Sie hangen ihr gänzlich an. Alles, was sie saget, ist und muß ein Evangelium seyn. - - Sie sind Bürgen, daß sie diesen Abend wieder nach Hampstead zurückkommen soll. Sie wol- len mit ihr zurückgehen. Es ist eine Abend- mahlzeit bey der Lady Elisabeth in Fr. Moorens Hause verabredet. Alle ledige Zimmer, die da sind, sollen mit meiner Erlaubniß; denn ich hatte sie für gewiß schon auf einen Monat gemiethet; von ihnen und ihren Bedienten wenigstens auf eine Woche bezogen werden: oder so lange, bis sie die eigensinnige Schöne, ihrer Hoffnung nach, gewinnen können, mir ihre Gewogenheit wieder zuzuwenden, und die Lady Elisabeth nach Or- fordschire zu begleiten.
Das liebe Kind hat sich so weit gefällig be- wiesen, daß sie an die Fräulein Howe schrei- ben und ihr melden will, wie die Sachen itzo stehen.
Schreibt sie wirklich: so werde ich sehen, was sie schreibet. Jch glaube aber, daß sie bald etwas anders zu thun haben wird.
Lady Elisabeth ist versichert, sagt sie zu ihr, daß sie dieselbe gewinnen werde, mir zu verge- ben: ob sie gleich frey gestehen darf, daß ich kei- ne Vergebung verdiene. Die Lady hält es nach ihrer zärtlichen Gemüthsart zu bedenklich, sich genau nach der eigentlichen Beschaffenheit mei- ner Beleidigung zu erkundigen. Allein es muß nothwendig eine Beleidigung ihrer selbst, der Fräulein Montague und aller tugendhaften Per-
sonen
Sie hangen ihr gaͤnzlich an. Alles, was ſie ſaget, iſt und muß ein Evangelium ſeyn. ‒ ‒ Sie ſind Buͤrgen, daß ſie dieſen Abend wieder nach Hampſtead zuruͤckkommen ſoll. Sie wol- len mit ihr zuruͤckgehen. Es iſt eine Abend- mahlzeit bey der Lady Eliſabeth in Fr. Moorens Hauſe verabredet. Alle ledige Zimmer, die da ſind, ſollen mit meiner Erlaubniß; denn ich hatte ſie fuͤr gewiß ſchon auf einen Monat gemiethet; von ihnen und ihren Bedienten wenigſtens auf eine Woche bezogen werden: oder ſo lange, bis ſie die eigenſinnige Schoͤne, ihrer Hoffnung nach, gewinnen koͤnnen, mir ihre Gewogenheit wieder zuzuwenden, und die Lady Eliſabeth nach Or- fordſchire zu begleiten.
Das liebe Kind hat ſich ſo weit gefaͤllig be- wieſen, daß ſie an die Fraͤulein Howe ſchrei- ben und ihr melden will, wie die Sachen itzo ſtehen.
Schreibt ſie wirklich: ſo werde ich ſehen, was ſie ſchreibet. Jch glaube aber, daß ſie bald etwas anders zu thun haben wird.
