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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Bewahre mich, o Herr, vor den Hän-
den des Gottlosen. Bewahre mich vor dem
gewaltthätigen Manne, der sich vorgenommen
hat, meine Gänge zu umziehen.

Er hat eine Falle für mich geleget. Er
hat an der Seite des Weges ein Netz ausge-
spannet. Er hat Fallstricke für mich in den
Weg gestellet, in welchem ich wandelte.

Bewahre mich vor den Fallen, die er mir
geleget hat; und vor den Stricken dieses Werk-
meisters der Bosheit.

Der Feind hat meine Seele verfolget.
Er hat mein Leben zu Grunde gerichtet. Er
hat gemacht, daß ich im Finstern wohne, als
diejenigen, welche lange todt gewesen sind.

Daher ist mein Geist in mir überschwem-
met. Mein Herz in mir ist zerstöret.

Verberge dein Antlitz nicht vor mir an dem
Tage, da ich in Unruhe bin.

Denn meine Tage sind verzehret, wie
Rauch: und meine Beine sind verbrannt, wie
der Feuerheerd.

Mein Herz ist zerstoßen, und verwelket,
mir Graß: so daß ich mein Brodt zu essen ver-
gesse.

Vor der Stimme meines Seufzens kleben
meine Gebeine an meine Haut.

Jch
Sechster Theil. G g g


Bewahre mich, o Herr, vor den Haͤn-
den des Gottloſen. Bewahre mich vor dem
gewaltthaͤtigen Manne, der ſich vorgenommen
hat, meine Gaͤnge zu umziehen.

Er hat eine Falle fuͤr mich geleget. Er
hat an der Seite des Weges ein Netz ausge-
ſpannet. Er hat Fallſtricke fuͤr mich in den
Weg geſtellet, in welchem ich wandelte.

Bewahre mich vor den Fallen, die er mir
geleget hat; und vor den Stricken dieſes Werk-
meiſters der Bosheit.

Der Feind hat meine Seele verfolget.
Er hat mein Leben zu Grunde gerichtet. Er
hat gemacht, daß ich im Finſtern wohne, als
diejenigen, welche lange todt geweſen ſind.

Daher iſt mein Geiſt in mir uͤberſchwem-
met. Mein Herz in mir iſt zerſtoͤret.

Verberge dein Antlitz nicht vor mir an dem
Tage, da ich in Unruhe bin.

Denn meine Tage ſind verzehret, wie
Rauch: und meine Beine ſind verbrannt, wie
der Feuerheerd.

Mein Herz iſt zerſtoßen, und verwelket,
mir Graß: ſo daß ich mein Brodt zu eſſen ver-
geſſe.

Vor der Stimme meines Seufzens kleben
meine Gebeine an meine Haut.

Jch
Sechſter Theil. G g g
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[831/0837] Bewahre mich, o Herr, vor den Haͤn- den des Gottloſen. Bewahre mich vor dem gewaltthaͤtigen Manne, der ſich vorgenommen hat, meine Gaͤnge zu umziehen. Er hat eine Falle fuͤr mich geleget. Er hat an der Seite des Weges ein Netz ausge- ſpannet. Er hat Fallſtricke fuͤr mich in den Weg geſtellet, in welchem ich wandelte. Bewahre mich vor den Fallen, die er mir geleget hat; und vor den Stricken dieſes Werk- meiſters der Bosheit. Der Feind hat meine Seele verfolget. Er hat mein Leben zu Grunde gerichtet. Er hat gemacht, daß ich im Finſtern wohne, als diejenigen, welche lange todt geweſen ſind. Daher iſt mein Geiſt in mir uͤberſchwem- met. Mein Herz in mir iſt zerſtoͤret. Verberge dein Antlitz nicht vor mir an dem Tage, da ich in Unruhe bin. Denn meine Tage ſind verzehret, wie Rauch: und meine Beine ſind verbrannt, wie der Feuerheerd. Mein Herz iſt zerſtoßen, und verwelket, mir Graß: ſo daß ich mein Brodt zu eſſen ver- geſſe. Vor der Stimme meines Seufzens kleben meine Gebeine an meine Haut. Jch Sechſter Theil. G g g

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/837>, abgerufen am 18.05.2024.