nehmen lassen: eine Summe; nichts von der niederträchtigen Bosheit bey diesem Verfahren zu sagen; welche die liebe Seele unmöglich auf- bringen könnte; da alle ihre Kleider und Sachen, ausgenommen was sie an und bey sich hatte, als sie davon ging, in dem Hause des alten Teufels sind.
Und hier, was noch so viel schlimmer ist, hat das liebe Kind schon zween Tage liegen müssen. Denn ich mußte meine beyden Tanten und mei- ne zwo Basen bedienen, und dem Lord M. nach seinem langwierigen Lager bey einer Lustreise zur Veränderung der Luft Gesellschaft leisten. Der Henker hole unsere ganze Familie! - - Jch bin nicht eher, als diese Stunde, zurückgekom- men, und nun bin ich zu meiner Verwirrung zu- rückgekommen: da ich die verfluchte Zeitung und den frohlockenden Brief erhalten habe.
Eile, eile, lieber Bruder, um Gottes willen eile zu der beleidigten Schönen! Mein Herz blu- tet für sie - - Dieß hat sie nicht verdienet! - - Jch darf keinen Fuß von hier setzen. - - Man wird glauben, daß es auf meinen Anschlag ge- schehen sey - - Und wo ich von der Stelle ge- he: so wird das den Verdacht bestätigen.
Verdammt sey den Augenblick dieß verfluch- te Weib! - - Gleichwohl denkt sie, daß sie hie- durch nicht wenig Dank bey mir verdienet habe! - - Unglücklicher, höchst unglücklicher Umstand! - - Noch dazu eben zu einer Zeit, da sich bessere
Aus-
Sechster Theil. R
nehmen laſſen: eine Summe; nichts von der niedertraͤchtigen Bosheit bey dieſem Verfahren zu ſagen; welche die liebe Seele unmoͤglich auf- bringen koͤnnte; da alle ihre Kleider und Sachen, ausgenommen was ſie an und bey ſich hatte, als ſie davon ging, in dem Hauſe des alten Teufels ſind.
Und hier, was noch ſo viel ſchlimmer iſt, hat das liebe Kind ſchon zween Tage liegen muͤſſen. Denn ich mußte meine beyden Tanten und mei- ne zwo Baſen bedienen, und dem Lord M. nach ſeinem langwierigen Lager bey einer Luſtreiſe zur Veraͤnderung der Luft Geſellſchaft leiſten. Der Henker hole unſere ganze Familie! ‒ ‒ Jch bin nicht eher, als dieſe Stunde, zuruͤckgekom- men, und nun bin ich zu meiner Verwirrung zu- ruͤckgekommen: da ich die verfluchte Zeitung und den frohlockenden Brief erhalten habe.
Eile, eile, lieber Bruder, um Gottes willen eile zu der beleidigten Schoͤnen! Mein Herz blu- tet fuͤr ſie ‒ ‒ Dieß hat ſie nicht verdienet! ‒ ‒ Jch darf keinen Fuß von hier ſetzen. ‒ ‒ Man wird glauben, daß es auf meinen Anſchlag ge- ſchehen ſey ‒ ‒ Und wo ich von der Stelle ge- he: ſo wird das den Verdacht beſtaͤtigen.
Verdammt ſey den Augenblick dieß verfluch- te Weib! ‒ ‒ Gleichwohl denkt ſie, daß ſie hie- durch nicht wenig Dank bey mir verdienet habe! ‒ ‒ Ungluͤcklicher, hoͤchſt ungluͤcklicher Umſtand! ‒ ‒ Noch dazu eben zu einer Zeit, da ſich beſſere
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Sechſter Theil. R
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nehmen laſſen: eine Summe; nichts von der
niedertraͤchtigen Bosheit bey dieſem Verfahren
zu ſagen; welche die liebe Seele unmoͤglich auf-
bringen koͤnnte; da alle ihre Kleider und Sachen,
ausgenommen was ſie an und bey ſich hatte, als
ſie davon ging, in dem Hauſe des alten Teufels
ſind.
Und hier, was noch ſo viel ſchlimmer iſt, hat
das liebe Kind ſchon zween Tage liegen muͤſſen.
Denn ich mußte meine beyden Tanten und mei-
ne zwo Baſen bedienen, und dem Lord M. nach
ſeinem langwierigen Lager bey einer Luſtreiſe zur
Veraͤnderung der Luft Geſellſchaft leiſten.
Der Henker hole unſere ganze Familie! ‒ ‒ Jch
bin nicht eher, als dieſe Stunde, zuruͤckgekom-
men, und nun bin ich zu meiner Verwirrung zu-
ruͤckgekommen: da ich die verfluchte Zeitung und
den frohlockenden Brief erhalten habe.
Eile, eile, lieber Bruder, um Gottes willen
eile zu der beleidigten Schoͤnen! Mein Herz blu-
tet fuͤr ſie ‒ ‒ Dieß hat ſie nicht verdienet! ‒ ‒
Jch darf keinen Fuß von hier ſetzen. ‒ ‒ Man
wird glauben, daß es auf meinen Anſchlag ge-
ſchehen ſey ‒ ‒ Und wo ich von der Stelle ge-
he: ſo wird das den Verdacht beſtaͤtigen.
Verdammt ſey den Augenblick dieß verfluch-
te Weib! ‒ ‒ Gleichwohl denkt ſie, daß ſie hie-
durch nicht wenig Dank bey mir verdienet habe! ‒ ‒
Ungluͤcklicher, hoͤchſt ungluͤcklicher Umſtand! ‒ ‒
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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