hätten, das, wie ich glaubte, niemals seines glei- chen gehabt. So wenig auch Herr Lovelace zu vertheidigen wäre: so hätte er doch ihrer Tugend allemal Gerechtigkeit widerfahren lassen. Eben der vollkommenen Ueberzeugung von ihrer unbe- fleckten Ehre wäre es zuzuschreiben, daß er so sehnlich wünschte, ein so unschätzbares Kleinod sein Eigenthum zu nennen - - Jch wollte wei- ter reden, als sie mich wieder abzubrechen nö- thigte - -
Schon genug, und zu viel von dieser Sache, mein Herr! - - Wird er mich nur sein Ange- sicht niemals mehr sehen lassen: so ist das alles, was ich nun von ihm zu verlangen habe. - - Jn der That, in der That - - Dieß sagte sie mit zusammen geschlagenen Händen - - Jch will ihn niemals wieder sehen, wo ich es, durch irgend einige Mittel ohne eine strafbare Verzweifelung, vermeiden kann.
Was konnte ich zu deinem Vortheil anfüh- ren? - - Wie dem aber auch seyn mag: so war es doch nicht rathsam, damals diese Saite wie- der zu rühren, weil ich besorgen mußte, dadurch zu veranlassen, daß mir, nicht allein von der Sa- che weiter zu reden, sondern auch ihr jemals wie- der aufzuwarten, verboten würde.
Jch gab ihr von weiten etwas wegen des Geldes zu verstehen. Jch hätte dir schon vor- her noch melden sollen, daß, da ich ihr die Stelle vorlas, worinn du mir aufträgst, ihr so viel Geld aufzudringen, als ich sie zu nehmen bereden könn-
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haͤtten, das, wie ich glaubte, niemals ſeines glei- chen gehabt. So wenig auch Herr Lovelace zu vertheidigen waͤre: ſo haͤtte er doch ihrer Tugend allemal Gerechtigkeit widerfahren laſſen. Eben der vollkommenen Ueberzeugung von ihrer unbe- fleckten Ehre waͤre es zuzuſchreiben, daß er ſo ſehnlich wuͤnſchte, ein ſo unſchaͤtzbares Kleinod ſein Eigenthum zu nennen ‒ ‒ Jch wollte wei- ter reden, als ſie mich wieder abzubrechen noͤ- thigte ‒ ‒
Schon genug, und zu viel von dieſer Sache, mein Herr! ‒ ‒ Wird er mich nur ſein Ange- ſicht niemals mehr ſehen laſſen: ſo iſt das alles, was ich nun von ihm zu verlangen habe. ‒ ‒ Jn der That, in der That ‒ ‒ Dieß ſagte ſie mit zuſammen geſchlagenen Haͤnden ‒ ‒ Jch will ihn niemals wieder ſehen, wo ich es, durch irgend einige Mittel ohne eine ſtrafbare Verzweifelung, vermeiden kann.
Was konnte ich zu deinem Vortheil anfuͤh- ren? ‒ ‒ Wie dem aber auch ſeyn mag: ſo war es doch nicht rathſam, damals dieſe Saite wie- der zu ruͤhren, weil ich beſorgen mußte, dadurch zu veranlaſſen, daß mir, nicht allein von der Sa- che weiter zu reden, ſondern auch ihr jemals wie- der aufzuwarten, verboten wuͤrde.
Jch gab ihr von weiten etwas wegen des Geldes zu verſtehen. Jch haͤtte dir ſchon vor- her noch melden ſollen, daß, da ich ihr die Stelle vorlas, worinn du mir auftraͤgſt, ihr ſo viel Geld aufzudringen, als ich ſie zu nehmen bereden koͤnn-
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haͤtten, das, wie ich glaubte, niemals ſeines glei-
chen gehabt. So wenig auch Herr Lovelace zu
vertheidigen waͤre: ſo haͤtte er doch ihrer Tugend
allemal Gerechtigkeit widerfahren laſſen. Eben
der vollkommenen Ueberzeugung von ihrer unbe-
fleckten Ehre waͤre es zuzuſchreiben, daß er ſo
ſehnlich wuͤnſchte, ein ſo unſchaͤtzbares Kleinod
ſein Eigenthum zu nennen ‒ ‒ Jch wollte wei-
ter reden, als ſie mich wieder abzubrechen noͤ-
thigte ‒ ‒
Schon genug, und zu viel von dieſer Sache,
mein Herr! ‒ ‒ Wird er mich nur ſein Ange-
ſicht niemals mehr ſehen laſſen: ſo iſt das alles,
was ich nun von ihm zu verlangen habe. ‒ ‒
Jn der That, in der That ‒ ‒ Dieß ſagte ſie
mit zuſammen geſchlagenen Haͤnden ‒ ‒ Jch
will ihn niemals wieder ſehen, wo ich es,
durch irgend einige Mittel ohne eine ſtrafbare
Verzweifelung, vermeiden kann.
Was konnte ich zu deinem Vortheil anfuͤh-
ren? ‒ ‒ Wie dem aber auch ſeyn mag: ſo war
es doch nicht rathſam, damals dieſe Saite wie-
der zu ruͤhren, weil ich beſorgen mußte, dadurch
zu veranlaſſen, daß mir, nicht allein von der Sa-
che weiter zu reden, ſondern auch ihr jemals wie-
der aufzuwarten, verboten wuͤrde.
Jch gab ihr von weiten etwas wegen des
Geldes zu verſtehen. Jch haͤtte dir ſchon vor-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/369>, abgerufen am 23.11.2024.
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