Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



viere vergossen Freudenthränen, daß eine Person
von unserm Geschlechte da ist; und ich ins beson-
dere, daß diese eine Person meine Freundinn ist;
welche demselben so viel Ehre gemacht hat, daß
sie die aus eigner Ueberzeugung geflossenen Lobes-
erhebungen, welche er Jhnen ertheilet hat, ver-
dienet: ob gleich mit der vergnügten Regung ein
Mitleiden gegen die unvergleichliche Person ge-
mischet war.

Er verspricht durch sie, sich als den besten
Mann zu beweisen. Der Lord, und seine beyden
Schwestern, wollen alle die Gewähr leisten, daß
er es wirklich thun werde. Sie schwatzten von
anständigen Ehestiftungen, von ansehnlichen Ge-
schenken. Sie sagten, sie hätten den Lord M.
und seine zwo Schwestern so verlassen, daß sie
von nichts, als von diesen Geschenken und Ehe-
stiftungen geredet, wie sie am besten einzurichten
wären, Jhnen dadurch Ehre zu bezeigen, auch
um so viel größer, je größer das schimpfliche Lei-
den gewesen, das Sie ausgestanden haben; im-
gleichen von Veränderung der Namen durch ei-
nen Parlamentsbrief, als einer Vorbereitung zu
der Mühe, die sie sich alle mit vereinigten Kräf-
ten geben wollen, die Titel auf eben denjenigen
zu bringen, auf den das Stammgut fallen muß,
wenn der Lord stirbt, dessen Ende sie näher besor-
gen, als sie wünschen. Auch zweifeln sie nicht an ei-
ner gänzlichen Besserung in seinen sittlichen Grund-
sätzen und in seiner Lebensart, welche von Jhrem

Bey-



viere vergoſſen Freudenthraͤnen, daß eine Perſon
von unſerm Geſchlechte da iſt; und ich ins beſon-
dere, daß dieſe eine Perſon meine Freundinn iſt;
welche demſelben ſo viel Ehre gemacht hat, daß
ſie die aus eigner Ueberzeugung gefloſſenen Lobes-
erhebungen, welche er Jhnen ertheilet hat, ver-
dienet: ob gleich mit der vergnuͤgten Regung ein
Mitleiden gegen die unvergleichliche Perſon ge-
miſchet war.

Er verſpricht durch ſie, ſich als den beſten
Mann zu beweiſen. Der Lord, und ſeine beyden
Schweſtern, wollen alle die Gewaͤhr leiſten, daß
er es wirklich thun werde. Sie ſchwatzten von
anſtaͤndigen Eheſtiftungen, von anſehnlichen Ge-
ſchenken. Sie ſagten, ſie haͤtten den Lord M.
und ſeine zwo Schweſtern ſo verlaſſen, daß ſie
von nichts, als von dieſen Geſchenken und Ehe-
ſtiftungen geredet, wie ſie am beſten einzurichten
waͤren, Jhnen dadurch Ehre zu bezeigen, auch
um ſo viel groͤßer, je groͤßer das ſchimpfliche Lei-
den geweſen, das Sie ausgeſtanden haben; im-
gleichen von Veraͤnderung der Namen durch ei-
nen Parlamentsbrief, als einer Vorbereitung zu
der Muͤhe, die ſie ſich alle mit vereinigten Kraͤf-
ten geben wollen, die Titel auf eben denjenigen
zu bringen, auf den das Stammgut fallen muß,
wenn der Lord ſtirbt, deſſen Ende ſie naͤher beſor-
gen, als ſie wuͤnſchen. Auch zweifeln ſie nicht an ei-
ner gaͤnzlichen Beſſerung in ſeinen ſittlichen Grund-
ſaͤtzen und in ſeiner Lebensart, welche von Jhrem

