Kutsche, oder einen Aufenthalt in einer guten und ehrlichen Familie antreffen kann.
Wie wollen sie es mit den Kleidern machen, gnädige Fräulein? - - Jch vermuthe, sie wer- den keine andern mit sich nehmen können, als die sie anhaben werden.
O, was frage ich nach Kleidern: wenn ich nur aus diesem Hause kommen kann!
Wie wird es mit dem Gelde werden, gnädi- ge Fräulein? Jch habe wohl gehört, daß sich der gnädige Herr darüber beklaget hat, daß er sie nicht bewegen könnte, ihm desfalls einige Verbindlich- keit zu haben, ob er gleich besorgte, sie müßten sehr wenig mehr übrig haben.
O, ich habe Ringe und andere Kostbarkeiten. Es ist wahr, ich habe nur noch vier Guineen: und zwo davon fand ich neulich in einem kleinen Stück von Spitzen eingewickelt, weil sie zu ei- nem Liebesdienst bestimmt waren; aber nun, lei- der! muß die Liebe bey mir selbst anfangen. Je- doch ist mir noch eine werthe Freundinn übrig, wo sie annoch lebet, wie ich in Gott hoffe, der ich verbunden seyn kann, wenn ich zu kurz kom- me. O Dorcas, ich müßte schon eher von ihr Nachricht haben: wenn ich freye Hände gehabt hätte.
Jn Wahrheit, gnädige Fräulein, sie sind sehr übel daran. Jch bedaure sie von ganzem Her- zen.
Jch danke euch, Dorcas! - - Es ist mein Unglück, daß ich nicht eher bedacht habe, daß ich
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Kutſche, oder einen Aufenthalt in einer guten und ehrlichen Familie antreffen kann.
Wie wollen ſie es mit den Kleidern machen, gnaͤdige Fraͤulein? ‒ ‒ Jch vermuthe, ſie wer- den keine andern mit ſich nehmen koͤnnen, als die ſie anhaben werden.
O, was frage ich nach Kleidern: wenn ich nur aus dieſem Hauſe kommen kann!
Wie wird es mit dem Gelde werden, gnaͤdi- ge Fraͤulein? Jch habe wohl gehoͤrt, daß ſich der gnaͤdige Herr daruͤber beklaget hat, daß er ſie nicht bewegen koͤnnte, ihm desfalls einige Verbindlich- keit zu haben, ob er gleich beſorgte, ſie muͤßten ſehr wenig mehr uͤbrig haben.
O, ich habe Ringe und andere Koſtbarkeiten. Es iſt wahr, ich habe nur noch vier Guineen: und zwo davon fand ich neulich in einem kleinen Stuͤck von Spitzen eingewickelt, weil ſie zu ei- nem Liebesdienſt beſtimmt waren; aber nun, lei- der! muß die Liebe bey mir ſelbſt anfangen. Je- doch iſt mir noch eine werthe Freundinn uͤbrig, wo ſie annoch lebet, wie ich in Gott hoffe, der ich verbunden ſeyn kann, wenn ich zu kurz kom- me. O Dorcas, ich muͤßte ſchon eher von ihr Nachricht haben: wenn ich freye Haͤnde gehabt haͤtte.
Jn Wahrheit, gnaͤdige Fraͤulein, ſie ſind ſehr uͤbel daran. Jch bedaure ſie von ganzem Her- zen.
Jch danke euch, Dorcas! ‒ ‒ Es iſt mein Ungluͤck, daß ich nicht eher bedacht habe, daß ich
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Kutſche, oder einen Aufenthalt in einer guten und
ehrlichen Familie antreffen kann.
Wie wollen ſie es mit den Kleidern machen,
gnaͤdige Fraͤulein? ‒ ‒ Jch vermuthe, ſie wer-
den keine andern mit ſich nehmen koͤnnen, als die
ſie anhaben werden.
O, was frage ich nach Kleidern: wenn ich
nur aus dieſem Hauſe kommen kann!
Wie wird es mit dem Gelde werden, gnaͤdi-
ge Fraͤulein? Jch habe wohl gehoͤrt, daß ſich der
gnaͤdige Herr daruͤber beklaget hat, daß er ſie nicht
bewegen koͤnnte, ihm desfalls einige Verbindlich-
keit zu haben, ob er gleich beſorgte, ſie muͤßten
ſehr wenig mehr uͤbrig haben.
O, ich habe Ringe und andere Koſtbarkeiten.
Es iſt wahr, ich habe nur noch vier Guineen:
und zwo davon fand ich neulich in einem kleinen
Stuͤck von Spitzen eingewickelt, weil ſie zu ei-
nem Liebesdienſt beſtimmt waren; aber nun, lei-
der! muß die Liebe bey mir ſelbſt anfangen. Je-
doch iſt mir noch eine werthe Freundinn uͤbrig,
wo ſie annoch lebet, wie ich in Gott hoffe, der
ich verbunden ſeyn kann, wenn ich zu kurz kom-
me. O Dorcas, ich muͤßte ſchon eher von ihr
Nachricht haben: wenn ich freye Haͤnde gehabt
haͤtte.
Jn Wahrheit, gnaͤdige Fraͤulein, ſie ſind ſehr
uͤbel daran. Jch bedaure ſie von ganzem Her-
zen.
Jch danke euch, Dorcas! ‒ ‒ Es iſt mein
Ungluͤck, daß ich nicht eher bedacht habe, daß ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/717>, abgerufen am 24.11.2024.
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