Alles wohl erwogen, hat meine Geliebte gleichwohl eine sehr bedenkliche Rolle zu spielen. Vergiebt sie mir leichtlich: so suche ich vielleicht wie- der meinen ersten Vorsatz zu verfolgen. - - Treibt sie ihre Weigerung, meine Hand anzunehmen, bis aufs höchste: so kann dergleichen Heftigkeit mich wohl zur Verzweifelung bringen, und zu neuer Gewaltthätigkeit Gelegenheit geben. - - Sie muß bedenken, wo sie ist: da sie glaubet, die Weibsleute hier im Hause kennen gelernet zu haben.
Jch kann mit mir selber gar nicht einig wer- den. Gebe ich meine Anschläge, mein Vergnü- gen an listigen Streichen, Ränken und Erfindun- gen auf: so werde ich nur ein Mensch von ge- meiner Art seyn; ein eben so ungeschickter, schwer- müthiger Kerl, als du bist. Und was habe ich gleichwohl von meinen ausgesonnenen Ränken, wenn sie auch glücklich von statten gehen? Was anders, als Schande, Misvergnügen und Reue? Allein diese Fräulein ist mir überlegen, vollkom- men überlegen. Jch weiß nicht, was ich mit ihr, oder ohne sie machen soll.
Der
cken verſucht werden, wie die Weibsleute rathen.
Alles wohl erwogen, hat meine Geliebte gleichwohl eine ſehr bedenkliche Rolle zu ſpielen. Vergiebt ſie mir leichtlich: ſo ſuche ich vielleicht wie- der meinen erſten Vorſatz zu verfolgen. ‒ ‒ Treibt ſie ihre Weigerung, meine Hand anzunehmen, bis aufs hoͤchſte: ſo kann dergleichen Heftigkeit mich wohl zur Verzweifelung bringen, und zu neuer Gewaltthaͤtigkeit Gelegenheit geben. ‒ ‒ Sie muß bedenken, wo ſie iſt: da ſie glaubet, die Weibsleute hier im Hauſe kennen gelernet zu haben.
Jch kann mit mir ſelber gar nicht einig wer- den. Gebe ich meine Anſchlaͤge, mein Vergnuͤ- gen an liſtigen Streichen, Raͤnken und Erfindun- gen auf: ſo werde ich nur ein Menſch von ge- meiner Art ſeyn; ein eben ſo ungeſchickter, ſchwer- muͤthiger Kerl, als du biſt. Und was habe ich gleichwohl von meinen ausgeſonnenen Raͤnken, wenn ſie auch gluͤcklich von ſtatten gehen? Was anders, als Schande, Misvergnuͤgen und Reue? Allein dieſe Fraͤulein iſt mir uͤberlegen, vollkom- men uͤberlegen. Jch weiß nicht, was ich mit ihr, oder ohne ſie machen ſoll.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0678"n="672"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
cken verſucht werden, wie die Weibsleute<lb/>
rathen.</p><lb/><p>Alles wohl erwogen, hat meine Geliebte<lb/>
gleichwohl eine ſehr bedenkliche Rolle zu ſpielen.<lb/>
Vergiebt ſie mir leichtlich: ſo ſuche ich vielleicht wie-<lb/>
der meinen erſten Vorſatz zu verfolgen. ‒‒ Treibt<lb/>ſie ihre Weigerung, meine Hand anzunehmen,<lb/>
bis aufs hoͤchſte: ſo kann dergleichen Heftigkeit<lb/>
mich wohl zur Verzweifelung bringen, und zu<lb/>
neuer Gewaltthaͤtigkeit Gelegenheit geben. ‒‒<lb/>
Sie muß bedenken, <hirendition="#fr">wo ſie iſt:</hi> da ſie glaubet,<lb/>
die Weibsleute hier im Hauſe kennen gelernet zu<lb/>
haben.</p><lb/><p>Jch kann mit mir ſelber gar nicht einig wer-<lb/>
den. Gebe ich meine Anſchlaͤge, mein Vergnuͤ-<lb/>
gen an liſtigen Streichen, Raͤnken und Erfindun-<lb/>
gen auf: ſo werde ich nur ein Menſch von ge-<lb/>
meiner Art ſeyn; ein eben ſo ungeſchickter, ſchwer-<lb/>
muͤthiger Kerl, als du biſt. Und was habe ich<lb/>
gleichwohl von meinen ausgeſonnenen Raͤnken,<lb/>
wenn ſie auch gluͤcklich von ſtatten gehen? Was<lb/>
anders, als Schande, Misvergnuͤgen und Reue?<lb/>
Allein dieſe Fraͤulein iſt mir uͤberlegen, vollkom-<lb/><hirendition="#c">men uͤberlegen. Jch weiß nicht, was ich mit<lb/>
ihr, oder ohne ſie machen ſoll.</hi></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[672/0678]
cken verſucht werden, wie die Weibsleute
rathen.
Alles wohl erwogen, hat meine Geliebte
gleichwohl eine ſehr bedenkliche Rolle zu ſpielen.
Vergiebt ſie mir leichtlich: ſo ſuche ich vielleicht wie-
der meinen erſten Vorſatz zu verfolgen. ‒ ‒ Treibt
ſie ihre Weigerung, meine Hand anzunehmen,
bis aufs hoͤchſte: ſo kann dergleichen Heftigkeit
mich wohl zur Verzweifelung bringen, und zu
neuer Gewaltthaͤtigkeit Gelegenheit geben. ‒ ‒
Sie muß bedenken, wo ſie iſt: da ſie glaubet,
die Weibsleute hier im Hauſe kennen gelernet zu
haben.
Jch kann mit mir ſelber gar nicht einig wer-
den. Gebe ich meine Anſchlaͤge, mein Vergnuͤ-
gen an liſtigen Streichen, Raͤnken und Erfindun-
gen auf: ſo werde ich nur ein Menſch von ge-
meiner Art ſeyn; ein eben ſo ungeſchickter, ſchwer-
muͤthiger Kerl, als du biſt. Und was habe ich
gleichwohl von meinen ausgeſonnenen Raͤnken,
wenn ſie auch gluͤcklich von ſtatten gehen? Was
anders, als Schande, Misvergnuͤgen und Reue?
Allein dieſe Fraͤulein iſt mir uͤberlegen, vollkom-
men uͤberlegen. Jch weiß nicht, was ich mit
ihr, oder ohne ſie machen ſoll.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/678>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.