verlohren hat. Jch bin so stolz, daß ich so ge- denke: weil ich glaube, daß ich mein eignes Herz kenne. Jch habe keinen Verlust gelitten, da ich ihn verlohren habe.
Allein ich habe noch einen andern Grund für mich anzuführen, der, wie ich vermuthe, allein hinlänglich gewesen seyn würde, den Jnhalt Jh- res sehr gütigen und freundschaftlichen Briefes zu beantworten.
Jch weiß, mein werthester und ehrwürdiger Freund, mein geistlicher Führer und Aufseher in meinen glücklichern Tagen! ich weiß, Sie wer- den zugeben, daß ich mich billig eifrigst bemühen müsse, mich in diese christlichliebreiche Gemüths- verfassung zu setzen: wenn ich Jhnen eröffne, wie nahe ich dem wichtigen und fürchterlichen Augenblick zu seyn glaube, in welchem, ja selbst in der ernstlichen Zubereitung zu demselben, alle Empfindung des Unrechts oder der Beleidigung, welche nicht die unsterbliche Seele angehet, durch höhere und wichtigere Betrachtungen verschlun- gen werden muß.
So viel für mich selbst.
Zur Beruhigung meiner Freunde und Gönner, trägt die Fräulein Howe Sorge, alle diejenigen Briefe und zu einem gehörigen Stoff dienliche Stücke, welche meine ganze Geschichte in ein wahres Licht setzen werden, aufbehalten zu sehen. Der gute D. Lewin ist einer der Vor- nehmsten unter diesen Freunden und Gönnern.
Die
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verlohren hat. Jch bin ſo ſtolz, daß ich ſo ge- denke: weil ich glaube, daß ich mein eignes Herz kenne. Jch habe keinen Verluſt gelitten, da ich ihn verlohren habe.
Allein ich habe noch einen andern Grund fuͤr mich anzufuͤhren, der, wie ich vermuthe, allein hinlaͤnglich geweſen ſeyn wuͤrde, den Jnhalt Jh- res ſehr guͤtigen und freundſchaftlichen Briefes zu beantworten.
Jch weiß, mein wertheſter und ehrwuͤrdiger Freund, mein geiſtlicher Fuͤhrer und Aufſeher in meinen gluͤcklichern Tagen! ich weiß, Sie wer- den zugeben, daß ich mich billig eifrigſt bemuͤhen muͤſſe, mich in dieſe chriſtlichliebreiche Gemuͤths- verfaſſung zu ſetzen: wenn ich Jhnen eroͤffne, wie nahe ich dem wichtigen und fuͤrchterlichen Augenblick zu ſeyn glaube, in welchem, ja ſelbſt in der ernſtlichen Zubereitung zu demſelben, alle Empfindung des Unrechts oder der Beleidigung, welche nicht die unſterbliche Seele angehet, durch hoͤhere und wichtigere Betrachtungen verſchlun- gen werden muß.
So viel fuͤr mich ſelbſt.
Zur Beruhigung meiner Freunde und Goͤnner, traͤgt die Fraͤulein Howe Sorge, alle diejenigen Briefe und zu einem gehoͤrigen Stoff dienliche Stuͤcke, welche meine ganze Geſchichte in ein wahres Licht ſetzen werden, aufbehalten zu ſehen. Der gute D. Lewin iſt einer der Vor- nehmſten unter dieſen Freunden und Goͤnnern.
Die
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verlohren hat. Jch bin ſo ſtolz, daß ich ſo ge-
denke: weil ich glaube, daß ich mein eignes Herz
kenne. Jch habe keinen Verluſt gelitten, da ich
ihn verlohren habe.
Allein ich habe noch einen andern Grund fuͤr
mich anzufuͤhren, der, wie ich vermuthe, allein
hinlaͤnglich geweſen ſeyn wuͤrde, den Jnhalt Jh-
res ſehr guͤtigen und freundſchaftlichen Briefes zu
beantworten.
Jch weiß, mein wertheſter und ehrwuͤrdiger
Freund, mein geiſtlicher Fuͤhrer und Aufſeher in
meinen gluͤcklichern Tagen! ich weiß, Sie wer-
den zugeben, daß ich mich billig eifrigſt bemuͤhen
muͤſſe, mich in dieſe chriſtlichliebreiche Gemuͤths-
verfaſſung zu ſetzen: wenn ich Jhnen eroͤffne,
wie nahe ich dem wichtigen und fuͤrchterlichen
Augenblick zu ſeyn glaube, in welchem, ja ſelbſt
in der ernſtlichen Zubereitung zu demſelben, alle
Empfindung des Unrechts oder der Beleidigung,
welche nicht die unſterbliche Seele angehet, durch
hoͤhere und wichtigere Betrachtungen verſchlun-
gen werden muß.
So viel fuͤr mich ſelbſt.
Zur Beruhigung meiner Freunde und
Goͤnner, traͤgt die Fraͤulein Howe Sorge, alle
diejenigen Briefe und zu einem gehoͤrigen Stoff
dienliche Stuͤcke, welche meine ganze Geſchichte
in ein wahres Licht ſetzen werden, aufbehalten zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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