sen, sondern weil sie den schändlichen Verhaft verursachet, und in des Gerichtsdieners Hause, auf eine übermüthige Art, ihren Spott mit ihr getrieben hatten.
Jch putzte mich mit einem noch niemals ge- tragenen Anzug aus, den ich zu einen von mei- nen Hochzeitskleidern bestimmt hatte: - - und gefiel mir darinn so wohl, daß ich anfing mit dir zu denken, die äußerliche Seite wäre bey mir die beste.
Jch nahm eine Sänste, mich zu Smithens Hause tragen zu lassen, und mein Herz schlug, daß ich sein Klopfen beynahe hören konnte, bis an mei- ne Kehle, vor gewisser Erwartung, meine Gelieb- te zu sehen. Jch schlug meine Finger zusammen, wie man mit mir forttanzte. Jch befahl mei- nen Augen, wechselsweise matt und feurig zu seyn. Jch schwatzte mit meinen Knieen und sagte ihnen, wie sie sich beugen müßten. Jch spielte, in der Sprache eines, der etwas rührend zu beschreiben weiß, meine Rolle so wohl in Gedanken, als in Worten, die ich zu mir selbst redete:
So will ich zärtlich knieend klagen; So schmeichelnd um Erbarmen flehn; So, meine Sache vorzutragen, Auf meines Kummers Macht bestehn; So den vermuthlich scheelen Blicken Durch Seufzen, auf dem Fall, entfliehn; Und so ein günstiges Erquicken Aus ihren sanften Augen ziehn.
Auf
ſen, ſondern weil ſie den ſchaͤndlichen Verhaft verurſachet, und in des Gerichtsdieners Hauſe, auf eine uͤbermuͤthige Art, ihren Spott mit ihr getrieben hatten.
Jch putzte mich mit einem noch niemals ge- tragenen Anzug aus, den ich zu einen von mei- nen Hochzeitskleidern beſtimmt hatte: ‒ ‒ und gefiel mir darinn ſo wohl, daß ich anfing mit dir zu denken, die aͤußerliche Seite waͤre bey mir die beſte.
Jch nahm eine Saͤnſte, mich zu Smithens Hauſe tragen zu laſſen, und mein Herz ſchlug, daß ich ſein Klopfen beynahe hoͤren konnte, bis an mei- ne Kehle, vor gewiſſer Erwartung, meine Gelieb- te zu ſehen. Jch ſchlug meine Finger zuſammen, wie man mit mir forttanzte. Jch befahl mei- nen Augen, wechſelsweiſe matt und feurig zu ſeyn. Jch ſchwatzte mit meinen Knieen und ſagte ihnen, wie ſie ſich beugen muͤßten. Jch ſpielte, in der Sprache eines, der etwas ruͤhrend zu beſchreiben weiß, meine Rolle ſo wohl in Gedanken, als in Worten, die ich zu mir ſelbſt redete:
So will ich zaͤrtlich knieend klagen; So ſchmeichelnd um Erbarmen flehn; So, meine Sache vorzutragen, Auf meines Kummers Macht beſtehn; So den vermuthlich ſcheelen Blicken Durch Seufzen, auf dem Fall, entfliehn; Und ſo ein guͤnſtiges Erquicken Aus ihren ſanften Augen ziehn.
Auf
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ſen, ſondern weil ſie den ſchaͤndlichen Verhaft
verurſachet, und in des Gerichtsdieners Hauſe,
auf eine uͤbermuͤthige Art, ihren Spott mit ihr
getrieben hatten.
Jch putzte mich mit einem noch niemals ge-
tragenen Anzug aus, den ich zu einen von mei-
nen Hochzeitskleidern beſtimmt hatte: ‒ ‒ und
gefiel mir darinn ſo wohl, daß ich anfing mit dir
zu denken, die aͤußerliche Seite waͤre bey mir die
beſte.
Jch nahm eine Saͤnſte, mich zu Smithens
Hauſe tragen zu laſſen, und mein Herz ſchlug, daß
ich ſein Klopfen beynahe hoͤren konnte, bis an mei-
ne Kehle, vor gewiſſer Erwartung, meine Gelieb-
te zu ſehen. Jch ſchlug meine Finger zuſammen,
wie man mit mir forttanzte. Jch befahl mei-
nen Augen, wechſelsweiſe matt und feurig zu ſeyn.
Jch ſchwatzte mit meinen Knieen und ſagte ihnen,
wie ſie ſich beugen muͤßten. Jch ſpielte, in der
Sprache eines, der etwas ruͤhrend zu beſchreiben
weiß, meine Rolle ſo wohl in Gedanken, als in
Worten, die ich zu mir ſelbſt redete:
So will ich zaͤrtlich knieend klagen;
So ſchmeichelnd um Erbarmen flehn;
So, meine Sache vorzutragen,
Auf meines Kummers Macht beſtehn;
So den vermuthlich ſcheelen Blicken
Durch Seufzen, auf dem Fall, entfliehn;
Und ſo ein guͤnſtiges Erquicken
Aus ihren ſanften Augen ziehn.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/800>, abgerufen am 23.11.2024.
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