Bey-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0250" n="244"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
viere vergo&#x017F;&#x017F;en Freudenthra&#x0364;nen, daß eine Per&#x017F;on<lb/>
von un&#x017F;erm Ge&#x017F;chlechte da i&#x017F;t; und ich ins be&#x017F;on-<lb/>
dere, daß die&#x017F;e eine Per&#x017F;on meine Freundinn i&#x017F;t;<lb/>
welche dem&#x017F;elben &#x017F;o viel Ehre gemacht hat, daß<lb/>
&#x017F;ie die aus eigner Ueberzeugung geflo&#x017F;&#x017F;enen Lobes-<lb/>
erhebungen, welche er Jhnen ertheilet hat, ver-<lb/>
dienet: ob gleich mit der vergnu&#x0364;gten Regung ein<lb/>
Mitleiden gegen die unvergleichliche Per&#x017F;on ge-<lb/>
mi&#x017F;chet war.</p><lb/>
          <p>Er ver&#x017F;pricht durch &#x017F;ie, &#x017F;ich als den be&#x017F;ten<lb/>
Mann zu bewei&#x017F;en. Der Lord, und &#x017F;eine beyden<lb/>
Schwe&#x017F;tern, wollen alle die Gewa&#x0364;hr lei&#x017F;ten, daß<lb/>
er es wirklich thun werde. Sie &#x017F;chwatzten von<lb/>
an&#x017F;ta&#x0364;ndigen Ehe&#x017F;tiftungen, von an&#x017F;ehnlichen Ge-<lb/>
&#x017F;chenken. Sie &#x017F;agten, &#x017F;ie ha&#x0364;tten den Lord M.<lb/>
und &#x017F;eine zwo Schwe&#x017F;tern &#x017F;o verla&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie<lb/>
von nichts, als von die&#x017F;en Ge&#x017F;chenken und Ehe-<lb/>
&#x017F;tiftungen geredet, wie &#x017F;ie am be&#x017F;ten einzurichten<lb/>
wa&#x0364;ren, Jhnen dadurch Ehre zu bezeigen, auch<lb/>
um &#x017F;o viel gro&#x0364;ßer, je gro&#x0364;ßer das &#x017F;chimpfliche Lei-<lb/>
den gewe&#x017F;en, das Sie ausge&#x017F;tanden haben; im-<lb/>
gleichen von Vera&#x0364;nderung der Namen durch ei-<lb/>
nen Parlamentsbrief, als einer Vorbereitung zu<lb/>
der Mu&#x0364;he, die &#x017F;ie &#x017F;ich alle mit vereinigten Kra&#x0364;f-<lb/>
ten geben wollen, die Titel auf eben denjenigen<lb/>
zu bringen, auf den das Stammgut fallen muß,<lb/>
wenn der Lord &#x017F;tirbt, de&#x017F;&#x017F;en Ende &#x017F;ie na&#x0364;her be&#x017F;or-<lb/>
gen, als &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;chen. Auch zweifeln &#x017F;ie nicht an ei-<lb/>
ner ga&#x0364;nzlichen Be&#x017F;&#x017F;erung in &#x017F;einen &#x017F;ittlichen Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzen und in &#x017F;einer Lebensart, welche von Jhrem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bey-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0250] viere vergoſſen Freudenthraͤnen, daß eine Perſon von unſerm Geſchlechte da iſt; und ich ins beſon- dere, daß dieſe eine Perſon meine Freundinn iſt; welche demſelben ſo viel Ehre gemacht hat, daß ſie die aus eigner Ueberzeugung gefloſſenen Lobes- erhebungen, welche er Jhnen ertheilet hat, ver- dienet: ob gleich mit der vergnuͤgten Regung ein Mitleiden gegen die unvergleichliche Perſon ge- miſchet war. Er verſpricht durch ſie, ſich als den beſten Mann zu beweiſen. Der Lord, und ſeine beyden Schweſtern, wollen alle die Gewaͤhr leiſten, daß er es wirklich thun werde. Sie ſchwatzten von anſtaͤndigen Eheſtiftungen, von anſehnlichen Ge- ſchenken. Sie ſagten, ſie haͤtten den Lord M. und ſeine zwo Schweſtern ſo verlaſſen, daß ſie von nichts, als von dieſen Geſchenken und Ehe- ſtiftungen geredet, wie ſie am beſten einzurichten waͤren, Jhnen dadurch Ehre zu bezeigen, auch um ſo viel groͤßer, je groͤßer das ſchimpfliche Lei- den geweſen, das Sie ausgeſtanden haben; im- gleichen von Veraͤnderung der Namen durch ei- nen Parlamentsbrief, als einer Vorbereitung zu der Muͤhe, die ſie ſich alle mit vereinigten Kraͤf- ten geben wollen, die Titel auf eben denjenigen zu bringen, auf den das Stammgut fallen muß, wenn der Lord ſtirbt, deſſen Ende ſie naͤher beſor- gen, als ſie wuͤnſchen. Auch zweifeln ſie nicht an ei- ner gaͤnzlichen Beſſerung in ſeinen ſittlichen Grund- ſaͤtzen und in ſeiner Lebensart, welche von Jhrem Bey-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/250
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/250>, abgerufen am 21.05.2024.