wie ich vermuthe, die Nase auf die Ecke von dem Stuhl, daß das Blut in Menge herauslief und strohmweise die Brust herunterfloß: weil sie zu sehr erschrocken war, es zu merken.
Niemals hat wohl ein Mensch solches Schre- cken und solche Unruhe empfunden, als ich da- mals empfand. Jch schloß alsobald, daß sie sich mit einem verborgenen Gewehr durchstochen hätte.
Jch rannte in wilder Todesangst zu ihr - - Denn Dorcas war vor Schrecken aus allen ih- ren verstellten Fürbitten gekommen - -
Was haben sie gemacht! - - O was haben sie gemacht! Sehen sie auf zu mir, mein liebstes Leben! - - Süßes, beleidigtes, unschuldiges Herz, sehen sie auf zu mir! Was haben sie ge- macht! - - Lange will ich sie gewiß nicht über- leben. - - Es fehlte nicht viel, so hätte ich mei- nen Degen gezogen, mich selbst von der Welt zu bringen: als ich eben gewahr ward - - Zu was für einem weichherzigen Tölpel macht mich dieß reizende Kind nach ihrem eignen Gefallen! - - daß alles, was ich fürchtete, nichts mehr als eine blutende Nase war; welche ihr vielleicht den Kopf und den Verstand erhalten hat; denn das Blut konnte eine Viertelstunde lang nicht gestil- let werden.
Jch sehe inzwischen aus diesem wunderlichen Falle, daß das liebe Kind im Grunde nur eine recht feige Seele ist, und daß ich ihr durch Schre- eken die Galle gegen mich benehmen kann, so oft
ich
wie ich vermuthe, die Naſe auf die Ecke von dem Stuhl, daß das Blut in Menge herauslief und ſtrohmweiſe die Bruſt herunterfloß: weil ſie zu ſehr erſchrocken war, es zu merken.
Niemals hat wohl ein Menſch ſolches Schre- cken und ſolche Unruhe empfunden, als ich da- mals empfand. Jch ſchloß alſobald, daß ſie ſich mit einem verborgenen Gewehr durchſtochen haͤtte.
Jch rannte in wilder Todesangſt zu ihr ‒ ‒ Denn Dorcas war vor Schrecken aus allen ih- ren verſtellten Fuͤrbitten gekommen ‒ ‒
Was haben ſie gemacht! ‒ ‒ O was haben ſie gemacht! Sehen ſie auf zu mir, mein liebſtes Leben! ‒ ‒ Suͤßes, beleidigtes, unſchuldiges Herz, ſehen ſie auf zu mir! Was haben ſie ge- macht! ‒ ‒ Lange will ich ſie gewiß nicht uͤber- leben. ‒ ‒ Es fehlte nicht viel, ſo haͤtte ich mei- nen Degen gezogen, mich ſelbſt von der Welt zu bringen: als ich eben gewahr ward ‒ ‒ Zu was fuͤr einem weichherzigen Toͤlpel macht mich dieß reizende Kind nach ihrem eignen Gefallen! ‒ ‒ daß alles, was ich fuͤrchtete, nichts mehr als eine blutende Naſe war; welche ihr vielleicht den Kopf und den Verſtand erhalten hat; denn das Blut konnte eine Viertelſtunde lang nicht geſtil- let werden.
Jch ſehe inzwiſchen aus dieſem wunderlichen Falle, daß das liebe Kind im Grunde nur eine recht feige Seele iſt, und daß ich ihr durch Schre- eken die Galle gegen mich benehmen kann, ſo oft
ich
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wie ich vermuthe, die Naſe auf die Ecke von dem
Stuhl, daß das Blut in Menge herauslief und
ſtrohmweiſe die Bruſt herunterfloß: weil ſie zu
ſehr erſchrocken war, es zu merken.
Niemals hat wohl ein Menſch ſolches Schre-
cken und ſolche Unruhe empfunden, als ich da-
mals empfand. Jch ſchloß alſobald, daß ſie ſich
mit einem verborgenen Gewehr durchſtochen
haͤtte.
Jch rannte in wilder Todesangſt zu ihr ‒ ‒
Denn Dorcas war vor Schrecken aus allen ih-
ren verſtellten Fuͤrbitten gekommen ‒ ‒
Was haben ſie gemacht! ‒ ‒ O was haben
ſie gemacht! Sehen ſie auf zu mir, mein liebſtes
Leben! ‒ ‒ Suͤßes, beleidigtes, unſchuldiges
Herz, ſehen ſie auf zu mir! Was haben ſie ge-
macht! ‒ ‒ Lange will ich ſie gewiß nicht uͤber-
leben. ‒ ‒ Es fehlte nicht viel, ſo haͤtte ich mei-
nen Degen gezogen, mich ſelbſt von der Welt zu
bringen: als ich eben gewahr ward ‒ ‒ Zu was
fuͤr einem weichherzigen Toͤlpel macht mich dieß
reizende Kind nach ihrem eignen Gefallen! ‒ ‒
daß alles, was ich fuͤrchtete, nichts mehr als eine
blutende Naſe war; welche ihr vielleicht den
Kopf und den Verſtand erhalten hat; denn das
Blut konnte eine Viertelſtunde lang nicht geſtil-
let werden.
Jch ſehe inzwiſchen aus dieſem wunderlichen
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recht feige Seele iſt, und daß ich ihr durch Schre-
eken die Galle gegen mich benehmen kann, ſo oft
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/704>, abgerufen am 03.12.2024.
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