Unglück erleben; der einzige, an welchem Sie im Unglück gefunden werden von
Jhrer beständig ergebenen Judith Norton.
Der neun und sechzigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fr. Norton.
Montags, Abends, den 21ten Jul.
Meine liebe Fr. Norton.
Wenn ich nicht in neue Unruhen gefallen wä- re, die mich auf verschiedne Tage außer Stande gesetzt, eine Feder zu halten: so würde ich nicht unterlassen haben, mich nach Jhrem und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen. Denn ich würde nur mehr als zu bereit gewesen seyn, Jhr Stillschweigen eben der Ursache zuzu- schreiben, welcher es, wie ich zu meinem sehr gro- ßen Leidwesen befinde, zuzuschreiben gewesen ist. Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an- genehmste Art zu trösten.
Es geht mir über alle Maaßen nahe, daß Fräulein Howe meinetwegen an meine Freunde geschrieben hat. Jch habe eben so wenig von ihrem Vorsatze, dieß zu thun, als von dem Jn- halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch
noch
J i 3
Ungluͤck erleben; der einzige, an welchem Sie im Ungluͤck gefunden werden von
Jhrer beſtaͤndig ergebenen Judith Norton.
Der neun und ſechzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fr. Norton.
Montags, Abends, den 21ten Jul.
Meine liebe Fr. Norton.
Wenn ich nicht in neue Unruhen gefallen waͤ- re, die mich auf verſchiedne Tage außer Stande geſetzt, eine Feder zu halten: ſo wuͤrde ich nicht unterlaſſen haben, mich nach Jhrem und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen. Denn ich wuͤrde nur mehr als zu bereit geweſen ſeyn, Jhr Stillſchweigen eben der Urſache zuzu- ſchreiben, welcher es, wie ich zu meinem ſehr gro- ßen Leidweſen befinde, zuzuſchreiben geweſen iſt. Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an- genehmſte Art zu troͤſten.
Es geht mir uͤber alle Maaßen nahe, daß Fraͤulein Howe meinetwegen an meine Freunde geſchrieben hat. Jch habe eben ſo wenig von ihrem Vorſatze, dieß zu thun, als von dem Jn- halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch
noch
J i 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0507"n="501"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Ungluͤck erleben; der einzige, an welchem Sie im<lb/>
Ungluͤck gefunden werden von</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Jhrer beſtaͤndig ergebenen<lb/><hirendition="#fr">Judith Norton.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der neun und ſechzigſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fr. Norton.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Montags, Abends, den 21ten Jul.</hi></dateline><lb/><salute><hirendition="#b">Meine liebe Fr. Norton.</hi></salute><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>enn ich nicht in neue Unruhen gefallen waͤ-<lb/>
re, die mich auf verſchiedne Tage außer<lb/>
Stande geſetzt, eine Feder zu halten: ſo wuͤrde<lb/>
ich nicht unterlaſſen haben, mich nach Jhrem<lb/>
und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen.<lb/>
Denn ich wuͤrde nur mehr als zu bereit geweſen<lb/>ſeyn, Jhr Stillſchweigen eben der Urſache zuzu-<lb/>ſchreiben, welcher es, wie ich zu meinem ſehr gro-<lb/>
ßen Leidweſen befinde, zuzuſchreiben geweſen iſt.<lb/>
Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an-<lb/>
genehmſte Art zu troͤſten.</p><lb/><p>Es geht mir uͤber alle Maaßen nahe, daß<lb/>
Fraͤulein Howe meinetwegen an meine Freunde<lb/>
geſchrieben hat. Jch habe eben ſo wenig von<lb/>
ihrem Vorſatze, dieß zu thun, als von dem Jn-<lb/>
halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">noch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[501/0507]
Ungluͤck erleben; der einzige, an welchem Sie im
Ungluͤck gefunden werden von
Jhrer beſtaͤndig ergebenen
Judith Norton.
Der neun und ſechzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fr. Norton.
Montags, Abends, den 21ten Jul.
Meine liebe Fr. Norton.
Wenn ich nicht in neue Unruhen gefallen waͤ-
re, die mich auf verſchiedne Tage außer
Stande geſetzt, eine Feder zu halten: ſo wuͤrde
ich nicht unterlaſſen haben, mich nach Jhrem
und Jhres Sohnes Befinden zu erkundigen.
Denn ich wuͤrde nur mehr als zu bereit geweſen
ſeyn, Jhr Stillſchweigen eben der Urſache zuzu-
ſchreiben, welcher es, wie ich zu meinem ſehr gro-
ßen Leidweſen befinde, zuzuſchreiben geweſen iſt.
Jch bitte den Himmel, Sie auf die Jhnen an-
genehmſte Art zu troͤſten.
Es geht mir uͤber alle Maaßen nahe, daß
Fraͤulein Howe meinetwegen an meine Freunde
geſchrieben hat. Jch habe eben ſo wenig von
ihrem Vorſatze, dieß zu thun, als von dem Jn-
halt ihres Briefes gewußt. Sie hat mir auch
noch
J i 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/507>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.