die Fräulein Harlowe, ihrem Gemüthe nach, bis auf diese Stunde ist. Vermelden sie ihr, daß ich hoffe, sie werde niemals die eigentlichen Um- stände wissen wollen; aber daß der Fräulein ungebührlich begegnet sey. Vermelden sie ihr, daß, ob ich gleich nicht weiß, was ihre Freundinn geschrieben hat, ich doch eine solche Meynung von ihrer Liebe zur Wahrheit habe, daß ich blind- lings für die Wahrheit eines jeden Tittels da- von unterschreiben wollte, wenn es mich auch noch so schwarz vorstellen sollte. Vermelden sie ihr, daß ich nur drey Dinge an ihr zu tadeln habe. Das eine, daß sie mir nicht Gelegenheit geben will, das Unrecht, welches ihr geschehen ist, wie- der gut zu machen: das zweyte, daß sie so be- reit ist, einem jeden wissen zu lassen, was sie ge- litten hat, daß dieß mir die Gewalt benehmen wird, mit einem leidlichen Rufe für uns beyde, das Uebel, welches sie erduldet hat, wieder zu er- setzen. Wird dieses etwas von der Absicht er- füllen, Herr Hickmann, wozu dieser Besuch die- nen soll?
Dieß, gestehe ich, mein Herr, heißt so gere- det, als ein Mann, der auf seine Ehre hält, re- den muß. Aber sie sagen, es sey noch ein drit- tes, das sie an der Fräulein tadeln. Darf ich fragen, was dieß sey?
Jch weiß nicht, mein Herr, ob ich es ihnen sagen soll, oder nicht. Vielleicht werden sie es nicht glauben, wenn ich es sage. Allein wenn die Fräulein gleich die Wahrheit, und nichts
als
die Fraͤulein Harlowe, ihrem Gemuͤthe nach, bis auf dieſe Stunde iſt. Vermelden ſie ihr, daß ich hoffe, ſie werde niemals die eigentlichen Um- ſtaͤnde wiſſen wollen; aber daß der Fraͤulein ungebuͤhrlich begegnet ſey. Vermelden ſie ihr, daß, ob ich gleich nicht weiß, was ihre Freundinn geſchrieben hat, ich doch eine ſolche Meynung von ihrer Liebe zur Wahrheit habe, daß ich blind- lings fuͤr die Wahrheit eines jeden Tittels da- von unterſchreiben wollte, wenn es mich auch noch ſo ſchwarz vorſtellen ſollte. Vermelden ſie ihr, daß ich nur drey Dinge an ihr zu tadeln habe. Das eine, daß ſie mir nicht Gelegenheit geben will, das Unrecht, welches ihr geſchehen iſt, wie- der gut zu machen: das zweyte, daß ſie ſo be- reit iſt, einem jeden wiſſen zu laſſen, was ſie ge- litten hat, daß dieß mir die Gewalt benehmen wird, mit einem leidlichen Rufe fuͤr uns beyde, das Uebel, welches ſie erduldet hat, wieder zu er- ſetzen. Wird dieſes etwas von der Abſicht er- fuͤllen, Herr Hickmann, wozu dieſer Beſuch die- nen ſoll?
Dieß, geſtehe ich, mein Herr, heißt ſo gere- det, als ein Mann, der auf ſeine Ehre haͤlt, re- den muß. Aber ſie ſagen, es ſey noch ein drit- tes, das ſie an der Fraͤulein tadeln. Darf ich fragen, was dieß ſey?
Jch weiß nicht, mein Herr, ob ich es ihnen ſagen ſoll, oder nicht. Vielleicht werden ſie es nicht glauben, wenn ich es ſage. Allein wenn die Fraͤulein gleich die Wahrheit, und nichts
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die Fraͤulein Harlowe, ihrem Gemuͤthe nach, bis
auf dieſe Stunde iſt. Vermelden ſie ihr, daß
ich hoffe, ſie werde niemals die eigentlichen Um-
ſtaͤnde wiſſen wollen; aber daß der Fraͤulein
ungebuͤhrlich begegnet ſey. Vermelden ſie ihr,
daß, ob ich gleich nicht weiß, was ihre Freundinn
geſchrieben hat, ich doch eine ſolche Meynung
von ihrer Liebe zur Wahrheit habe, daß ich blind-
lings fuͤr die Wahrheit eines jeden Tittels da-
von unterſchreiben wollte, wenn es mich auch noch
ſo ſchwarz vorſtellen ſollte. Vermelden ſie ihr,
daß ich nur drey Dinge an ihr zu tadeln habe.
Das eine, daß ſie mir nicht Gelegenheit geben
will, das Unrecht, welches ihr geſchehen iſt, wie-
der gut zu machen: das zweyte, daß ſie ſo be-
reit iſt, einem jeden wiſſen zu laſſen, was ſie ge-
litten hat, daß dieß mir die Gewalt benehmen
wird, mit einem leidlichen Rufe fuͤr uns beyde,
das Uebel, welches ſie erduldet hat, wieder zu er-
ſetzen. Wird dieſes etwas von der Abſicht er-
fuͤllen, Herr Hickmann, wozu dieſer Beſuch die-
nen ſoll?
Dieß, geſtehe ich, mein Herr, heißt ſo gere-
det, als ein Mann, der auf ſeine Ehre haͤlt, re-
den muß. Aber ſie ſagen, es ſey noch ein drit-
tes, das ſie an der Fraͤulein tadeln. Darf ich
fragen, was dieß ſey?
Jch weiß nicht, mein Herr, ob ich es ihnen
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nicht glauben, wenn ich es ſage. Allein wenn
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/421>, abgerufen am 23.11.2024.
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