jungen Lovelace zu haben. Alsdenn wird sie um desselben willen leben, bin ich versichert, und ihr Kind zu einem rechtmäßigen Erben machen. Und was für Verdienste würde der kleine Engel haben, der noch, ehe er gebohren wäre, beyden Eltern eine Verbindlichkeit auflegen würde, wel- che keiner von beyden abzutragen vermögend wä- re! - - Könnte ich nur versichert seyn, daß es sich in der That so verhielte: so würde ich mir keine Sorge für ihre Genesung machen. Sor- ge, sage ich: denn, sollte sie sterben; - - Ster- ben! abscheuliches Wort! Wie sehr hasse ich es - - so denke ich in Wahrheit, daß ich der elende- ste Mensch auf der Welt seyn würde.
Was das ernstliche Verlangen betrifft, das sie nach dem Tode bezeiget: so hat sie die Wor- te vollkommen in dem ehrlichen Hiob zur Hand gefunden; sonst würde sie sich nicht so nachdrück- lich und heftig erkläret haben.
Jhre angebohrne Gottseligkeit, wie ich schon mehr als einmal bemerket habe, wird ihr nicht zu- lassen, ihr Leben durch Gewaltthätigkeit oder Verabsäumung selbst zu verkürzen. Sie hat ein viel zu edles Gemüth dazu: und würde es schon eher gethan haben, wenn sie dergleichen im Sinn hätte. Denn sie hat zu viel Verstand, daß sie nur einmal gedenken sollte, es, wie die römische Matrone, zu thun, da das Uebel vorbey ist; da nichts dadurch zu erhalten stehet; und da der Mann, wenn er auch in seiner Handlung, wie einige denken mögen, ein Tarquin seyn sollte,
doch
jungen Lovelace zu haben. Alsdenn wird ſie um deſſelben willen leben, bin ich verſichert, und ihr Kind zu einem rechtmaͤßigen Erben machen. Und was fuͤr Verdienſte wuͤrde der kleine Engel haben, der noch, ehe er gebohren waͤre, beyden Eltern eine Verbindlichkeit auflegen wuͤrde, wel- che keiner von beyden abzutragen vermoͤgend waͤ- re! ‒ ‒ Koͤnnte ich nur verſichert ſeyn, daß es ſich in der That ſo verhielte: ſo wuͤrde ich mir keine Sorge fuͤr ihre Geneſung machen. Sor- ge, ſage ich: denn, ſollte ſie ſterben; ‒ ‒ Ster- ben! abſcheuliches Wort! Wie ſehr haſſe ich es ‒ ‒ ſo denke ich in Wahrheit, daß ich der elende- ſte Menſch auf der Welt ſeyn wuͤrde.
Was das ernſtliche Verlangen betrifft, das ſie nach dem Tode bezeiget: ſo hat ſie die Wor- te vollkommen in dem ehrlichen Hiob zur Hand gefunden; ſonſt wuͤrde ſie ſich nicht ſo nachdruͤck- lich und heftig erklaͤret haben.
Jhre angebohrne Gottſeligkeit, wie ich ſchon mehr als einmal bemerket habe, wird ihr nicht zu- laſſen, ihr Leben durch Gewaltthaͤtigkeit oder Verabſaͤumung ſelbſt zu verkuͤrzen. Sie hat ein viel zu edles Gemuͤth dazu: und wuͤrde es ſchon eher gethan haben, wenn ſie dergleichen im Sinn haͤtte. Denn ſie hat zu viel Verſtand, daß ſie nur einmal gedenken ſollte, es, wie die roͤmiſche Matrone, zu thun, da das Uebel vorbey iſt; da nichts dadurch zu erhalten ſtehet; und da der Mann, wenn er auch in ſeiner Handlung, wie einige denken moͤgen, ein Tarquin ſeyn ſollte,
doch
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jungen Lovelace zu haben. Alsdenn wird ſie um
deſſelben willen leben, bin ich verſichert, und ihr
Kind zu einem rechtmaͤßigen Erben machen.
Und was fuͤr Verdienſte wuͤrde der kleine Engel
haben, der noch, ehe er gebohren waͤre, beyden
Eltern eine Verbindlichkeit auflegen wuͤrde, wel-
che keiner von beyden abzutragen vermoͤgend waͤ-
re! ‒ ‒ Koͤnnte ich nur verſichert ſeyn, daß es
ſich in der That ſo verhielte: ſo wuͤrde ich mir
keine Sorge fuͤr ihre Geneſung machen. Sor-
ge, ſage ich: denn, ſollte ſie ſterben; ‒ ‒ Ster-
ben! abſcheuliches Wort! Wie ſehr haſſe ich es
‒ ‒ ſo denke ich in Wahrheit, daß ich der elende-
ſte Menſch auf der Welt ſeyn wuͤrde.
Was das ernſtliche Verlangen betrifft, das
ſie nach dem Tode bezeiget: ſo hat ſie die Wor-
te vollkommen in dem ehrlichen Hiob zur Hand
gefunden; ſonſt wuͤrde ſie ſich nicht ſo nachdruͤck-
lich und heftig erklaͤret haben.
Jhre angebohrne Gottſeligkeit, wie ich ſchon
mehr als einmal bemerket habe, wird ihr nicht zu-
laſſen, ihr Leben durch Gewaltthaͤtigkeit oder
Verabſaͤumung ſelbſt zu verkuͤrzen. Sie hat
ein viel zu edles Gemuͤth dazu: und wuͤrde es
ſchon eher gethan haben, wenn ſie dergleichen im
Sinn haͤtte. Denn ſie hat zu viel Verſtand,
daß ſie nur einmal gedenken ſollte, es, wie die
roͤmiſche Matrone, zu thun, da das Uebel vorbey
iſt; da nichts dadurch zu erhalten ſtehet; und
da der Mann, wenn er auch in ſeiner Handlung,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/597>, abgerufen am 24.11.2024.
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