fes von dem Herrn Brand, aufs neue verboten ist, Jhnen aufzuwarten. Jedoch soll mich das nicht abhalten, zu Jhnen zu kommen: wofern Sie es mir erlauben wollen. Ja ich würde nicht einmal auf diese Erlaubniß warten, wenn ich mir nicht Hoffnung machte, daß ich bey diesen bedenklichen Umständen, die der Sache eine Ent- scheidung zu versprechen scheinen, im Stande seyn möchte, Jhnen hier Dienste zu leisten.
Der wirklich ehrwürdige D. Lewin, welcher sich allezeit Jhrentwegen höchst bekümmert bezei- get hat, und noch bezeiget, hat oft Bothschaft bey mir gehabt, und sich nach dem Zustande Jhrer Gesundheit erkundigen lassen. Er misbilligt ganz und gar die Maaßregeln der Familie gegen Sie. Er ist zu unpäßlich auszugehen. Aber wenn er auch gesund wäre: so würde er doch, wie ich vernehme, zu Harlowe-Burg keinen Be- such ablegen. Denn ihm ist vor einiger Zeit, da er zwischen Jhrer Familie und Jhnen eine Ver- mittelung zu treffen gesuchet, unartig von Jhrem Bruder begegnet worden.
Jch bekomme eben itzo Nachricht, daß Jhr Vetter Morden in England angelanget sey. Er ist zu Canterbury, wo er, wie es scheint, einige Angelegenheiten zu besorgen hat. Man erwar- tet ihn bald in diesen Gegenden. Wer weiß, was durch seine Ankunft geschehen mag? - - Gott sey mit Jhnen, meine liebste Fräulein Clär-
chen,
fes von dem Herrn Brand, aufs neue verboten iſt, Jhnen aufzuwarten. Jedoch ſoll mich das nicht abhalten, zu Jhnen zu kommen: wofern Sie es mir erlauben wollen. Ja ich wuͤrde nicht einmal auf dieſe Erlaubniß warten, wenn ich mir nicht Hoffnung machte, daß ich bey dieſen bedenklichen Umſtaͤnden, die der Sache eine Ent- ſcheidung zu verſprechen ſcheinen, im Stande ſeyn moͤchte, Jhnen hier Dienſte zu leiſten.
Der wirklich ehrwuͤrdige D. Lewin, welcher ſich allezeit Jhrentwegen hoͤchſt bekuͤmmert bezei- get hat, und noch bezeiget, hat oft Bothſchaft bey mir gehabt, und ſich nach dem Zuſtande Jhrer Geſundheit erkundigen laſſen. Er misbilligt ganz und gar die Maaßregeln der Familie gegen Sie. Er iſt zu unpaͤßlich auszugehen. Aber wenn er auch geſund waͤre: ſo wuͤrde er doch, wie ich vernehme, zu Harlowe-Burg keinen Be- ſuch ablegen. Denn ihm iſt vor einiger Zeit, da er zwiſchen Jhrer Familie und Jhnen eine Ver- mittelung zu treffen geſuchet, unartig von Jhrem Bruder begegnet worden.
