ein neuer Vorfall seyn? - - Ein Vorfall, der den Schein der Undankbarkeit wider sie an die Hand geben wird?
Jhr Vorsatz, es vor mir geheim zu hal- ten, zeigt, daß sie sich fürchtet, entdeckt zu werden, und, wie sich daraus schließen läßt, sich der Schuld bewußt ist. Mir fehlte nur ein Vorwand. Kann ich einen bessern haben? Wenn ich bey dieser Entdeckung heftig aufge- bracht werde: wird denn nicht von allen und je- den zugestanden, daß eine heftige Gemüthsbewe- gung eine verübte Gewaltthätigkeit geringer ma- che? - - Sind nicht alle Männer und Weiber verbunden, die Fehler an einander zu entschul- digen, welche sie bisweilen als eine Folge von sol- chen gottlosen Wirkungen an sich selbst wahr- nehmen?
Stelle dir vor, daß die Mutter und die Schwesterschaft versammlet werde, über das schändliche Mägdchen, das sich hat bestechen las- sen, Gericht zu halten - - Der geringste Vor- theil, der mir aus dieser zufälligen Entdeckung erwachsen muß, wo sie mir, wie doch wohl ge- schehen mag, nicht zur wirklichen Vollziehung meiner Absicht einen Vorwand giebt, wird dieser seyn, daß ich eine Entschuldigung haben werde, warum ich meine Befehle von neuem schärfe, sie bis auf meine Wiederkunft von M. Hall festzuhalten, und genauer, als vorher, über sie zu wachen; mit der Verordnung, alle Briefe, welche von ihr oder an sie geschrieben werden
mögen,
ein neuer Vorfall ſeyn? ‒ ‒ Ein Vorfall, der den Schein der Undankbarkeit wider ſie an die Hand geben wird?
Jhr Vorſatz, es vor mir geheim zu hal- ten, zeigt, daß ſie ſich fuͤrchtet, entdeckt zu werden, und, wie ſich daraus ſchließen laͤßt, ſich der Schuld bewußt iſt. Mir fehlte nur ein Vorwand. Kann ich einen beſſern haben? Wenn ich bey dieſer Entdeckung heftig aufge- bracht werde: wird denn nicht von allen und je- den zugeſtanden, daß eine heftige Gemuͤthsbewe- gung eine veruͤbte Gewaltthaͤtigkeit geringer ma- che? ‒ ‒ Sind nicht alle Maͤnner und Weiber verbunden, die Fehler an einander zu entſchul- digen, welche ſie bisweilen als eine Folge von ſol- chen gottloſen Wirkungen an ſich ſelbſt wahr- nehmen?
Stelle dir vor, daß die Mutter und die Schweſterſchaft verſammlet werde, uͤber das ſchaͤndliche Maͤgdchen, das ſich hat beſtechen laſ- ſen, Gericht zu halten ‒ ‒ Der geringſte Vor- theil, der mir aus dieſer zufaͤlligen Entdeckung erwachſen muß, wo ſie mir, wie doch wohl ge- ſchehen mag, nicht zur wirklichen Vollziehung meiner Abſicht einen Vorwand giebt, wird dieſer ſeyn, daß ich eine Entſchuldigung haben werde, warum ich meine Befehle von neuem ſchaͤrfe, ſie bis auf meine Wiederkunft von M. Hall feſtzuhalten, und genauer, als vorher, uͤber ſie zu wachen; mit der Verordnung, alle Briefe, welche von ihr oder an ſie geſchrieben werden
moͤgen,
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ein neuer Vorfall ſeyn? ‒ ‒ Ein Vorfall, der
den Schein der Undankbarkeit wider ſie an die
Hand geben wird?
Jhr Vorſatz, es vor mir geheim zu hal-
ten, zeigt, daß ſie ſich fuͤrchtet, entdeckt zu
werden, und, wie ſich daraus ſchließen laͤßt,
ſich der Schuld bewußt iſt. Mir fehlte nur
ein Vorwand. Kann ich einen beſſern haben?
Wenn ich bey dieſer Entdeckung heftig aufge-
bracht werde: wird denn nicht von allen und je-
den zugeſtanden, daß eine heftige Gemuͤthsbewe-
gung eine veruͤbte Gewaltthaͤtigkeit geringer ma-
che? ‒ ‒ Sind nicht alle Maͤnner und Weiber
verbunden, die Fehler an einander zu entſchul-
digen, welche ſie bisweilen als eine Folge von ſol-
chen gottloſen Wirkungen an ſich ſelbſt wahr-
nehmen?
Stelle dir vor, daß die Mutter und die
Schweſterſchaft verſammlet werde, uͤber das
ſchaͤndliche Maͤgdchen, das ſich hat beſtechen laſ-
ſen, Gericht zu halten ‒ ‒ Der geringſte Vor-
theil, der mir aus dieſer zufaͤlligen Entdeckung
erwachſen muß, wo ſie mir, wie doch wohl ge-
ſchehen mag, nicht zur wirklichen Vollziehung
meiner Abſicht einen Vorwand giebt, wird
dieſer ſeyn, daß ich eine Entſchuldigung haben
werde, warum ich meine Befehle von neuem
ſchaͤrfe, ſie bis auf meine Wiederkunft von M.
Hall feſtzuhalten, und genauer, als vorher, uͤber
ſie zu wachen; mit der Verordnung, alle Briefe,
welche von ihr oder an ſie geſchrieben werden
moͤgen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/798>, abgerufen am 22.11.2024.
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