mir bange ist, eben so wenig geachtet werden - - Geschieht es: so ist ihr Gnadentag schlechterdings vorbey.
Man sollte sich einbilden, da sie so lange zum Zwange selbst gewöhnt ist, daß sie mit dem Sie- ge, den sie am Freytag, Abends, über uns alle davon trug, zufrieden gewesen seyn möchte: ei- nem Siege, der bis auf diese Stunde meinen Stolz und meine Eitelkeit so sehr erniedriget hat, daß ich die Worte, Ränke, Erfindung, aus- gekünstelte Anschläge beynahe hasse, und in Zu- kunft bey allem, was mir in meinen erfindungs- reichen Kopf kommt, mir selber nicht trauen werde.
Siehst du aber nicht, daß ich genöthigt bin, sie noch bey der Fr. Sinclairn zu lassen, und ihr allen Briefwechsel zu untersagen?
Da ich nun wirklich, Belford, bey meiner gegenwärtigen Gemüthsfassung, an nichts an- ders gedenke, als mich mit ihr zu vermählen; wo sie den Donnerstag nicht vorbeygehen läßt: so sähe ich gern, daß du nach der Anzeige, die ich ihr in meinem Briefe von eben diesem Tage des- falls gethan habe, zu ihr gingest, für mich gelobe- test, für mich schwürest, und alle Gründe gebrau- chetest, die dir dein freundschaftliches Herz einge- ben kann, damit du mir eine Antwort von ihr verschaffetest; die sie nur in vier Worten geben mag, wie du sehen wirst. Und dann bin ich wil- lens, den Lord M. zu verlassen, so gefährlich auch seine Krankheit ist, und zu ihr in die von ihr be-
nannte
mir bange iſt, eben ſo wenig geachtet werden ‒ ‒ Geſchieht es: ſo iſt ihr Gnadentag ſchlechterdings vorbey.
Man ſollte ſich einbilden, da ſie ſo lange zum Zwange ſelbſt gewoͤhnt iſt, daß ſie mit dem Sie- ge, den ſie am Freytag, Abends, uͤber uns alle davon trug, zufrieden geweſen ſeyn moͤchte: ei- nem Siege, der bis auf dieſe Stunde meinen Stolz und meine Eitelkeit ſo ſehr erniedriget hat, daß ich die Worte, Raͤnke, Erfindung, aus- gekuͤnſtelte Anſchlaͤge beynahe haſſe, und in Zu- kunft bey allem, was mir in meinen erfindungs- reichen Kopf kommt, mir ſelber nicht trauen werde.
Siehſt du aber nicht, daß ich genoͤthigt bin, ſie noch bey der Fr. Sinclairn zu laſſen, und ihr allen Briefwechſel zu unterſagen?
Da ich nun wirklich, Belford, bey meiner gegenwaͤrtigen Gemuͤthsfaſſung, an nichts an- ders gedenke, als mich mit ihr zu vermaͤhlen; wo ſie den Donnerſtag nicht vorbeygehen laͤßt: ſo ſaͤhe ich gern, daß du nach der Anzeige, die ich ihr in meinem Briefe von eben dieſem Tage des- falls gethan habe, zu ihr gingeſt, fuͤr mich gelobe- teſt, fuͤr mich ſchwuͤreſt, und alle Gruͤnde gebrau- cheteſt, die dir dein freundſchaftliches Herz einge- ben kann, damit du mir eine Antwort von ihr verſchaffeteſt; die ſie nur in vier Worten geben mag, wie du ſehen wirſt. Und dann bin ich wil- lens, den Lord M. zu verlaſſen, ſo gefaͤhrlich auch ſeine Krankheit iſt, und zu ihr in die von ihr be-
nannte
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mir bange iſt, eben ſo wenig geachtet werden ‒ ‒
Geſchieht es: ſo iſt ihr Gnadentag ſchlechterdings
vorbey.
Man ſollte ſich einbilden, da ſie ſo lange zum
Zwange ſelbſt gewoͤhnt iſt, daß ſie mit dem Sie-
ge, den ſie am Freytag, Abends, uͤber uns alle
davon trug, zufrieden geweſen ſeyn moͤchte: ei-
nem Siege, der bis auf dieſe Stunde meinen
Stolz und meine Eitelkeit ſo ſehr erniedriget hat,
daß ich die Worte, Raͤnke, Erfindung, aus-
gekuͤnſtelte Anſchlaͤge beynahe haſſe, und in Zu-
kunft bey allem, was mir in meinen erfindungs-
reichen Kopf kommt, mir ſelber nicht trauen
werde.
Siehſt du aber nicht, daß ich genoͤthigt bin,
ſie noch bey der Fr. Sinclairn zu laſſen, und ihr
allen Briefwechſel zu unterſagen?
Da ich nun wirklich, Belford, bey meiner
gegenwaͤrtigen Gemuͤthsfaſſung, an nichts an-
ders gedenke, als mich mit ihr zu vermaͤhlen; wo
ſie den Donnerſtag nicht vorbeygehen laͤßt: ſo
ſaͤhe ich gern, daß du nach der Anzeige, die ich
ihr in meinem Briefe von eben dieſem Tage des-
falls gethan habe, zu ihr gingeſt, fuͤr mich gelobe-
teſt, fuͤr mich ſchwuͤreſt, und alle Gruͤnde gebrau-
cheteſt, die dir dein freundſchaftliches Herz einge-
ben kann, damit du mir eine Antwort von ihr
verſchaffeteſt; die ſie nur in vier Worten geben
mag, wie du ſehen wirſt. Und dann bin ich wil-
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ſeine Krankheit iſt, und zu ihr in die von ihr be-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/842>, abgerufen am 24.11.2024.
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