und alle Fülle zu erlangen, zu bedrohen schei- net - -
Die Gesetze sollen allein meine Zuflucht seyn! - -
Hierauf sagte mir die schändliche Mutter ins Ohr, es wäre besser sich mit diesem wunderli- chen Frauenzimmer zu setzen und sie gehen zu lassen.
So unverschämt muthig sich Sarah zu an- dern Zeiten beweiset: so hieß es itzo doch: Wenn Herr Lovelace ihnen etwas erzählet hätte, das nicht wahr wäre, daß sie seine Gemahlinn - -
Nicht anders klang es bey Marichen Horton: Sie müßte nothwendig sagen, daß die Fräulein, wo sie nicht meine Gemahlinn wäre, gar sehr beleidiget wäre. Das war alles.
Das ist itzo keine Sache, worüber sich strei- ten lässet, schrie ich. Sie, Madame, und ich, wissen - -
Ja, wir wissen, sprach sie: und ich danke Gott, daß ich nicht dein bin - - Noch einmal, ich danke Gott dafür! Jch zweifele gar nicht an der fernern Schandthat, die du bey dieser eh- renlosen und niedrigen List gegen mich im Sinue gehabt hast. Allein ich habe meine Sinne, Lo- velace: und verachte dich von ganzem Herzen, du recht armseliger Lovelace! Wie kannst du vor meinen Augen stehen! - - Du, der - -
Madame, Madame, Madame - - Dieß sind Beschimpfungen, die nicht zu ertragen stehen - - Jch nahete mich ihr. Aber sie zog
sich
und alle Fuͤlle zu erlangen, zu bedrohen ſchei- net ‒ ‒
Die Geſetze ſollen allein meine Zuflucht ſeyn! ‒ ‒
Hierauf ſagte mir die ſchaͤndliche Mutter ins Ohr, es waͤre beſſer ſich mit dieſem wunderli- chen Frauenzimmer zu ſetzen und ſie gehen zu laſſen.
So unverſchaͤmt muthig ſich Sarah zu an- dern Zeiten beweiſet: ſo hieß es itzo doch: Wenn Herr Lovelace ihnen etwas erzaͤhlet haͤtte, das nicht wahr waͤre, daß ſie ſeine Gemahlinn ‒ ‒
Nicht anders klang es bey Marichen Horton: Sie muͤßte nothwendig ſagen, daß die Fraͤulein, wo ſie nicht meine Gemahlinn waͤre, gar ſehr beleidiget waͤre. Das war alles.
Das iſt itzo keine Sache, woruͤber ſich ſtrei- ten laͤſſet, ſchrie ich. Sie, Madame, und ich, wiſſen ‒ ‒
Ja, wir wiſſen, ſprach ſie: und ich danke Gott, daß ich nicht dein bin ‒ ‒ Noch einmal, ich danke Gott dafuͤr! Jch zweifele gar nicht an der fernern Schandthat, die du bey dieſer eh- renloſen und niedrigen Liſt gegen mich im Sinue gehabt haſt. Allein ich habe meine Sinne, Lo- velace: und verachte dich von ganzem Herzen, du recht armſeliger Lovelace! Wie kannſt du vor meinen Augen ſtehen! ‒ ‒ Du, der ‒ ‒
Madame, Madame, Madame ‒ ‒ Dieß ſind Beſchimpfungen, die nicht zu ertragen ſtehen ‒ ‒ Jch nahete mich ihr. Aber ſie zog
ſich
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und alle Fuͤlle zu erlangen, zu bedrohen ſchei-
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Die Geſetze ſollen allein meine Zuflucht
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Hierauf ſagte mir die ſchaͤndliche Mutter ins
Ohr, es waͤre beſſer ſich mit dieſem wunderli-
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So unverſchaͤmt muthig ſich Sarah zu an-
dern Zeiten beweiſet: ſo hieß es itzo doch: Wenn
Herr Lovelace ihnen etwas erzaͤhlet haͤtte, das
nicht wahr waͤre, daß ſie ſeine Gemahlinn ‒ ‒
Nicht anders klang es bey Marichen Horton:
Sie muͤßte nothwendig ſagen, daß die Fraͤulein,
wo ſie nicht meine Gemahlinn waͤre, gar ſehr
beleidiget waͤre. Das war alles.
Das iſt itzo keine Sache, woruͤber ſich ſtrei-
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Ja, wir wiſſen, ſprach ſie: und ich danke
Gott, daß ich nicht dein bin ‒ ‒ Noch einmal,
ich danke Gott dafuͤr! Jch zweifele gar nicht
an der fernern Schandthat, die du bey dieſer eh-
renloſen und niedrigen Liſt gegen mich im Sinue
gehabt haſt. Allein ich habe meine Sinne, Lo-
velace: und verachte dich von ganzem Herzen,
du recht armſeliger Lovelace! Wie kannſt du vor
meinen Augen ſtehen! ‒ ‒ Du, der ‒ ‒
Madame, Madame, Madame ‒ ‒ Dieß
ſind Beſchimpfungen, die nicht zu ertragen
ſtehen ‒ ‒ Jch nahete mich ihr. Aber ſie zog
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/820>, abgerufen am 24.11.2024.
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