Lady Eliſabeth iſt verſichert, ſagt ſie zu ihr, daß ſie dieſelbe gewinnen werde, mir zu verge- ben: ob ſie gleich frey geſtehen darf, daß ich kei- ne Vergebung verdiene. Die Lady haͤlt es nach ihrer zaͤrtlichen Gemuͤthsart zu bedenklich, ſich genau nach der eigentlichen Beſchaffenheit mei- ner Beleidigung zu erkundigen. Allein es muß nothwendig eine Beleidigung ihrer ſelbſt, der Fraͤulein Montague und aller tugendhaften Per-
ſonen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0582"n="576"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Sie hangen ihr gaͤnzlich an. Alles, was ſie<lb/>ſaget, <hirendition="#fr">iſt</hi> und <hirendition="#fr">muß</hi> ein Evangelium ſeyn. ‒‒<lb/>
Sie ſind Buͤrgen, daß ſie dieſen Abend wieder<lb/>
nach Hampſtead zuruͤckkommen ſoll. Sie wol-<lb/>
len mit ihr zuruͤckgehen. Es iſt eine Abend-<lb/>
mahlzeit bey der Lady Eliſabeth in Fr. Moorens<lb/>
Hauſe verabredet. Alle ledige Zimmer, die da<lb/>ſind, ſollen mit meiner Erlaubniß; denn ich hatte<lb/>ſie fuͤr gewiß ſchon auf einen Monat gemiethet;<lb/>
von ihnen und ihren Bedienten wenigſtens auf<lb/>
eine Woche bezogen werden: oder ſo lange, bis<lb/>ſie die eigenſinnige Schoͤne, ihrer Hoffnung nach,<lb/>
gewinnen koͤnnen, mir ihre Gewogenheit wieder<lb/>
zuzuwenden, und die Lady Eliſabeth nach Or-<lb/>
fordſchire zu begleiten.</p><lb/><p>Das liebe Kind hat ſich ſo weit gefaͤllig be-<lb/>
wieſen, daß ſie an die Fraͤulein Howe ſchrei-<lb/>
ben und ihr melden will, wie die Sachen itzo<lb/>ſtehen.</p><lb/><p>Schreibt ſie wirklich: ſo werde ich ſehen,<lb/>
was ſie ſchreibet. Jch glaube aber, daß ſie bald<lb/>
etwas anders zu thun haben wird.</p><lb/><p>Lady Eliſabeth iſt verſichert, ſagt ſie zu ihr,<lb/>
daß ſie dieſelbe gewinnen werde, mir zu verge-<lb/>
ben: ob ſie gleich frey geſtehen darf, daß ich kei-<lb/>
ne Vergebung verdiene. Die Lady haͤlt es nach<lb/>
ihrer zaͤrtlichen Gemuͤthsart zu bedenklich, ſich<lb/>
genau nach der eigentlichen Beſchaffenheit mei-<lb/>
ner Beleidigung zu erkundigen. Allein es muß<lb/>
nothwendig eine Beleidigung ihrer ſelbſt, der<lb/>
Fraͤulein Montague und aller tugendhaften Per-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſonen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[576/0582]
Sie hangen ihr gaͤnzlich an. Alles, was ſie
ſaget, iſt und muß ein Evangelium ſeyn. ‒ ‒
Sie ſind Buͤrgen, daß ſie dieſen Abend wieder
nach Hampſtead zuruͤckkommen ſoll. Sie wol-
len mit ihr zuruͤckgehen. Es iſt eine Abend-
mahlzeit bey der Lady Eliſabeth in Fr. Moorens
Hauſe verabredet. Alle ledige Zimmer, die da
ſind, ſollen mit meiner Erlaubniß; denn ich hatte
ſie fuͤr gewiß ſchon auf einen Monat gemiethet;
von ihnen und ihren Bedienten wenigſtens auf
eine Woche bezogen werden: oder ſo lange, bis
ſie die eigenſinnige Schoͤne, ihrer Hoffnung nach,
gewinnen koͤnnen, mir ihre Gewogenheit wieder
zuzuwenden, und die Lady Eliſabeth nach Or-
fordſchire zu begleiten.
Das liebe Kind hat ſich ſo weit gefaͤllig be-
wieſen, daß ſie an die Fraͤulein Howe ſchrei-
ben und ihr melden will, wie die Sachen itzo
ſtehen.
Schreibt ſie wirklich: ſo werde ich ſehen,
was ſie ſchreibet. Jch glaube aber, daß ſie bald
etwas anders zu thun haben wird.
Lady Eliſabeth iſt verſichert, ſagt ſie zu ihr,
daß ſie dieſelbe gewinnen werde, mir zu verge-
ben: ob ſie gleich frey geſtehen darf, daß ich kei-
ne Vergebung verdiene. Die Lady haͤlt es nach
ihrer zaͤrtlichen Gemuͤthsart zu bedenklich, ſich
genau nach der eigentlichen Beſchaffenheit mei-
ner Beleidigung zu erkundigen. Allein es muß
nothwendig eine Beleidigung ihrer ſelbſt, der
Fraͤulein Montague und aller tugendhaften Per-
ſonen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/582>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.