Freunden ein Democrit bin: sonst mangelt mir nichts, das mir der alte Lord verlassen könnte. Warum sollte denn der Kummer solche fröhliche, solche muntere Züge, als ich habe, traurig machen und verziehen?
Deine aber sind von ganz anderer Art. Wenn ein Mord auf der Gasse verübt wäre, und du nur vorbey gingest; der Mörder selbst aber so gar vor Augen seyn sollte: so würden die Hä- scher ihn laufen lassen und dich greifen. Ja eben eine Bildung würde dir so wohl das Hän- gen, als das Greifen, zuziehen.
Jedoch ein Wort zur Sache, Bruder. Mit wem theiltest du deinen Kummer? - - Warest du wohl aufgenommen? - - Jch werde ein gu- tes Theil davon brauchen. Denn ich bin wil- lens, alle und jede in der Familie traurig zu ma- chen - - von außen, wo ni cht von innen - -
Der neun und funfzigste Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
den 23ten Jun. Freytags, frühe.
Jch ging diesen Morgen frühe aus. Jch hat- te einen Anschlag. Jch weiß aber noch nicht, ob ich ihn verfolgen werde, oder nicht.
Da
Fünfter Theil. D d d
Freunden ein Democrit bin: ſonſt mangelt mir nichts, das mir der alte Lord verlaſſen koͤnnte. Warum ſollte denn der Kummer ſolche froͤhliche, ſolche muntere Zuͤge, als ich habe, traurig machen und verziehen?
Deine aber ſind von ganz anderer Art. Wenn ein Mord auf der Gaſſe veruͤbt waͤre, und du nur vorbey gingeſt; der Moͤrder ſelbſt aber ſo gar vor Augen ſeyn ſollte: ſo wuͤrden die Haͤ- ſcher ihn laufen laſſen und dich greifen. Ja eben eine Bildung wuͤrde dir ſo wohl das Haͤn- gen, als das Greifen, zuziehen.
Jedoch ein Wort zur Sache, Bruder. Mit wem theilteſt du deinen Kummer? ‒ ‒ Wareſt du wohl aufgenommen? ‒ ‒ Jch werde ein gu- tes Theil davon brauchen. Denn ich bin wil- lens, alle und jede in der Familie traurig zu ma- chen ‒ ‒ von außen, wo ni cht von innen ‒ ‒
Der neun und funfzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
den 23ten Jun. Freytags, fruͤhe.
Jch ging dieſen Morgen fruͤhe aus. Jch hat- te einen Anſchlag. Jch weiß aber noch nicht, ob ich ihn verfolgen werde, oder nicht.
Da
Fuͤnfter Theil. D d d
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Freunden ein Democrit bin: ſonſt mangelt mir
nichts, das mir der alte Lord verlaſſen koͤnnte.
Warum ſollte denn der Kummer ſolche froͤhliche,
ſolche muntere Zuͤge, als ich habe, traurig machen
und verziehen?
Deine aber ſind von ganz anderer Art.
Wenn ein Mord auf der Gaſſe veruͤbt waͤre, und
du nur vorbey gingeſt; der Moͤrder ſelbſt aber
ſo gar vor Augen ſeyn ſollte: ſo wuͤrden die Haͤ-
ſcher ihn laufen laſſen und dich greifen. Ja
eben eine Bildung wuͤrde dir ſo wohl das Haͤn-
gen, als das Greifen, zuziehen.
Jedoch ein Wort zur Sache, Bruder. Mit
wem theilteſt du deinen Kummer? ‒ ‒ Wareſt
du wohl aufgenommen? ‒ ‒ Jch werde ein gu-
tes Theil davon brauchen. Denn ich bin wil-
lens, alle und jede in der Familie traurig zu ma-
chen ‒ ‒ von außen, wo ni cht von innen ‒ ‒
Der neun und funfzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
den 23ten Jun. Freytags, fruͤhe.
Jch ging dieſen Morgen fruͤhe aus. Jch hat-
te einen Anſchlag. Jch weiß aber noch
nicht, ob ich ihn verfolgen werde, oder nicht.
Da
Fuͤnfter Theil. D d d
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/791>, abgerufen am 18.12.2024.
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