ete, sich nicht so sehr gegen dich empörte, als es wirklich thut: so wollte ich dennoch nicht, das sage ich dir noch einmal, so wollte ich dennoch nicht, um tausend Welten willen, meine Seele mit einem solchen Kerl in einen Bund ver- stricken.
Beruhigen sie sich doch, gnädige Fräulein: um ihrer selbst willen beruhigen sie sich. Er- lauben sie mir, daß ich sie aufhebe: so sehr mich auch ihre Seele verabscheuet - -
Nein, wo ich sie nicht anrühren darf - - Denn sie schlug mir ganz verwildert auf die Hän- de: aber mit einem so angenehm gerührten We- sen; indem ihre Brust mit vieler Bewegung auf und nieder ging, da sie zu mir in die Höhe sahe; daß ich sie mit Entzückung hätte an die meinige drücken können, ob ich gleich von Herzen böse war - -
Wenn ich sie nicht anrühren muß: so will ich nicht - - Aber glauben sie sicher; ich nahm die ernsthafteste Mine an, die mir möglich war, um zu versuchen, was das ausrichten würde; glau- ben sie sicher, gnädige Fräulein, daß dieß nicht der rechte Weg ist, den Uebeln zu entgehen, die sie besürchten. Jch mag thun, was ich will: so kann ich mir nicht übel begegnen lassen! - - Dor- cas, geht eure Wege!
Sie stand auf, da Dorcas im Begriff war, wegzugehen: und ergriff dieselbe mit vieler Wild- heit bey dem Arm. O Dorcas! wo du wirklich von meinem Geschlechte bist: so beschwöre ich
dich,
ete, ſich nicht ſo ſehr gegen dich empoͤrte, als es wirklich thut: ſo wollte ich dennoch nicht, das ſage ich dir noch einmal, ſo wollte ich dennoch nicht, um tauſend Welten willen, meine Seele mit einem ſolchen Kerl in einen Bund ver- ſtricken.
Beruhigen ſie ſich doch, gnaͤdige Fraͤulein: um ihrer ſelbſt willen beruhigen ſie ſich. Er- lauben ſie mir, daß ich ſie aufhebe: ſo ſehr mich auch ihre Seele verabſcheuet ‒ ‒
Nein, wo ich ſie nicht anruͤhren darf ‒ ‒ Denn ſie ſchlug mir ganz verwildert auf die Haͤn- de: aber mit einem ſo angenehm geruͤhrten We- ſen; indem ihre Bruſt mit vieler Bewegung auf und nieder ging, da ſie zu mir in die Hoͤhe ſahe; daß ich ſie mit Entzuͤckung haͤtte an die meinige druͤcken koͤnnen, ob ich gleich von Herzen boͤſe war ‒ ‒
Wenn ich ſie nicht anruͤhren muß: ſo will ich nicht ‒ ‒ Aber glauben ſie ſicher; ich nahm die ernſthafteſte Mine an, die mir moͤglich war, um zu verſuchen, was das ausrichten wuͤrde; glau- ben ſie ſicher, gnaͤdige Fraͤulein, daß dieß nicht der rechte Weg iſt, den Uebeln zu entgehen, die ſie beſuͤrchten. Jch mag thun, was ich will: ſo kann ich mir nicht uͤbel begegnen laſſen! ‒ ‒ Dor- cas, geht eure Wege!
