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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Alles dieß, und noch mehr habet Jhr von
ihm und von Uns allen verdienet: aber was
habt Jhr dem verruchten liederlichen Kerl ge-
than, das zu verdienen, was Euch von seinen
Händen widerfahren ist? - - Jch fürchte, ich
fürchte, Schwester! - Jedoch nicht mehr! - -
Vortrefflich habt ihr diese vier Monate ange-
wandt!

Mein Bruder ist itzo in Edinburg, wohin
ihn mein Vater geschickt hat, damit er diesen
frohlockenden Betrüger nicht etwa antreffen mö-
ge, ob er gleich nicht weiß, daß dieß der Bewe-
gungsgrund dazu ist.

Man sagt uns, daß er Euch gern heyrathen
wollte. Aber warum hat er Euch denn sitzen
lassen? Er hatte Euch sonder Zweifel so lange
gehalten, bis er Eurer überdrüßig war: und es
ist gar nicht glaublich, daß er wünschen sollte,
Euch zu haben, anders als auf den Fuß, wie
Jhr ohne allen Streit schon die seine gewesen
seyd.

Jhr solltet Eurer Freundinn, der Fräulein
Howe, rathen, sich Eurer Sachen weniger anzu-
nehmen, wofern sie es nicht mit mehrerer An-
ständigkeit thun könnte. Sie hat drey Briefe
an mich geschrieben, die sehr übermüthig sind.
Eure große Gönnerinn, die arme Fr. Norton,
denkt, daß Jhr nichts von dem Unternehmen der
muthigen Fräulein, an mich zu schreiben, wisset.
Jch hoffe es. Aber alsdenn ist die Briefstelle-
rinn desto unverschämter. Weil ich inzwischen

der


Alles dieß, und noch mehr habet Jhr von
ihm und von Uns allen verdienet: aber was
habt Jhr dem verruchten liederlichen Kerl ge-
than, das zu verdienen, was Euch von ſeinen
Haͤnden widerfahren iſt? ‒ ‒ Jch fuͤrchte, ich
fuͤrchte, Schweſter! ‒ Jedoch nicht mehr! ‒ ‒
Vortrefflich habt ihr dieſe vier Monate ange-
wandt!

Mein Bruder iſt itzo in Edinburg, wohin
ihn mein Vater geſchickt hat, damit er dieſen
frohlockenden Betruͤger nicht etwa antreffen moͤ-
ge, ob er gleich nicht weiß, daß dieß der Bewe-
gungsgrund dazu iſt.

Man ſagt uns, daß er Euch gern heyrathen
wollte. Aber warum hat er Euch denn ſitzen
laſſen? Er hatte Euch ſonder Zweifel ſo lange
gehalten, bis er Eurer uͤberdruͤßig war: und es
iſt gar nicht glaublich, daß er wuͤnſchen ſollte,
Euch zu haben, anders als auf den Fuß, wie
Jhr ohne allen Streit ſchon die ſeine geweſen
ſeyd.

Jhr ſolltet Eurer Freundinn, der Fraͤulein
Howe, rathen, ſich Eurer Sachen weniger anzu-
nehmen, wofern ſie es nicht mit mehrerer An-
ſtaͤndigkeit thun koͤnnte. Sie hat drey Briefe
an mich geſchrieben, die ſehr uͤbermuͤthig ſind.
Eure große Goͤnnerinn, die arme Fr. Norton,
denkt, daß Jhr nichts von dem Unternehmen der
muthigen Fraͤulein, an mich zu ſchreiben, wiſſet.
Jch hoffe es. Aber alsdenn iſt die Briefſtelle-
rinn deſto unverſchaͤmter. Weil ich inzwiſchen

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[632/0638] Alles dieß, und noch mehr habet Jhr von ihm und von Uns allen verdienet: aber was habt Jhr dem verruchten liederlichen Kerl ge- than, das zu verdienen, was Euch von ſeinen Haͤnden widerfahren iſt? ‒ ‒ Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, Schweſter! ‒ Jedoch nicht mehr! ‒ ‒ Vortrefflich habt ihr dieſe vier Monate ange- wandt! Mein Bruder iſt itzo in Edinburg, wohin ihn mein Vater geſchickt hat, damit er dieſen frohlockenden Betruͤger nicht etwa antreffen moͤ- ge, ob er gleich nicht weiß, daß dieß der Bewe- gungsgrund dazu iſt. Man ſagt uns, daß er Euch gern heyrathen wollte. Aber warum hat er Euch denn ſitzen laſſen? Er hatte Euch ſonder Zweifel ſo lange gehalten, bis er Eurer uͤberdruͤßig war: und es iſt gar nicht glaublich, daß er wuͤnſchen ſollte, Euch zu haben, anders als auf den Fuß, wie Jhr ohne allen Streit ſchon die ſeine geweſen ſeyd. Jhr ſolltet Eurer Freundinn, der Fraͤulein Howe, rathen, ſich Eurer Sachen weniger anzu- nehmen, wofern ſie es nicht mit mehrerer An- ſtaͤndigkeit thun koͤnnte. Sie hat drey Briefe an mich geſchrieben, die ſehr uͤbermuͤthig ſind. Eure große Goͤnnerinn, die arme Fr. Norton, denkt, daß Jhr nichts von dem Unternehmen der muthigen Fraͤulein, an mich zu ſchreiben, wiſſet. Jch hoffe es. Aber alsdenn iſt die Briefſtelle- rinn deſto unverſchaͤmter. Weil ich inzwiſchen der

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/638>, abgerufen am 16.06.2024.