Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



Unglück erleben; der einzige, an welchem Sie im
Unglück gefunden werden von

Jhrer beständig ergebenen
Judith Norton.


Der neun und sechzigste Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fr. Norton.

Meine liebe Fr. Norton.

Wenn ich nicht in neue Unruhen gefallen wä-
re, die mich auf verschiedne Tage außer
Stande gesetzt, eine Feder zu halten: so würde
ich nicht unterlassen haben, mich nach Jhrem
und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen.
Denn ich würde nur mehr als zu bereit gewesen
seyn, Jhr Stillschweigen eben der Ursache zuzu-
schreiben, welcher es, wie ich zu meinem sehr gro-
ßen Leidwesen befinde, zuzuschreiben gewesen ist.
Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an-
genehmste Art zu trösten.

Es geht mir über alle Maaßen nahe, daß
Fräulein Howe meinetwegen an meine Freunde
geschrieben hat. Jch habe eben so wenig von
ihrem Vorsatze, dieß zu thun, als von dem Jn-
halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch

noch
J i 3



Ungluͤck erleben; der einzige, an welchem Sie im
Ungluͤck gefunden werden von

Jhrer beſtaͤndig ergebenen
Judith Norton.


Der neun und ſechzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fr. Norton.

Meine liebe Fr. Norton.

Wenn ich nicht in neue Unruhen gefallen waͤ-
re, die mich auf verſchiedne Tage außer
Stande geſetzt, eine Feder zu halten: ſo wuͤrde
ich nicht unterlaſſen haben, mich nach Jhrem
und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen.
Denn ich wuͤrde nur mehr als zu bereit geweſen
ſeyn, Jhr Stillſchweigen eben der Urſache zuzu-
ſchreiben, welcher es, wie ich zu meinem ſehr gro-
ßen Leidweſen befinde, zuzuſchreiben geweſen iſt.
Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an-
genehmſte Art zu troͤſten.

Es geht mir uͤber alle Maaßen nahe, daß
Fraͤulein Howe meinetwegen an meine Freunde
geſchrieben hat. Jch habe eben ſo wenig von
ihrem Vorſatze, dieß zu thun, als von dem Jn-
halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch

noch
J i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0507" n="501"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Unglu&#x0364;ck erleben; der einzige, an welchem Sie im<lb/>
Unglu&#x0364;ck gefunden werden von</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Jhrer be&#x017F;ta&#x0364;ndig ergebenen<lb/><hi rendition="#fr">Judith Norton.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der neun und &#x017F;echzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fr. Norton.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Montags, Abends, den 21ten Jul.</hi> </dateline><lb/>
          <salute> <hi rendition="#b">Meine liebe Fr. Norton.</hi> </salute><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>enn ich nicht in neue Unruhen gefallen wa&#x0364;-<lb/>
re, die mich auf ver&#x017F;chiedne Tage außer<lb/>
Stande ge&#x017F;etzt, eine Feder zu halten: &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
ich nicht unterla&#x017F;&#x017F;en haben, mich nach Jhrem<lb/>
und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen.<lb/>
Denn ich wu&#x0364;rde nur mehr als zu bereit gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn, Jhr Still&#x017F;chweigen eben der Ur&#x017F;ache zuzu-<lb/>
&#x017F;chreiben, welcher es, wie ich zu meinem &#x017F;ehr gro-<lb/>
ßen Leidwe&#x017F;en befinde, zuzu&#x017F;chreiben gewe&#x017F;en i&#x017F;t.<lb/>
Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an-<lb/>
genehm&#x017F;te Art zu tro&#x0364;&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p>Es geht mir u&#x0364;ber alle Maaßen nahe, daß<lb/>
Fra&#x0364;ulein Howe meinetwegen an meine Freunde<lb/>
ge&#x017F;chrieben hat. Jch habe eben &#x017F;o wenig von<lb/>
ihrem Vor&#x017F;atze, dieß zu thun, als von dem Jn-<lb/>
halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[501/0507] Ungluͤck erleben; der einzige, an welchem Sie im Ungluͤck gefunden werden von Jhrer beſtaͤndig ergebenen Judith Norton. Der neun und ſechzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fr. Norton. Montags, Abends, den 21ten Jul. Meine liebe Fr. Norton. Wenn ich nicht in neue Unruhen gefallen waͤ- re, die mich auf verſchiedne Tage außer Stande geſetzt, eine Feder zu halten: ſo wuͤrde ich nicht unterlaſſen haben, mich nach Jhrem und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen. Denn ich wuͤrde nur mehr als zu bereit geweſen ſeyn, Jhr Stillſchweigen eben der Urſache zuzu- ſchreiben, welcher es, wie ich zu meinem ſehr gro- ßen Leidweſen befinde, zuzuſchreiben geweſen iſt. Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an- genehmſte Art zu troͤſten. Es geht mir uͤber alle Maaßen nahe, daß Fraͤulein Howe meinetwegen an meine Freunde geſchrieben hat. Jch habe eben ſo wenig von ihrem Vorſatze, dieß zu thun, als von dem Jn- halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch noch J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/507
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/507>, abgerufen am 22.11.2024.