieß meine Antwort. ‒ ‒ Wofern binnen einem Monath nichts vorfaͤllt, das meine Eltern und Freunde eben ſo vollkom- men von der Welt voll Sorgen, Furcht und Aer- gerniß, wovon Jhr Erwaͤhnung thut, befreyen mag; und wofern ich alsdenn noch im Stande bin, mich ans Schiff bringen zu laſſen: ſo will ich meinem Vater und meiner Mutter mit Freu-
den
(*) Nach dieſem Briefe ward nicht gefragt: und der Tod des ehrwuͤrdigen Mannes, welcher bald nach dem Empfang deſſelben erfolgte, war die Urſache, daß er der Familie nicht mitgetheilet wurde, als bis es zu ſpaͤt war, die Dienſte zu lei- ſten, welche davon zu hoffen geweſen waͤren.
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nach zu erkundigen; oder waͤre der Fr. Norton
aufgetragen worden, ſie von mir in Erfahrung
zu bringen: ſo deucht mich, haͤtte es ſich beſſer
geſchickt; ja, ich unterſtehe mich zu gedenken, es
wuͤrde ſelbſt dem Charakter eines jeden gemaͤßer
geweſen ſeyn, wenn man mich vorher darnach ge-
fragt haͤtte, ehe ein ſo hartes Urtheil uͤber mich ge-
ſprochen waͤre, als geſprochen iſt.
Jch weiß, daß dieß des D. Lewins Meynung
ſey. Er iſt ſo guͤtig geweſen, mir in einem ge-
neigten Schreiben dieſelbe nebſt ſeinen Gruͤnden
vorzuſtellen. Jch habe ſeinen Brief beantwortet,
und ihm ſolche Gegengruͤnde angegeben, daß ich
hoffe, ſie werden ihm Genuͤge thun. Jch moͤch-
te wuͤnſchen, daß man es der Muͤhe werth achte-
te, ſie zur Durchſicht zu verlangen (*).
Auf Euren andern Vorſchlag, nach Penſyl-
vanien zu gehon, iſt dieß meine Antwort. ‒ ‒
Wofern binnen einem Monath nichts vorfaͤllt,
das meine Eltern und Freunde eben ſo vollkom-
men von der Welt voll Sorgen, Furcht und Aer-
gerniß, wovon Jhr Erwaͤhnung thut, befreyen
mag; und wofern ich alsdenn noch im Stande
bin, mich ans Schiff bringen zu laſſen: ſo will
ich meinem Vater und meiner Mutter mit Freu-
den
(*) Nach dieſem Briefe ward nicht gefragt: und
der Tod des ehrwuͤrdigen Mannes, welcher bald
nach dem Empfang deſſelben erfolgte, war die
Urſache, daß er der Familie nicht mitgetheilet
wurde, als bis es zu ſpaͤt war, die Dienſte zu lei-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/120>, abgerufen am 21.11.2024.
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