Sie ſtand auf, da Dorcas im Begriff war, wegzugehen: und ergriff dieſelbe mit vieler Wild- heit bey dem Arm. O Dorcas! wo du wirklich von meinem Geſchlechte biſt: ſo beſchwoͤre ich
dich,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0702"n="696"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ete, ſich nicht ſo ſehr gegen dich empoͤrte, als es<lb/><hirendition="#fr">wirklich</hi> thut: ſo wollte ich dennoch nicht, das<lb/>ſage ich dir noch einmal, ſo wollte ich dennoch<lb/>
nicht, um tauſend Welten willen, meine Seele<lb/>
mit einem ſolchen Kerl in einen Bund ver-<lb/>ſtricken.</p><lb/><p>Beruhigen ſie ſich doch, gnaͤdige Fraͤulein:<lb/>
um <hirendition="#fr">ihrer ſelbſt</hi> willen beruhigen ſie ſich. Er-<lb/>
lauben ſie mir, daß ich ſie aufhebe: ſo ſehr mich<lb/>
auch ihre Seele <hirendition="#fr">verabſcheuet</hi>‒‒</p><lb/><p>Nein, wo ich ſie nicht anruͤhren darf ‒‒<lb/>
Denn ſie ſchlug mir ganz verwildert auf die Haͤn-<lb/>
de: aber mit einem ſo angenehm geruͤhrten We-<lb/>ſen; indem ihre Bruſt mit vieler Bewegung auf<lb/>
und nieder ging, da ſie zu mir in die Hoͤhe ſahe;<lb/>
daß ich ſie mit Entzuͤckung haͤtte an die meinige<lb/>
druͤcken koͤnnen, ob ich gleich von Herzen boͤſe<lb/>
war ‒‒</p><lb/><p>Wenn ich ſie nicht anruͤhren muß: ſo will<lb/>
ich nicht ‒‒ Aber glauben ſie ſicher; ich nahm<lb/>
die ernſthafteſte Mine an, die mir moͤglich war, um<lb/>
zu verſuchen, was <hirendition="#fr">das</hi> ausrichten wuͤrde; glau-<lb/>
ben ſie ſicher, gnaͤdige Fraͤulein, daß dieß nicht<lb/>
der rechte Weg iſt, den Uebeln zu entgehen, die<lb/>ſie beſuͤrchten. Jch mag thun, was ich will: ſo<lb/>
kann ich mir nicht uͤbel begegnen laſſen! ‒‒ Dor-<lb/>
cas, geht eure Wege!</p><lb/><p>Sie ſtand auf, da Dorcas im Begriff war,<lb/>
wegzugehen: und ergriff dieſelbe mit vieler Wild-<lb/>
heit bey dem Arm. O Dorcas! wo du wirklich<lb/>
von meinem Geſchlechte biſt: ſo beſchwoͤre ich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dich,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[696/0702]
ete, ſich nicht ſo ſehr gegen dich empoͤrte, als es
wirklich thut: ſo wollte ich dennoch nicht, das
ſage ich dir noch einmal, ſo wollte ich dennoch
nicht, um tauſend Welten willen, meine Seele
mit einem ſolchen Kerl in einen Bund ver-
ſtricken.
Beruhigen ſie ſich doch, gnaͤdige Fraͤulein:
um ihrer ſelbſt willen beruhigen ſie ſich. Er-
lauben ſie mir, daß ich ſie aufhebe: ſo ſehr mich
auch ihre Seele verabſcheuet ‒ ‒
Nein, wo ich ſie nicht anruͤhren darf ‒ ‒
Denn ſie ſchlug mir ganz verwildert auf die Haͤn-
de: aber mit einem ſo angenehm geruͤhrten We-
ſen; indem ihre Bruſt mit vieler Bewegung auf
und nieder ging, da ſie zu mir in die Hoͤhe ſahe;
daß ich ſie mit Entzuͤckung haͤtte an die meinige
druͤcken koͤnnen, ob ich gleich von Herzen boͤſe
war ‒ ‒
Wenn ich ſie nicht anruͤhren muß: ſo will
ich nicht ‒ ‒ Aber glauben ſie ſicher; ich nahm
die ernſthafteſte Mine an, die mir moͤglich war, um
zu verſuchen, was das ausrichten wuͤrde; glau-
ben ſie ſicher, gnaͤdige Fraͤulein, daß dieß nicht
der rechte Weg iſt, den Uebeln zu entgehen, die
ſie beſuͤrchten. Jch mag thun, was ich will: ſo
kann ich mir nicht uͤbel begegnen laſſen! ‒ ‒ Dor-
cas, geht eure Wege!
Sie ſtand auf, da Dorcas im Begriff war,
wegzugehen: und ergriff dieſelbe mit vieler Wild-
heit bey dem Arm. O Dorcas! wo du wirklich
von meinem Geſchlechte biſt: ſo beſchwoͤre ich
dich,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/702>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.