get: so muß sie sich selbst danken, was erfolgen wird.
Bey dem allen ist doch mein ganzes Herz ihr ergeben. Jch liebe sie mehr, als ich sagen kann: und kann es nicht ändern. Jch hoffe daher, daß sie dieß letzte Erbieten annehmen werde, wie ich wünsche: und daß sie nicht wil- lens sey, nach der eigentlichen Weise der Weibs- leute, mich zu plagen, zu kränken und zu quä- len; da sie nun gefunden, was sie für Gewalt über mich hat. Wo sie mich nun zu Gnaden annehmen will, indem diese Gewissensregungen bey mir noch währen: so sollen alle ihre Prüfungen, ob es mir gleich zu verächtlich ist, unter der Be- dingung meiner Aufrichtigkeit mit dir einen Vergleich zu treffen, vorüber seyn; wie ich mich schon vorher erkläret habe; und sie soll so glück- lich werden, als ich sie machen kann. Denn wenn ich alles überdenke, was zwischen uns, seit meiner ersten Bekanntschaft mit ihr bis auf diese Stunde, vorgegangen ist: so muß ich bekennen, daß sie die Tugend selbst ist, und sage noch ein- mal, sie hat ihres gleichen nicht.
Wenn ihr mir einen Wink gebt, die Benen- nung eines andern Tages in ihren freyen Willen zu stellen: bedenkt ihr denn wohl, daß es unmög- lich sey, meine Ränke und Kunstgriffe viel län- ger vor ihr zu verbergen? - - Eben dieß macht, daß ich auf den Tag, ob er gleich so nahe ist, dringe: und zwar um so viel mehr, da ich von ihres Onkels Geburtstage so viel Wesens gemacht
habe.
get: ſo muß ſie ſich ſelbſt danken, was erfolgen wird.
Bey dem allen iſt doch mein ganzes Herz ihr ergeben. Jch liebe ſie mehr, als ich ſagen kann: und kann es nicht aͤndern. Jch hoffe daher, daß ſie dieß letzte Erbieten annehmen werde, wie ich wuͤnſche: und daß ſie nicht wil- lens ſey, nach der eigentlichen Weiſe der Weibs- leute, mich zu plagen, zu kraͤnken und zu quaͤ- len; da ſie nun gefunden, was ſie fuͤr Gewalt uͤber mich hat. Wo ſie mich nun zu Gnaden annehmen will, indem dieſe Gewiſſensregungen bey mir noch waͤhren: ſo ſollen alle ihre Pruͤfungen, ob es mir gleich zu veraͤchtlich iſt, unter der Be- dingung meiner Aufrichtigkeit mit dir einen Vergleich zu treffen, voruͤber ſeyn; wie ich mich ſchon vorher erklaͤret habe; und ſie ſoll ſo gluͤck- lich werden, als ich ſie machen kann. Denn wenn ich alles uͤberdenke, was zwiſchen uns, ſeit meiner erſten Bekanntſchaft mit ihr bis auf dieſe Stunde, vorgegangen iſt: ſo muß ich bekennen, daß ſie die Tugend ſelbſt iſt, und ſage noch ein- mal, ſie hat ihres gleichen nicht.
Wenn ihr mir einen Wink gebt, die Benen- nung eines andern Tages in ihren freyen Willen zu ſtellen: bedenkt ihr denn wohl, daß es unmoͤg- lich ſey, meine Raͤnke und Kunſtgriffe viel laͤn- ger vor ihr zu verbergen? ‒ ‒ Eben dieß macht, daß ich auf den Tag, ob er gleich ſo nahe iſt, dringe: und zwar um ſo viel mehr, da ich von ihres Onkels Geburtstage ſo viel Weſens gemacht
habe.
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get: ſo muß ſie ſich ſelbſt danken, was erfolgen
wird.
Bey dem allen iſt doch mein ganzes Herz
ihr ergeben. Jch liebe ſie mehr, als ich ſagen
kann: und kann es nicht aͤndern. Jch hoffe
daher, daß ſie dieß letzte Erbieten annehmen
werde, wie ich wuͤnſche: und daß ſie nicht wil-
lens ſey, nach der eigentlichen Weiſe der Weibs-
leute, mich zu plagen, zu kraͤnken und zu quaͤ-
len; da ſie nun gefunden, was ſie fuͤr Gewalt
uͤber mich hat. Wo ſie mich nun zu Gnaden
annehmen will, indem dieſe Gewiſſensregungen
bey mir noch waͤhren: ſo ſollen alle ihre Pruͤfungen,
ob es mir gleich zu veraͤchtlich iſt, unter der Be-
dingung meiner Aufrichtigkeit mit dir einen
Vergleich zu treffen, voruͤber ſeyn; wie ich mich
ſchon vorher erklaͤret habe; und ſie ſoll ſo gluͤck-
lich werden, als ich ſie machen kann. Denn
wenn ich alles uͤberdenke, was zwiſchen uns, ſeit
meiner erſten Bekanntſchaft mit ihr bis auf dieſe
Stunde, vorgegangen iſt: ſo muß ich bekennen,
daß ſie die Tugend ſelbſt iſt, und ſage noch ein-
mal, ſie hat ihres gleichen nicht.
Wenn ihr mir einen Wink gebt, die Benen-
nung eines andern Tages in ihren freyen Willen
zu ſtellen: bedenkt ihr denn wohl, daß es unmoͤg-
lich ſey, meine Raͤnke und Kunſtgriffe viel laͤn-
ger vor ihr zu verbergen? ‒ ‒ Eben dieß macht,
daß ich auf den Tag, ob er gleich ſo nahe iſt,
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habe.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/850>, abgerufen am 22.11.2024.
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