Jch bekomme eben itzo Nachricht, daß Jhr Vetter Morden in England angelanget ſey. Er iſt zu Canterbury, wo er, wie es ſcheint, einige Angelegenheiten zu beſorgen hat. Man erwar- tet ihn bald in dieſen Gegenden. Wer weiß, was durch ſeine Ankunft geſchehen mag? ‒ ‒ Gott ſey mit Jhnen, meine liebſte Fraͤulein Claͤr-
chen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0762"n="756"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
fes von dem Herrn Brand, aufs neue verboten<lb/>
iſt, Jhnen aufzuwarten. Jedoch ſoll mich das<lb/>
nicht abhalten, zu Jhnen zu kommen: wofern<lb/>
Sie es mir erlauben wollen. Ja ich wuͤrde<lb/>
nicht einmal auf dieſe Erlaubniß warten, wenn<lb/>
ich mir nicht Hoffnung machte, daß ich bey dieſen<lb/>
bedenklichen Umſtaͤnden, die der Sache eine Ent-<lb/>ſcheidung zu verſprechen ſcheinen, im Stande ſeyn<lb/>
moͤchte, Jhnen hier Dienſte zu leiſten.</p><lb/><p>Der wirklich ehrwuͤrdige D. Lewin, welcher<lb/>ſich allezeit Jhrentwegen hoͤchſt bekuͤmmert bezei-<lb/>
get hat, und noch bezeiget, hat oft Bothſchaft bey<lb/>
mir gehabt, und ſich nach dem Zuſtande Jhrer<lb/>
Geſundheit erkundigen laſſen. Er misbilligt<lb/>
ganz und gar die Maaßregeln der Familie gegen<lb/>
Sie. Er iſt zu unpaͤßlich auszugehen. Aber<lb/>
wenn er auch geſund waͤre: ſo wuͤrde er doch,<lb/>
wie ich vernehme, zu Harlowe-Burg keinen Be-<lb/>ſuch ablegen. Denn ihm iſt vor einiger Zeit, da<lb/>
er zwiſchen Jhrer Familie und Jhnen eine Ver-<lb/>
mittelung zu treffen geſuchet, unartig von Jhrem<lb/>
Bruder begegnet worden.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Jch bekomme eben itzo Nachricht, daß Jhr<lb/>
Vetter Morden in England angelanget ſey. Er<lb/>
iſt zu Canterbury, wo er, wie es ſcheint, einige<lb/>
Angelegenheiten zu beſorgen hat. Man erwar-<lb/>
tet ihn bald in dieſen Gegenden. Wer weiß,<lb/>
was durch ſeine Ankunft geſchehen mag? ‒‒<lb/>
Gott ſey mit Jhnen, meine liebſte Fraͤulein Claͤr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">chen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[756/0762]
fes von dem Herrn Brand, aufs neue verboten
iſt, Jhnen aufzuwarten. Jedoch ſoll mich das
nicht abhalten, zu Jhnen zu kommen: wofern
Sie es mir erlauben wollen. Ja ich wuͤrde
nicht einmal auf dieſe Erlaubniß warten, wenn
ich mir nicht Hoffnung machte, daß ich bey dieſen
bedenklichen Umſtaͤnden, die der Sache eine Ent-
ſcheidung zu verſprechen ſcheinen, im Stande ſeyn
moͤchte, Jhnen hier Dienſte zu leiſten.
Der wirklich ehrwuͤrdige D. Lewin, welcher
ſich allezeit Jhrentwegen hoͤchſt bekuͤmmert bezei-
get hat, und noch bezeiget, hat oft Bothſchaft bey
mir gehabt, und ſich nach dem Zuſtande Jhrer
Geſundheit erkundigen laſſen. Er misbilligt
ganz und gar die Maaßregeln der Familie gegen
Sie. Er iſt zu unpaͤßlich auszugehen. Aber
wenn er auch geſund waͤre: ſo wuͤrde er doch,
wie ich vernehme, zu Harlowe-Burg keinen Be-
ſuch ablegen. Denn ihm iſt vor einiger Zeit, da
er zwiſchen Jhrer Familie und Jhnen eine Ver-
mittelung zu treffen geſuchet, unartig von Jhrem
Bruder begegnet worden.
Jch bekomme eben itzo Nachricht, daß Jhr
Vetter Morden in England angelanget ſey. Er
iſt zu Canterbury, wo er, wie es ſcheint, einige
Angelegenheiten zu beſorgen hat. Man erwar-
tet ihn bald in dieſen Gegenden. Wer weiß,
was durch ſeine Ankunft geſchehen mag? ‒ ‒
Gott ſey mit Jhnen, meine liebſte Fraͤulein Claͤr-
chen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/762>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.